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Deutsche Annington feiert Börsenpremiere

Erst in der vergangenen Woche hatte Deutschlands größter Wohnungskonzern den Börsengang in letzter Minute gestoppt. Zum gewünschten Preis gab es zu wenige Interessenten. Nun hat das Management seine Preisvorstellungen nach unten korrigiert, den Käuferkreis und die Anzahl der Aktien verkleinert.

Von Michael Braun | 11.07.2013
    Natürlich durfte auch Rolf Buch die alte Börsenglocke läuten. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Annington machte es sogar richtig, schwenkte das Geläut über seinem Kopf. Nur dann, so der Aberglaube der Börse, stiegen die Kurse. Es klappte. Für 16,50 Euro war die Aktie ausgegeben worden, bei 17,10 Euro lag der erste Kurs, und danach ging es sogar noch ein bisschen weiter nach oben.

    Und doch war der Börsengang alles andere als glatt: Vorige Woche die Absage, dann die Absage von der Absage und ein deutlich abgespeckter Börsengang: Reduzierter Ausgabekurs, ein auf weniger als die Hälfte reduzierter Umfang. Statt 1,2 Milliarden Euro wurden nun nur 575 Millionen erlöst. Der Verzicht ging voll zu Lasten des britischen Finanzinvestors Terra Firma, der nun auf bessere Verkaufsgelegenheiten wartet. Das Unternehmen bekam auch jetzt die mit dem Börsengang geplanten 400 Millionen Euro:

    "Das was, was das Unternehmen kriegt, ist gleich geblieben. Und das, was der bestehende shareholder verkauft, ist weniger geworden. Für die Deutsche Annington hat sich nichts geändert."

    Das war dem Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch wichtig. Denn erstens kann er diese 400 Millionen Euro nun in die Schuldentilgung stecken. Das verbessert die Bonität, verbilligt die weitere Finanzierung. Die Mieter der rund 180.000 Wohnungen, die meisten waren Werkswohnungen des ehemaligen Veba-Konzerns, die Mieter sollen unter dem abgespeckten Börsengang auch nicht leiden, erklärte Buch:

    Das war dem Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch wichtig. Denn erstens kann er diese 400 Millionen Euro nun in die Schuldentilgung stecken. Das verbessert die Bonität, verbilligt die weitere Finanzierung. Die Mieter der rund 180.000 Wohnungen - die meisten waren Werkswohnungen des ehemaligen Veba-Konzerns - die Mieter sollen unter dem abgespeckten Börsengang auch nicht leiden, erklärte Buch:

    "Also, wir sind in der Tat auch im Branchenvergleich besonders hoch. Mit über 18 Euro pro Quadratmeter sind wir einer derjenigen, der am meisten in die Wohnungen investiert."

    Diese Investitionen will Buch aus dem Tagesgeschäft finanzieren, nicht aus Geldern des Börsengangs. Für die Einnahmen im Tagesgeschäft sorgen die Mieten. Die sind bei der Annington im ersten Quartal um 2,3 Prozent auf im Schnitt 5,32 Euro je Quadratmeter gestiegen. Das ist ein Antrieb für Investoren, sagt Thomas Rothäusler, Immobilienanalyst der Commerzbank:

    "Was wir halt die letzten 18 Monate hier in Deutschland erleben, ist, dass die Mieten anfangen zu steigen. Da haben wir jetzt eine Dynamik im Markt für die großen Märkte, die wir bisher so noch nicht gesehen haben."

    Hinzu kommen die niedrigen Zinsen, die bei steigenden Mieten die Kosten sinken lassen. Das alles gilt allerdings nicht für alle Immobilienmärkte, weiß Markus Möbert, der bei DB Research die Immobilienmärkte analysiert:

    "Man kann im Grunde den Wohnungsmarkt dritteln. Wir haben ein Drittel, wo die Preise fallen oder stagnieren. Wir haben ein weiteres Drittel, da wachsen die Preise ähnlich schnell wie die Inflationsrate. Und in dem oberen Teil, da sind wirklich auch Preissprünge zu sehen zum Teil, da liegen die Preisentwicklungen über der Inflationsrate."

    Dabei sei vor allem auf die Lage zu achten:

    "Im Grunde kann man sagen: Alle Städte, die ein gesundes Unternehmensportfolio haben, einen gesunden Arbeitsmarkt und an der Globalisierung hängen, sind eigentlich diejenigen, auf die man achten sollte."

    Investoren schätzen bei Immobilienunternehmen auch die Miete als beständigen und sicheren Zufluss von Geld. Bei der Deutschen Annington standen zuletzt nur vier Prozent der Wohnungen leer. Vor einem Jahr waren es 4,4 Prozent.