" Wer auffällig ist, ist von der SPD der Kollege Tauss, 'auffällig' mal
wertungsfrei. "
Uwe Barth, als neuer Abgeordneter der FDP nun im Bundestag für Hochschulfragen zuständig, will nicht unhöflich sein. Dann verrät er aber doch, dass Jörg Tauss im Bildungsausschuss des Bundestages allein mit Zwischenrufen so viel Zeit verbrauche, wie andere mit regulären Wortbeiträgen.
Auf den Mund gefallen ist der 53 Jahre alte rundliche Abgeordnete mit dem freundlichen Gesicht nun wirklich nicht. Tauss ist ein hochschulpolitischer Sprecher ohne Hochschulabschluss: Nach der Realschule hat er eine Lehre als Lebensversicherungskaufmann abgeschlossen, später als Pressesprecher der IG Metall Baden-Württemberg sein Redetalent genutzt. Obwohl er immer noch einen ruhenden Arbeitsvertrag mit der Gewerkschaft hat, scheut er nicht davor zurück, die Arbeitnehmerorganisationen dafür zu kritisieren, dass sie sich nicht genug um die Hochschulen und die Studierenden kümmern:
" Sie haben sich in vielen Bereichen auf sich selbst zurückgezogen und genau solche Kontakte vernachlässigt. Und wenn sie eine Zukunft haben wollen und ich bin mir sicher, sie haben eine Zukunft in diesem Lande, dann müssen sie sich aber um diese Frage, um Zukunftsfragen, um Kontakte zu den intellektuellen Schichten, um die Fragen, wie sehen die Zukunftsfragen dieser Gesellschaft aus, kümmern und natürlich auch eigene Beiträge dafür liefern, diese zu lösen. "
In seinem kleinen Abgeordnetenbüro in der Karlsruher Innenstadt, das er mit zwei Mitarbeitern teilt, sucht Jörg Tauss an diesem Nachmittag das Gespräch mit Gewerkschaftern - per Chat. Seine Gesprächspartner sind junge Betriebsräte der Firma Triumph, die an einem Seminar im Allgäu teilnehmen. Der Abgeordnete informiert sie zunächst korrekterweise darüber, dass ihm das Radio beim Tippen über die Schulter schaut:
" Campus - Portrait der bildungspolitischen SprecherInnen im Bundestag..."
Zwei Stunden lang chattet Jörg Tauss anschließend mit den Arbeitnehmervertretern. Sie fragen den SPD-Politiker zum Beispiel, warum in Frankreich so viele junge Leute auf die Straße gegangen sind und in Baden-Württemberg viel weniger, obwohl hier gerade Studiengebühren eingeführt worden sind. Tauss sieht hier vor allem ein Versagen seiner Generation:
" Ich hätte mir gewünscht, dass die Eltern von Kindern, die mal studieren wollen, gerade aus dem Mittelstand hier etwas stärker sich wehren und dies auch mit dem Stimmzettel zum Ausdruck bringen. Dies war nicht so. Die Politik wird es nicht richten, in diesem Falle, sondern jetzt kommt es auf die Betroffenen an, ob sie tatsächlich nochmals den Hintern hoch bekommen oder eben diesen Sachverhalt als gegeben hinnehmen. Ich würde es bedauern, weil ich es für einen Bruch des Generationenvertrages halte, wenn ich der jungen Generation, der ich viel abverlange, sie soll Schulden übernehmen, sie soll mehr Altersvorsorge treffen, sie soll sich um ihre Gesundheitsvorsorge kümmern, und jetzt soll sie auch noch für ihre Bildung bezahlen. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Ich denke aber, hier wird der Protest noch stärker werden. "
Tauss' Büro in Karlsruhe ist nur knapp fünf Minuten Fußweg vom Campus der Technischen Universität entfernt. Ihn habe es schon sehr gefreut, dass die Karlsruher Uni zu den Gewinnern der Exzellenzinitiative gehört habe, versichert Tauss. Die Uni-Leitung will sich jedoch auf Nachfrage nicht dazu äußern, ob sie mit Arbeit des hochschulpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion im Bundestag zufrieden ist.
Wie kommt Jörg Tauss in Zeiten der großen Koalition eigentlich mit Monika Grütters, der neuen hochschulpolitischen Sprecherin der CDU/CSU, klar?
" Nette, sympathische Kollegin, aber nur solange man ihr nicht in die Quere kommt, dann hat sie im Zweifel auch Haare auf den Zähnen. "
Doch in die Quere kommen sich die Bildungspolitiker bisweilen auch in der Kuschel-Koalition: Gerade für den eher linken Sozialdemokraten Tauss ist es manchmal nicht so einfach, mit den bildungspolitischen Thesen des neuen Koalitionspartners klar zu kommen:
" Man merkt es an Themen, wie jetzt kürzlich an der Rütli-Schule beispielsweise, wo die CDU einfach versucht, populistisch Kapital aus solchen Vorfällen zu schlagen. Das finde ich bedauerlich und da merkt man schon, dass in der Union tief verwurzelt ist, der Wunsch, Stammtische auch im rechten Randbereich zu mobilisieren und das geht mir fürchterlich gegen den Strich und an dem Punkt gibt es dann auch Knatsch. "
wertungsfrei. "
Uwe Barth, als neuer Abgeordneter der FDP nun im Bundestag für Hochschulfragen zuständig, will nicht unhöflich sein. Dann verrät er aber doch, dass Jörg Tauss im Bildungsausschuss des Bundestages allein mit Zwischenrufen so viel Zeit verbrauche, wie andere mit regulären Wortbeiträgen.
Auf den Mund gefallen ist der 53 Jahre alte rundliche Abgeordnete mit dem freundlichen Gesicht nun wirklich nicht. Tauss ist ein hochschulpolitischer Sprecher ohne Hochschulabschluss: Nach der Realschule hat er eine Lehre als Lebensversicherungskaufmann abgeschlossen, später als Pressesprecher der IG Metall Baden-Württemberg sein Redetalent genutzt. Obwohl er immer noch einen ruhenden Arbeitsvertrag mit der Gewerkschaft hat, scheut er nicht davor zurück, die Arbeitnehmerorganisationen dafür zu kritisieren, dass sie sich nicht genug um die Hochschulen und die Studierenden kümmern:
" Sie haben sich in vielen Bereichen auf sich selbst zurückgezogen und genau solche Kontakte vernachlässigt. Und wenn sie eine Zukunft haben wollen und ich bin mir sicher, sie haben eine Zukunft in diesem Lande, dann müssen sie sich aber um diese Frage, um Zukunftsfragen, um Kontakte zu den intellektuellen Schichten, um die Fragen, wie sehen die Zukunftsfragen dieser Gesellschaft aus, kümmern und natürlich auch eigene Beiträge dafür liefern, diese zu lösen. "
In seinem kleinen Abgeordnetenbüro in der Karlsruher Innenstadt, das er mit zwei Mitarbeitern teilt, sucht Jörg Tauss an diesem Nachmittag das Gespräch mit Gewerkschaftern - per Chat. Seine Gesprächspartner sind junge Betriebsräte der Firma Triumph, die an einem Seminar im Allgäu teilnehmen. Der Abgeordnete informiert sie zunächst korrekterweise darüber, dass ihm das Radio beim Tippen über die Schulter schaut:
" Campus - Portrait der bildungspolitischen SprecherInnen im Bundestag..."
Zwei Stunden lang chattet Jörg Tauss anschließend mit den Arbeitnehmervertretern. Sie fragen den SPD-Politiker zum Beispiel, warum in Frankreich so viele junge Leute auf die Straße gegangen sind und in Baden-Württemberg viel weniger, obwohl hier gerade Studiengebühren eingeführt worden sind. Tauss sieht hier vor allem ein Versagen seiner Generation:
" Ich hätte mir gewünscht, dass die Eltern von Kindern, die mal studieren wollen, gerade aus dem Mittelstand hier etwas stärker sich wehren und dies auch mit dem Stimmzettel zum Ausdruck bringen. Dies war nicht so. Die Politik wird es nicht richten, in diesem Falle, sondern jetzt kommt es auf die Betroffenen an, ob sie tatsächlich nochmals den Hintern hoch bekommen oder eben diesen Sachverhalt als gegeben hinnehmen. Ich würde es bedauern, weil ich es für einen Bruch des Generationenvertrages halte, wenn ich der jungen Generation, der ich viel abverlange, sie soll Schulden übernehmen, sie soll mehr Altersvorsorge treffen, sie soll sich um ihre Gesundheitsvorsorge kümmern, und jetzt soll sie auch noch für ihre Bildung bezahlen. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Ich denke aber, hier wird der Protest noch stärker werden. "
Tauss' Büro in Karlsruhe ist nur knapp fünf Minuten Fußweg vom Campus der Technischen Universität entfernt. Ihn habe es schon sehr gefreut, dass die Karlsruher Uni zu den Gewinnern der Exzellenzinitiative gehört habe, versichert Tauss. Die Uni-Leitung will sich jedoch auf Nachfrage nicht dazu äußern, ob sie mit Arbeit des hochschulpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion im Bundestag zufrieden ist.
Wie kommt Jörg Tauss in Zeiten der großen Koalition eigentlich mit Monika Grütters, der neuen hochschulpolitischen Sprecherin der CDU/CSU, klar?
" Nette, sympathische Kollegin, aber nur solange man ihr nicht in die Quere kommt, dann hat sie im Zweifel auch Haare auf den Zähnen. "
Doch in die Quere kommen sich die Bildungspolitiker bisweilen auch in der Kuschel-Koalition: Gerade für den eher linken Sozialdemokraten Tauss ist es manchmal nicht so einfach, mit den bildungspolitischen Thesen des neuen Koalitionspartners klar zu kommen:
" Man merkt es an Themen, wie jetzt kürzlich an der Rütli-Schule beispielsweise, wo die CDU einfach versucht, populistisch Kapital aus solchen Vorfällen zu schlagen. Das finde ich bedauerlich und da merkt man schon, dass in der Union tief verwurzelt ist, der Wunsch, Stammtische auch im rechten Randbereich zu mobilisieren und das geht mir fürchterlich gegen den Strich und an dem Punkt gibt es dann auch Knatsch. "