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Deutsche Pfeifen in Korea

Am 12. Mai wird im südkoreanischen Yeosu die EXPO 2012 unter dem Motto "The Living Ocean and Coast", "Das lebendige Meer und seine Küste", eröffnet. Die kleine Orgelbaufirma Hey in der bayerischen Rhön hat das Wahrzeichen dieser Megaschau gebaut und lässt die Pfeifen sprechen.

Von Thomas Thomson Senne |
    Ein Zwitter zwischen einer Orgel und einer Bootspfeife, passend zum maritimen EXPO-Motto "Das lebendige Meer und seine Küste". Entwickelt hat diese Weltneuheit mit 80 Pfeifen aus Edelstahl und Kupfer die Rhöner Orgelbaufirma von Herbert Hey:

    "Diese 80 Pfeifen spielen wie in einem Multiplex-System. Man kann sie zusammen mixen und abspeichern und vielfach zueinander spielen. Wir gehen im Klangfrequenzbereich hinunter bis 27 Hertz, also fast an die Hörgrenze, und liegen im Spitzenbereich oben etwa bei 15000 Hertz. Und das zusammen gemixt gibt eben diesen ganz besonderen Sound".

    Beeindruckend wie sich auf dem EXPO-Gelände von Yeosu die Orgel außen s-förmig um zwei riesige Betonsilos herumwindet, in denen früher Zement hergestellt wurde: der sogenannte "Skytower". Nun wird in dem einen der beiden Türme zur Weltausstellung Süßwasser produziert, während im Innern des anderen auf großen Projektionswänden Meeresimpressionen zu sehen sind. Alles in allem: Ein gigantisches Wahrzeichen in elegantem Hightech-Design, nur einen Katzensprung vom Meer entfernt. Das koreanische Fernsehen KBC war begeistert und berichtete schon im Vorfeld über das Rieseninstrument in Harfenform: Thomas Hey

    ""Wenn man die Höhe der Orgel betrachtet, ist es sicherlich die größte Klangskulptur der Welt. Also mir ist nichts anderes oder Ähnliches bekannt, das eine Höhe von 72 Metern aufweist"."

    ... sagt Thomas Hey, der Erfinder der Vox Maris. Gleichzeitig verweist er auf das gewaltige Gewicht der nur mit einem Register ausgestatteten Orgel, deren technisches Equipment in Räumen des Skytowers untergebracht ist.

    ""15 Tonnen kommt schon hin, wenn man das Gewicht der Orgel betrachtet. Dazu kommt noch der Spieltisch, der in einem Spieltischhäuschen untergebracht ist, ein Glaszylinder, der mit einer großen Klimaanlage am Dach bestückt ist, in dem dann quasi der Spieltisch geschützt ist und aufgestellt ist. Natürlich hat man direkt am Strand hohe Temperaturen im Sommer und die Luft beinhaltet viel Staub, Sandpartikel, die schädlich für die Spieltischtechnik wären"

    Der erforderliche 8000-fache Druck einer normalen Orgel wird mithilfe eines gewaltigen Kompressors erreicht. Der pumpt allein in die kleinsten Pfeifen 500 Liter Luft - pro Minute.

    Eine elektronisch gesteuerte Orgel, die leise, aber auch fortissimo gespielt werden kann, was natürlich Übung braucht. Ein vollwertiges Instrument, das auch nach dem Ende der EXPO in Yeosu verbleiben wird und dann Kreuzfahrtschiffe schon von Weitem mit einer Melodie begrüßen soll. Immerhin ist die fünf Kilometer weit tönende Vox Maris mit maximal 138,4 Dezibel das lauteste Instrument der Erde und deshalb auch im Guniness Buch der Rekorde verzeichnet, erklärt Orgelbaumeister Herbert Hey.

    "Ein Düsenjet, wenn startet, hat 105 Dezibel. Wir fahren im Spitzenbereich bei der Orgel, wenn wir sie ausfahren, acht Bar, etwa 128/129 Dezibel, also das ist ein enormer Druck, den wir natürlich auch brauchen. Und wenn auf den Ocean hinaus dieses Instrument spielt, muss dieser Druck da sein"."

    Die internationalen Medien jedenfalls sind von der Realisierung der größten Orgel der Welt begeistert. Und Thomas Hey? Seine Antwort klingt etwas sibyllinisch:

    "Einmal reicht. Ich würd' es immer wieder machen (lacht). Es war eine anstrengende, stressige Zeit, aber auch sehr interessant. So' n Instrument bauen zu dürfen, ist schon ein besonderes Privileg und es hat Spaß gemacht. Es war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte."