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Deutsch für Fußballfans

Kaum etwas auf der Welt verbindet mehr als der Fußball. Im WM-Jahr 2006 entdecken britische Fußballanhänger ihre Lust an der deutschen Sprache. Ein spezieller Sprachkurs des Goethe-Institutes in London wendet sich an Fans, die rechtzeitig vor Beginn der Weltmeisterschaft in Deutschland Sprachkenntnisse auffrischen oder überhaupt erst erlangen wollen. Ruth Rach berichtet.

    "Wir sind beim Fußballmatch und laufen herum - und fragen: Was ist deine Lieblingsmannschaft?"

    Statt Lehrerpult eine grüne Tisch-Fußballplatte. Als Unterrichtsstoff: Sportseiten mit Fußballergebnissen. Auf einem grasgrünen Plakat die fettgedruckte Botschaft "Weltsprache Fußball". Das Goethe-Institut in London hat sich im Vorfeld der Fußball-WM etwas Besonderes einfallen lassen, um fremdsprachenscheue Briten für Deutsch zu interessieren: Workshops für Fußballfans.

    Mann: "Manchester United."
    Katja: "Wer ist auch Manchester-United-Fan?"
    Mann: "Nein! Ach Quatsch, Arsenal!"

    Katja Wostradowski, Leiterin der Sprachenabteilung , hat ein einfaches Rezept entwickelt, damit sich ihre Kursteilnehmer auf dem fernen Kontinent nicht wie Inselaffen vorkommen.

    "Es gibt ja ganz viele Möglichkeiten, Fußball einzubringen. Wenn man normalerweise eine Fantasieperson beschreibt, so beschreibt man einen Lieblingsspieler, oder bei Landeskunde da wird Bezug genommen auf die Stadien in Deutschland, und wenn es um Essen und Trinken geht, ein typisches Essen, das es auf dem Fußballplatz gibt."

    Katjas Studenten: 5 Frauen, und 15 Männer. Viele im adretten Kostüm oder Anzug - direkt von der Arbeit. Ein paar haben Jeans und Turnschuhe an. Nur eine Teilnehmerin trägt Trainingsanzug. Ihre Berufe: Akademiker, ein Bauarbeiter, mehrere Banker ein Gefängniswärter, ein Sozialarbeiter, und eine Fußballtrainerin. Eines steht fest: Zum lautstarken Hooligan werden es diese Fans nicht bringen.

    Im Goethe-Institut in London dreht sich derzeit vieles um den Ball. Katja Wostradowski und ihr Team organisieren auch Fußballworkshops in britischen Schulen. Ihr wichtigstes Lehrmittel: eine Torwand

    Die Resonanz ist sehr positiv, sagt Katja Wostradowski. Viele Schüler wüssten viel zu wenig über Deutschland. Katja arbeitet mit Videos, mit moderner Musik, und wenn das Interesse der Klasse geweckt ist, wird sie mit Fragen bestürmt. Fragen, die nichts mit alten historischen Klischees zu tun haben, sondern mit dem modernen Deutschland, den Jugendlichen, ihren Hobbys, Problemen, Interessen.

    "Nürnberg, Nürnberg?"

    Informationslücken über Deutschland auch bei den Kursteilnehmern im Goetheinstitut.

    "I know where Düsseldorf is... over the East … number six."

    Als sie deutsche Städte auf der Landkarte eintragen sollen, in denen WM-Spiele ausgetragen werden, müssen viele passen.

    "Köln, wo ist Köln?"
    "In Australien."

    Ebenfalls auf dem Programm: Deutsches Liedgut und Schiedsrichterbeleidigungen. Auch da müssen die Kursteilnehmer noch an ihrem Stimmvolumen arbeiten.

    "Schiri, bis du blöd. Schiri, bist du blind."

    Über das Fußballverhältnis England-Deutschland machen sich die Fans im Goethe-Institut wenig Sorgen. Steve, ein junger Fan aus Essex:

    "Vieles geht auf 1966 zurück. Aber es gibt auch mit anderen Ländern starke Rivalitäten. Hauptsächlich deswegen, weil sie öfter gewinnen als wir. Inzwischen können wir aber auch etliche Siege über die deutsche Nationalmannschaft vorweisen. Und das ist ein nettes Gefühl."

    "Etwas Ärger wird es immer geben, aber nicht direkt im Stadion", meint Steve. In den 70er und 80er Jahren habe es eine Menge Unruhe gegeben, aber das hätten die Behörden nun weitgehend im Griff

    "Und jetzt mit Enthusiasmus: Schiri, wir wissen wo dein Auto steht! Super, dankeschön, bis zum nächsten Mal. Tschüss."