Gazastreifen
Deutsch-israelische Gesellschaft: Hamas für Hungersnot verantwortlich - UNO: Vorsatz Israels

Mit Blick auf die Hungersnot in Teilen des Gazastreifens spricht die UNO von einem Vorsatz Israels. Der Vize-Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Faber, sieht hingegen vor allem die Hamas in der Pflicht. Diese habe mit ihrem Terrorangriff die Grundlage für das Leben der Bevölkerung zerstört, sagte der FDP-Politiker im Deutschlandfunk. Dennoch habe Israel natürlich auch eine Mitverantwortung für die humanitäre Situation.

    Gaza: Zwei vertriebene palästinensische Kinder, die an Unterernährung und zerebraler Lähmung leiden, im Nordwesten von Gaza-Stadt in einer zur Schule umfunktionierten Unterkunft.
    Viele Kinder im Gazastreifen leiden unter Hunger und Verletzungen. (Rizek Abdeljawad / XinHua / dpa)
    Faber ergänzte, die Hamas habe es selbst in der Hand, das Leid der eigenen Bevölkerung zu beenden. Sie könne die Geiseln freilassen und die Terrorherrschaft beenden. Mit Blick auf israelische Siedlungsbaupläne und militärische Offensiven sagte er zudem, es müsse Platz für die Palästinenser vor Ort geben - und zwar in zusammenhängenden Gebieten und selbstverwaltet. Das sei auch im Interesse Israels.
    Die IPC-Initiative hatte gestern für Gaza-Stadt offiziell eine Hungersnot ausgerufen. Die IPC ist im UNO-Auftrag für die Einstufung der globalen Ernährungssicherheit zuständig.

    Netanjahu spricht von Lüge, UNO sieht Vorsatz Israels und mögliche Kriegsverbrechen

    Israels Ministerpräsident Netanjahu sprach von einer Lüge. Er schrieb, sein Land verfolge keine Politik des Aushungerns. Israel habe seit Beginn des Krieges die Lieferung von zwei Millionen Tonnen Hilfsgütern ermöglicht. Allerdings seien viele Lastwagen auf dem Weg zu den Verteilzentren geplündert worden. Israels Außenministerium erklärte, der Bericht basiere auf falschen Angaben der Terrororganisation Hamas.
    UNO-Generalsekretär Guterres sprach hingegen von Vorsatz. Als Besatzungsmacht habe Israel eindeutige Verpflichtungen, darunter die Pflicht, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten sicherzustellen. Was passiere, sei der "vorsätzliche Zusammenbruch der Systeme, die für das menschliche Überleben notwendig sind". Es handle sich um eine von Menschen verursachte Katastrophe. Man dürfte nicht zulassen, dass die Situation in Gaza ungestraft weitergehe.
    Auch UNO-Menschenrechtskommissar Türk sagte, die Hungersnot in Gaza sei eine direkte Folge der Maßnahmen der israelischen Regierung. Todesfälle durch Hunger könnten ein Kriegsverbrechen darstellen.

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    Auch im Deutschlandfunk-Podcast ”Der Tag” geht es um die Hungersnot und die Offensive im Gazastreifen.
    Diese Nachricht wurde am 23.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.