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Deutsche Bahn
Neues Fernverkehrskonzept vorgestellt

Die Deutsche Bahn steht mittlerweile nicht nur in Konkurrenz zum klassischen Auto, auch die Fernbusse feuern den Kampf um Kunden an. Nun will die Bahn nicht nur das ICE-Netz ausbauen, sondern auch ein neues Flächennetz einrichten. Das solle auch neue Arbeitsplätze schaffen - ohne steigende Preise.

Von Dieter Nürnberger | 18.03.2015
    Ein ICE der Deutschen Bahn im Bahnhof Leipzig.
    Die Bahn optimiert ihr ICE-Netz. (dpa / picture-alliance / Peter Endig)
    An Superlativen fehlte es nicht bei der Vorstellung des neuen Konzepts: Es sei die größte Kunden- und Angebotsoffensive in der Geschichte des Fernverkehrs der Deutschen Bahn AG. Zwölf Milliarden Euro will der Konzern bis zum 2030 in den Ausbau investieren und 1.500 neue Arbeitsplätze schaffen.
    Das Konzept setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum einem wird das bisherige ICE-Netz optimiert. Langfristig soll es 150 Fahrten pro Tag mehr geben als bisher. Ergänzt wird das Metropolen- durch ein neues Flächennetz, die Bahn nennt es "IC-Neu". Ulrich Homburg, Vorstand beim Personenverkehr der Bahn: "Wir wollen nahezu sämtliche Städte in Deutschland mit mehr als 100.000 Einwohnern mit mindestens einer zweistündlichen Taktverbindung im Fernverkehr erschließen."
    Lediglich acht Städte mit über 100.000 Einwohnern bleiben außen vor. Unter anderem Neuss, Bremerhaven oder Remscheid. Parallel zur neuen Netzstruktur sollen neue Züge angeschafft und der Energieverbrauch der Zugflotte um 20 Prozent gesenkt werden.
    Viele Experten sehen die Offensive der Bahn als Reaktion auf den seit über zwei Jahren boomenden Fernbusmarkt. Die Bahn widerspricht hier nicht, sie geht sogar von einem weiteren deutlichen Wachstum des für die Kunden günstigen Busmarktes aus. Doch sei dies nur ein Konkurrent der Schiene, so Ulrich Homburg: "Wir gewinnen immer dann Fahrgäste in unserem ICE-Netz, wenn wir mindestens so schnell - beziehungsweise schneller - als das Auto sind. Für die langen Distanzen heißt das: Wenn wir die drei Stunden unterschreiten, dann entscheiden sich Kunden häufiger nicht für den Flieger, sondern eindeutig für den ICE."
    Keine Preisänderungen
    Die Preise sollen sich übrigens nicht groß ändern. Die Bahn will ab Ende 2016 Sparpreise ab 19 Euro sogar bis kurz vor dem Zugstart anbieten, allerdings ist das Kontingent abhängig von der jeweiligen Auslastung. Positiv sicherlich: Die Gebühren für eine Sitzplatzreservierung entfallen künftig und die bei Kunden so beliebte Bahncard wird ergänzt. Ulrich Homburg: "Es gibt keine Abschaffung der Bahncard - die Bahncard bleibt, wie sie ist. Neu wird sein, dass Sie diese demnächst auch für drei Monate erwerben können. Wir glauben, dass dies ein wichtiger Schritt ist, um die Hürde in diese Welt der Bahncard deutlich abzusenken."
    Nach der Vorstellung des Konzepts äußerte sich beispielsweise auch der Fahrgastverband Pro Bahn positiv. Das Unternehmen habe damit so manchen Fehler der Vergangenheit korrigiert, sagt Karl Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Verbands: Beispiel: Das neue Flächenkonzept. "Wir sehen natürlich das alte Interregio-Konzept hier wieder neu auferstehen. Das war ein gutes Konzept, nun kommt es wieder. Es könnte nach unserer Vorstellung aber etwas schneller kommen."
    Naumann betont den Langfrist-Charakter des Konzepts. Viele Schritte würden oder könnten nicht sofort umgesetzt werden. Beispielsweise soll im ICE in der 2. Klasse erst ab 2016 eine kostenlose Internetnutzung angeboten werden.