"Klar, ich bin nervös, aber ich hoffe, dass das klappen wird. An dem Test nehmen sehr viele andere Abiturienten teil und es gibt nur wenige Studienplätze, aber was soll ich tun?"
Chiara Lutanezzi will in Rom an der Hochschule La Sapienza Medizin studieren. Dafür muss die 19-jährige Sizilianerin aus Messina einen "test d’accesso", eine Aufnahmeprüfung, erfolgreich überstehen. Rund dreitausend andere Abiturienten bewerben sich an La Sapienza um 150 Studienplätze. Eine eigentlich aussichtslose Situation, meint Chiara:
"Ich habe mich allein, ohne Hilfe eines Testtrainers, vorbereitet. Wenn das hier in Rom nicht klappt, dann studiere ich in Palermo Wirtschaftswissenschaften. Mein Traum ist ein Medizinstudium, aber man muss realistisch sein, und deshalb habe ich zwei Eisen im Feuer. Wichtig ist, dass ich studieren kann."
Bisher galten, Umfragen belegen es, Medizin und Architektur an italienischen Hochschulen als Traumstudiengänge. In diesem Jahr ist das anders. Das belegen zwei Zahlen, die derzeit in Italien für großes Aufsehen sorgen.
An La Sapienza in Rom haben sich, im Vergleich zu 2012, in diesem Jahr rund 60 Prozent weniger Schulabgänger für Aufnahmetests für die Fakultät Medizin beworben. Im Bereich Ingenieurwesen sind es sogar 72 Prozent weniger.
Das bedeutet nichts anderes, meint Francesca Trulli, die sich schon zum zweiten Mal in La Sapienza um einen Studienplatz in Medizin bewirbt, dass die meisten Schulabgänger Angst haben, die Aufnahmetests nicht zu bestehen:
"Da werden Fragen gestellt, die mit dem Studienfach nichts zu tun haben! Beispielsweise: welcher Schauspieler begleitete in einem bestimmten Film von 1971 eine bekannte Schauspielerin zu einem Ball. Das ist doch Unsinn.""
Absurde Fragen - die allerdings im Bildungsministerium in Rom bisher in den Bereich "Allgemeinwissen" fielen. Viele angehende Studierende, die sich Monate lang für Aufnahmeprüfungen vorbereitet haben, fühlen sich angesichts solcher Fragen zum Allgemeinwissen an der Nase herumgeführt. Wie Carlo Meglia. Auch er nimmt schon zum zweiten Mal an einer Aufnahmeprüfung für das Studienfach Ingenieurwesen in Rom teil:
"Zu diesen Prüfungen wird man nach dem Zufallsprinzip und nicht ausschließlich aufgrund schulischer Noten des Abiturs zugelassen. Das hat doch mit Fähigkeiten für ein mögliches Studienfach nichts zu tun".
Seit Jahren experimentieren Italiens Bildungsminister an ihren Hochschulen herum. Mit immer absurderen Aufnahmeprüfungen soll versucht werden, die jährlich an die Hochschulen strömenden Schulabgänger in bestimmte Studienrichtungen zu lenken – gibt doch Bildungspolitikern zufolge zu viele Mediziner, Architekten und Ingenieure.
Also wurden schwierige Aufnahmeprüfungen konstruiert, die Abiturienten abschrecken sollen. Die sich aber, und die Statistiken aus dem Bildungsministerium belegen es, in der Vergangenheit nicht abschrecken ließen. So gerieten bis zum letzten Jahre die Tage der Aufnahmeprüfungen zu Massenveranstaltungen mit Zehntausenden hoch nervöser junger Leute. In diesem Jahr sieht das allerdings ganz anders aus: Im nationalen Durchschnitt nehmen rund 50 Prozent weniger Abiturienten an den Prüfungen teil – und schreiben sich an Hochschulen ohne Tests ein.
Francesco Profumo, Bildungsminister der Regierung von Mario Monti, versuchte Ordnung in das Zulassungschaos zu bringen – und fügte zu den komplizierten Aufnahmeprüfungen noch den so genannten "Abitur-Bonus" hinzu. Je nachdem wie die Noten im Abiturzeugnis sind, erhält der Prüfungskandidat für eine bestimmte Fakultät vier bis zehn Punkte. 100 benötigt man, um einen Studienplatz zu erhalten.
Italiens amtierende Bildungsministerin Maria Chiara Carrozza kennt die Probleme der Studierenden und der Aufnahmeprüfungen. War sie doch bis zu ihrem Amtsantritt vor wenigen Wochen Rektorin der Universität San’Anna in Pisa:
"Ich arbeite an diesem Problem und ich hoffe, dass ich schon für das kommende Jahr eine Reform vorlegen kann, die auf nationaler Ebene für alle Hochschulen ein einheitliches Aufnahmesystem schafft, dass schulische Leistung richtig bewerte und möglichst wenig dem Zufall überlässt. Wir müssen Italien hier endlich dem europäischen Standard anpassen."
Ministerin Carrozza findet es "skandalös", erklärte sie in einem Zeitungsinterview, dass ein Test mit Fragen zum Allgemeinwissen darüber entscheiden soll, ob jemand Arzt oder Architektur werden darf. 2014 sollen deshalb nach ihrem Willen die bisherigen Aufnahmetests mehr stattfinden - vorausgesetzt, die Ministerin und mit ihr die Große Koalition aus Links- und Rechtsparteien, bleibt lange genug im Amt, um adiese dringende Reform zu verabschieden.
Chiara Lutanezzi will in Rom an der Hochschule La Sapienza Medizin studieren. Dafür muss die 19-jährige Sizilianerin aus Messina einen "test d’accesso", eine Aufnahmeprüfung, erfolgreich überstehen. Rund dreitausend andere Abiturienten bewerben sich an La Sapienza um 150 Studienplätze. Eine eigentlich aussichtslose Situation, meint Chiara:
"Ich habe mich allein, ohne Hilfe eines Testtrainers, vorbereitet. Wenn das hier in Rom nicht klappt, dann studiere ich in Palermo Wirtschaftswissenschaften. Mein Traum ist ein Medizinstudium, aber man muss realistisch sein, und deshalb habe ich zwei Eisen im Feuer. Wichtig ist, dass ich studieren kann."
Bisher galten, Umfragen belegen es, Medizin und Architektur an italienischen Hochschulen als Traumstudiengänge. In diesem Jahr ist das anders. Das belegen zwei Zahlen, die derzeit in Italien für großes Aufsehen sorgen.
An La Sapienza in Rom haben sich, im Vergleich zu 2012, in diesem Jahr rund 60 Prozent weniger Schulabgänger für Aufnahmetests für die Fakultät Medizin beworben. Im Bereich Ingenieurwesen sind es sogar 72 Prozent weniger.
Das bedeutet nichts anderes, meint Francesca Trulli, die sich schon zum zweiten Mal in La Sapienza um einen Studienplatz in Medizin bewirbt, dass die meisten Schulabgänger Angst haben, die Aufnahmetests nicht zu bestehen:
"Da werden Fragen gestellt, die mit dem Studienfach nichts zu tun haben! Beispielsweise: welcher Schauspieler begleitete in einem bestimmten Film von 1971 eine bekannte Schauspielerin zu einem Ball. Das ist doch Unsinn.""
Absurde Fragen - die allerdings im Bildungsministerium in Rom bisher in den Bereich "Allgemeinwissen" fielen. Viele angehende Studierende, die sich Monate lang für Aufnahmeprüfungen vorbereitet haben, fühlen sich angesichts solcher Fragen zum Allgemeinwissen an der Nase herumgeführt. Wie Carlo Meglia. Auch er nimmt schon zum zweiten Mal an einer Aufnahmeprüfung für das Studienfach Ingenieurwesen in Rom teil:
"Zu diesen Prüfungen wird man nach dem Zufallsprinzip und nicht ausschließlich aufgrund schulischer Noten des Abiturs zugelassen. Das hat doch mit Fähigkeiten für ein mögliches Studienfach nichts zu tun".
Seit Jahren experimentieren Italiens Bildungsminister an ihren Hochschulen herum. Mit immer absurderen Aufnahmeprüfungen soll versucht werden, die jährlich an die Hochschulen strömenden Schulabgänger in bestimmte Studienrichtungen zu lenken – gibt doch Bildungspolitikern zufolge zu viele Mediziner, Architekten und Ingenieure.
Also wurden schwierige Aufnahmeprüfungen konstruiert, die Abiturienten abschrecken sollen. Die sich aber, und die Statistiken aus dem Bildungsministerium belegen es, in der Vergangenheit nicht abschrecken ließen. So gerieten bis zum letzten Jahre die Tage der Aufnahmeprüfungen zu Massenveranstaltungen mit Zehntausenden hoch nervöser junger Leute. In diesem Jahr sieht das allerdings ganz anders aus: Im nationalen Durchschnitt nehmen rund 50 Prozent weniger Abiturienten an den Prüfungen teil – und schreiben sich an Hochschulen ohne Tests ein.
Francesco Profumo, Bildungsminister der Regierung von Mario Monti, versuchte Ordnung in das Zulassungschaos zu bringen – und fügte zu den komplizierten Aufnahmeprüfungen noch den so genannten "Abitur-Bonus" hinzu. Je nachdem wie die Noten im Abiturzeugnis sind, erhält der Prüfungskandidat für eine bestimmte Fakultät vier bis zehn Punkte. 100 benötigt man, um einen Studienplatz zu erhalten.
Italiens amtierende Bildungsministerin Maria Chiara Carrozza kennt die Probleme der Studierenden und der Aufnahmeprüfungen. War sie doch bis zu ihrem Amtsantritt vor wenigen Wochen Rektorin der Universität San’Anna in Pisa:
"Ich arbeite an diesem Problem und ich hoffe, dass ich schon für das kommende Jahr eine Reform vorlegen kann, die auf nationaler Ebene für alle Hochschulen ein einheitliches Aufnahmesystem schafft, dass schulische Leistung richtig bewerte und möglichst wenig dem Zufall überlässt. Wir müssen Italien hier endlich dem europäischen Standard anpassen."
Ministerin Carrozza findet es "skandalös", erklärte sie in einem Zeitungsinterview, dass ein Test mit Fragen zum Allgemeinwissen darüber entscheiden soll, ob jemand Arzt oder Architektur werden darf. 2014 sollen deshalb nach ihrem Willen die bisherigen Aufnahmetests mehr stattfinden - vorausgesetzt, die Ministerin und mit ihr die Große Koalition aus Links- und Rechtsparteien, bleibt lange genug im Amt, um adiese dringende Reform zu verabschieden.