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Deutsche NHL-Exklave San Jose

Die San Jose Sharks sind die Nummer eins in der Nordamerikanischen Eishockeyliga NHL. Mit einem Sieg bei den Los Angeles Kings kann das Team aus Kalifornien die so genannte President's-Trophy gewinnen, die die beste Mannschaft der Vorrunde erhält. Eine derartig gute reguläre Saison wie derzeit hat San Jose noch nie gespielt. Ihren Anteil am Erfolg haben auch die beiden deutschen Nationalspieler Christian Ehrhoff und Marcel Goc. Sie sind aus dem Team nicht wegzudenken.

Von Heiko Oldörp |
    "Made in Germany" ist in im Silicon Valley - nicht nur in den Büros und Forschungslaboren der zahlreichen Technologie-Firmen und Software-Unternehmen, sondern auch auf dem Eis. Denn bei den San Jose Sharks wird deutsch gesprochen - und das seit Jahren. Drei der gegenwärtig neun deutschen Nationalspieler, die ihre Dollars in den USA und Kanada verdienen, haben einen Vertrag bei den kalifornischen Haien. Die anderen Sechs verteilen sich hingegen auf sechs verschiedene Vereine.

    Christian Ehrhoff ist seit 2003 unverzichtbar in der Verteidigung der Sharks, Marcel Goc stürmt in seiner vierten Saison für San Jose über Nordamerikas Eisflächen. Und Torhüter Thomas Greiss hat im Vorjahr bereits erste Einsätze bei den Profis bekommen und empfiehlt sich derzeit im Farmteam für den Posten zwischen den NHL-Pfosten.

    Die deutschen Dienste im türkis-schwarzen Trikot mit dem zuschnappenden Hai auf der Brust sind kein Zufall, sondern zielgerichtet, sagt Manager Doug Wilson.

    "Ich verrate nicht alle Geheimnisse, kann aber sagen, dass wir ein weitreiches Netz in Deutschland und ein spezielles Interesse an deutschen Spielern haben."

    Während die 29 anderen NHL-Teams ihre europäischen Talente in Russland, Finnland, Schweden oder Tschechien sichten, schickt Doug Wilson seinen Chefscout Tim Burke gezielt in die Deutsche Eishockey Liga DEL.

    "Die Deutschen sind physisch stark, können hart konkurrieren und sind sehr aufmerksam in der Offensive und der Defensive. Und solche Spieler suchen wir."

    Erstmals fündig wurde San Jose 1997 bei Marco Sturm. Der Landshuter war der erste "Gastarbeiter aus Germany" und bis heute quasi Türöffner für fünf weitere Landsleute - unter anderem für Christian Ehrhoff.

    "Ja ich denke mal, San Jose hat mit Marco Sturm super Erfahrungen gemacht. Er hat den Weg für uns bereitet. Ich denke, da haben die schärfer auf den deutschen Markt geschaut und dann auch ein paar Spieler gefunden, die die interessiert haben. Dass es so gekommen ist, ist natürlich schön für Marcel, mich und den Thomas Greiss."

    Wie Ehrhoff kam auch Marcel Goc 2003 an die kalifornische Küste - und konnte dort sich sprichwörtlich ins vorgewärmte Nest setzen.

    "Für uns war's gut, wir hatten einen hier, der Deutsch sprach, sich auskannte und uns alles gezeigt hat. Es war auf jeden Fall ein guter Einstieg, weil er da war.".

    Während Sturm Ende 2005 zu den Boston Bruins an die Ostküste wechselte, holte San Jose in den Folgejahren mit Thomas Greiss, Dimitri Pätzold und Timo Pielmeier drei deutsche Torhüter an die Westküste. Die Sharks wurden zur "deutschen NHL-Exklave". Greiss und Pätzold kämpften in der vergangenen Saison sogar lange Zeit gegeneinander um die Position der Reserve-Schlussmanns.

    Entscheidend ist für Manager Doug Wilson jedoch nicht die Nationalität, sondern die Leistung auf dem Eis. Auch die stimmt bei Goc und Ehrhoff. Beide, prognostiziert Wilson, hätten ihre besten Jahre sogar noch vor sich.

    Bislang ist Uwe Krupp als einziger Deutscher NHL-Meister geworden und hat den Stanley Cup gewonnen. 1996 holte der heutige Bundestrainer mit Colorado den Titel. In diesem Jahr könnten Ehrhoff und Goc mit ihm gleichziehen. Die Sharks sind die Nummer eins der Liga und einer der Topfavoriten auf den Titel, weiß Goc.

    "Vieles hängt mit dem Mentalen zusammen und wir wissen, wenn wir an uns glauben, unser Spiel spielen für 60 Minuten, dann sind wir eine gute Mannschaft und kriegen unsere Chancen."

    Das große Plus ist die Heimstärke. Keine andere Mannschaft hat in dieser Saison öfter daheim gewonnen, als die Sharks. Der HP-Pavillon direkt in Downtown San Jose, den alle nur den Shark Tank - das Haifischbecken - nennen, ist eine Festung und an Lautstärke kaum zu überbieten, sagt Christian Ehrhoff.

    "Die Fans in San Jose sind super und das Stadion ist immer ausverkauft. Da ist eine tolle Stimmung, wahrscheinlich mit das Beste in der NHL."

    Selbst Marco Sturm ist dreieinhalb Jahre nach seinem Wechsel immer noch angetan von der kleinen Eishockey-Stadt etwas südlich von San Francisco.

    "Vom Eishockey her ist San Jose natürlich eine super Stadt. Die Leute sind verrückt. Man glaubt es zwar nicht, weil es eben Kalifornien ist, aber jedes Spiel ist ausverkauft, man merkt die Euphorie da und es ist als Spieler sehr angenehm dort zu spielen."

    Und außerdem ist das Wetter ein großes Plus. Während Sturm in Boston selbst in diesen Tagen noch mit einer dicken Jacke herumläuft, haben Ehrhoff und Goc bereits Sommer.

    "Ich sage mal so März, April wird's dann warm und dann kommen die Flip-Flops und kurzen Hosen raus. Das Wetter ist immer ziemlich schön. Man hat fast immer Sonne, es regnet nicht viel. Von daher kann man es schon aushalten dort."

    Christian Ehrhoff und Marcel Goc - die beiden sind nicht die ersten Deutschen, die im Silicon Valley ihr Glück gefunden haben.