Vor einigen Jahrzehnten saß ich auf der Schulbank in London und hatte Spaß an so genannten Spelling Bees. Diese waren Rechtschreibtests, bei denen der Lehrer Wörter vorliest, die die Schüler zu buchstabieren hatten. Ich bekam meistens gute Noten. Denn ich wusste, wie man "enough" schreibt, (nicht e-n-u-f-) und das man "plough", "trough", "through" und "though" auch mit "o-u-g-h" schreibt, auch wenn sie völlig anders ausgesprochen werden.
Dagegen, so meinte ich als ich begann Deutsch zu lernen, sei die deutsche Rechtschreibung relativ einfach. Jedes Wort schreibt man, so wie man es spricht, und so spricht wie man es liest – mit einigen, wenigen Ausnahmen. Ich las in einem Text, dass eine Frau Probleme hatte, und zwar mit einem "Er-Bonkel". Mein Deutschlehrer meinte ein "Er-Bonkel" sei eine harmlose Form von einem Karbunkel. Dass die Heldin nicht an einem "Er-Bonkel" litt, sondern Probleme hatte mit ihrem Erbonkel, erfuhr ich erst Wochen später. Ob dieser Erbonkel an einem "Karb-unkel" litt, wollen sie gar nicht wissen.
Trotzdem schien mir die deutsche Rechtschreibung konsequent und nicht im Grunde reformbedürftig. Ob man "Schiff-fahrt" mit zwei "f" schreibt, oder wie neulich mit drei, ist aus britischer Sicht kaum einer aufwändigen Reform wert. Nehmen wir als Beispiel ein typisch deutsches Wort: Vierwaldstätterseedampferschiffgesellschaftsschiff-fahrt. Das Wort hat in der alten Rechtschreibung vierundfünfzig Buchstaben. Ich habe sie gezählt. Ob nun daraus fünfundfünfzig werden sollen, damit Schifffahrt logischerweise mit drei "f" geschrieben wird, ist mir weniger wichtig als manchem Logik besessenen deutschen Kulturbürokraten.
Als pragmatischer Brite, hätte ich Fragen an die logischen Deutschen. Wenn ein Bürokrat meint, sich weiter mit "o" buchstabieren zu müssen, wie auch sein Büro, warum schreibt er nach der Reform "Niveau" weiter mit "e-a-u"? Und wäre es nicht konsequenter (und auch regenwaldschonender), wenn er das "Eau-de-Cologne", das Kölnischwasser, auch einem kurzen, papiersparenden "o" schreiben würde?
Ein anderes Reformbeispiel: Deutsche sollen in Zukunft beim Italiener Spagetti statt Spaghetti essen. Ich frage Sie: Wie kann man Spaghetti ohne "H" richtig genießen? Spaghetti muss man lutschen – etwa so "hhhhhhh" – was ohne das "h" nicht möglich ist. So wird eine vitaminreiche Köstlichkeit am Altar der Rechtschreibreform geopfert.
Wir Briten erleben seit Jahrzehnten, wie unsere Rechtschreibung reformiert wird. Ohne Ausschüsse, ohne aufwändige akademische Debatte. Dafür haben wir die Amerikaner, die Englisch so schreiben wie sie wollen. Mancher Brite ärgert sich, wenn das Wort "colour" (Farbe) ohne "u" geschrieben wird. Aber die meisten nehmen es mit Humor (mit oder ohne u) hin. Denn, jeder Brite kann die New York Times problemlos lesen. Und das Gleiche gilt für den Amerikaner, der die Londoner Times in die Hand gedrückt bekommt.
Wozu also eine Rechtschreibreform? Vielleicht als ABM für arbeitslose, deutsche Akademiker, von denen man befürchtet, sie würden uns sonst auf der Straße mit einem scharfen, sogar messerscharfen "s" überfallen?
Was mich an eine alte, wahre Geschichte erinnert. Ein hochrangiger deutscher Politiker wurde in New York überfallen und verlor dabei seine Brieftasche samt Pass, Ausweis und Kreditkarten. Auf der Wache, bewirkte er trotz später Stunde, dass der skeptische Beamte sofort den Generalkonsul anrief. "What’s your name", fragte er den Politiker, der seinen Namen für ihn aufschrieb. Als ein schläfriger Diplomat ans Telefon ging, sagte der Polizist: "Ich habe hier einen dicken Mann auf der Wache, der behauptet ein VIP, ein wichtiger Deutscher zu sein". Wie er heiße? "Er schreibt sich Straub, Dr. Franz Josef Straub. Sie kennen ihn nicht? Habe ich mir gedacht." Was dazu führte, dass der ehemalige bayerische Ministerpräsident eine lange, unbequeme Nacht auf der Wache verbrachte.
Wenn Dr. Strauss seinen Namen ordentlich mit zwei Mal "s" am Ende geschrieben hätte, statt mit einem "sz", wäre die Geschichte anders und besser gelaufen. Mir als Briten ist die Reform des scharfen "s" ziemlich egal. Aber einem deutschen Politiker hätte es bestimmt geholfen. Franz Josef Straub wäre diese Reform sicherlich weder recht-schreib noch recht scheib-egal gewesen.
Dagegen, so meinte ich als ich begann Deutsch zu lernen, sei die deutsche Rechtschreibung relativ einfach. Jedes Wort schreibt man, so wie man es spricht, und so spricht wie man es liest – mit einigen, wenigen Ausnahmen. Ich las in einem Text, dass eine Frau Probleme hatte, und zwar mit einem "Er-Bonkel". Mein Deutschlehrer meinte ein "Er-Bonkel" sei eine harmlose Form von einem Karbunkel. Dass die Heldin nicht an einem "Er-Bonkel" litt, sondern Probleme hatte mit ihrem Erbonkel, erfuhr ich erst Wochen später. Ob dieser Erbonkel an einem "Karb-unkel" litt, wollen sie gar nicht wissen.
Trotzdem schien mir die deutsche Rechtschreibung konsequent und nicht im Grunde reformbedürftig. Ob man "Schiff-fahrt" mit zwei "f" schreibt, oder wie neulich mit drei, ist aus britischer Sicht kaum einer aufwändigen Reform wert. Nehmen wir als Beispiel ein typisch deutsches Wort: Vierwaldstätterseedampferschiffgesellschaftsschiff-fahrt. Das Wort hat in der alten Rechtschreibung vierundfünfzig Buchstaben. Ich habe sie gezählt. Ob nun daraus fünfundfünfzig werden sollen, damit Schifffahrt logischerweise mit drei "f" geschrieben wird, ist mir weniger wichtig als manchem Logik besessenen deutschen Kulturbürokraten.
Als pragmatischer Brite, hätte ich Fragen an die logischen Deutschen. Wenn ein Bürokrat meint, sich weiter mit "o" buchstabieren zu müssen, wie auch sein Büro, warum schreibt er nach der Reform "Niveau" weiter mit "e-a-u"? Und wäre es nicht konsequenter (und auch regenwaldschonender), wenn er das "Eau-de-Cologne", das Kölnischwasser, auch einem kurzen, papiersparenden "o" schreiben würde?
Ein anderes Reformbeispiel: Deutsche sollen in Zukunft beim Italiener Spagetti statt Spaghetti essen. Ich frage Sie: Wie kann man Spaghetti ohne "H" richtig genießen? Spaghetti muss man lutschen – etwa so "hhhhhhh" – was ohne das "h" nicht möglich ist. So wird eine vitaminreiche Köstlichkeit am Altar der Rechtschreibreform geopfert.
Wir Briten erleben seit Jahrzehnten, wie unsere Rechtschreibung reformiert wird. Ohne Ausschüsse, ohne aufwändige akademische Debatte. Dafür haben wir die Amerikaner, die Englisch so schreiben wie sie wollen. Mancher Brite ärgert sich, wenn das Wort "colour" (Farbe) ohne "u" geschrieben wird. Aber die meisten nehmen es mit Humor (mit oder ohne u) hin. Denn, jeder Brite kann die New York Times problemlos lesen. Und das Gleiche gilt für den Amerikaner, der die Londoner Times in die Hand gedrückt bekommt.
Wozu also eine Rechtschreibreform? Vielleicht als ABM für arbeitslose, deutsche Akademiker, von denen man befürchtet, sie würden uns sonst auf der Straße mit einem scharfen, sogar messerscharfen "s" überfallen?
Was mich an eine alte, wahre Geschichte erinnert. Ein hochrangiger deutscher Politiker wurde in New York überfallen und verlor dabei seine Brieftasche samt Pass, Ausweis und Kreditkarten. Auf der Wache, bewirkte er trotz später Stunde, dass der skeptische Beamte sofort den Generalkonsul anrief. "What’s your name", fragte er den Politiker, der seinen Namen für ihn aufschrieb. Als ein schläfriger Diplomat ans Telefon ging, sagte der Polizist: "Ich habe hier einen dicken Mann auf der Wache, der behauptet ein VIP, ein wichtiger Deutscher zu sein". Wie er heiße? "Er schreibt sich Straub, Dr. Franz Josef Straub. Sie kennen ihn nicht? Habe ich mir gedacht." Was dazu führte, dass der ehemalige bayerische Ministerpräsident eine lange, unbequeme Nacht auf der Wache verbrachte.
Wenn Dr. Strauss seinen Namen ordentlich mit zwei Mal "s" am Ende geschrieben hätte, statt mit einem "sz", wäre die Geschichte anders und besser gelaufen. Mir als Briten ist die Reform des scharfen "s" ziemlich egal. Aber einem deutschen Politiker hätte es bestimmt geholfen. Franz Josef Straub wäre diese Reform sicherlich weder recht-schreib noch recht scheib-egal gewesen.