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Deutscher Bildungsexport in Asien
China - ein Konkurrent in Sachen Ausbildung

Auf der Bildungsmesse Worlddidac Asia in Hongkong stellten sich in diesem Jahr 100 Unternehmen aus 16 Ländern vor. Ein Schwerpunkt war die berufliche Ausbildung. Asien wird in diesem Bereich für die traditionell starken deutschen Anbieter immer wichtiger. Dort wachsen allerdings nicht nur die Märkte, sondern dort sitzen auch immer stärkere Konkurrenten, vor allem in China.

Von Markus Rimmele | 03.04.2015
    Etwa 20 Arbeiterinnen konzentrieren sich an einem langen Tisch auf ihre Nähmaschinen.
    In China gehen die Zeiten der billigen Massenproduktion allmählich zu Ende. (dpa / picture alliance / Xie Zhengyi)
    Debüt in Hongkong: Zum ersten Mal findet die Worlddidac Asia in der chinesischen Finanzmetropole statt und nicht mehr wie bisher in Bangkok. Die Messe rückt in Richtung China. Für die auf der Messe stark vertretenen deutschen Bildungsanbieter ist Asien längst der wichtigste Exportmarkt geworden – und innerhalb Asiens steht China klar an der Spitze. Denn dort gehen die Zeiten der billigen Massenproduktion zu Ende, sagt Volker Schmid. Er vertritt auf der Messe die deutsche Firma Festo Didactic, eine Tochter des gleichnamigen Automatisierungskonzerns.
    "Das heißt, auch dort habe ich komplexere Aufgaben, die bewältigt werden müssen. Es gibt komplexere Produktionen, komplexere Maschinen. Und um die beherrschen zu können, brauche ich einfach auch eine bessere, eine tiefere Ausbildung. Das heißt auch, der Bedarf an noch besser ausgebildetem Personal steigt."
    Der Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeitern trifft in China allerdings auf ein geringes Angebot. Zirka 30 Millionen Berufsschüler gibt es derzeit im Land. Zu wenige für die Milliardenbevölkerung. Vor allem aber ist die Qualität der Ausbildung nach wie vor dürftig. Ausländische Firmen in China schulen ihre Arbeiter oft selbst. Ein Markt mit großem Potenzial für Anbieter beruflicher Bildung. Festo veranstaltet Seminare, liefert aber auch die Hardware, also Trainings-Apparaturen und Maschinen – von Elektro- bis Robotertechnik.Ebenso macht es die Firma Christiani aus Konstanz am Bodensee. China mache schon 20 Prozent des Gesamtgeschäfts aus, sagt die Vertriebsleiterin Lisa Kuner.
    "Es entwickelt sich sehr schnell. Schneller als andere Regionen. Aber wir werden auch getrieben durch die deutsche Industrie. Die, die wir aus Deutschland kennen, die uns kennen und die von uns fordern, dass wir dort vor Ort sind und sie unterstützen."
    Christiani arbeitet direkt mit den Firmen zusammen, aber auch mit chinesischen Berufsschulen, die ihre Lehrmethoden verbessern wollen. Sie wählen deutsche Anbieter, obwohl es durchaus starke chinesische Wettbewerber gibt:
    "Der große Vorteil der deutschen Anbieter ist natürlich die Didaktik, die auf dem dualen System basiert, die die Handlungsorientierung mitbringt. Selbstständiges Arbeiten, Troubleshooting und so weiter. Und das kann ich mit einem Frontalunterricht nicht erreichen."
    Lehrmaterial wird auf ideologische Inhalte geprüft
    Ganz einfach ist das Geschäft mit China aber nicht. Der Bildungsbereich wird vom Staat streng überwacht. Gedrucktes Lehrmaterial, auch wenn es nur unverfängliche technische Anleitungen sind, bleibt oft beim Zoll hängen und muss die Zensur passieren.
    "Sobald es in Richtung Didaktik geht, werden diese auf ideologische Inhalte geprüft. Und die Prüfung geht so lang, da kann unser Kunde nicht darauf warten. Deswegen wird Papier nicht mehr verschickt."
    In China wächst auch der Wettbewerb. Sowohl Lisa Kuner als auch Volker Schmid geben zu, dass die chinesischen Anbieter beruflicher Bildung schnell aufholen und zu Konkurrenten werden. Und das nicht nur in China selbst, sondern auch auf anderen asiatischen Märkten. Die Volksrepublik ist auf der Messe ebenfalls mit einem großen Gemeinschaftsstand vertreten.
    "Deutschland ist sehr gut in der Hochtechnologie, sagt Joyce Huang vom chinesischen Anbieter GTA aus der Stadt Shenzhen. Aber in Gegenden wie Südostasien brauchen die Leute vor allem grundlegendes Wissen für die Industrie. Wir können uns also an Deutschland orientieren. Und dann passen wir das für Südostasien an."
    Die deutschen Anbieter genießen unter den Messebesuchern einen hervorragenden Ruf in Sachen Berufsausbildung.
    Deutsche Firmen sind wirklich sehr fortschrittlich und die schauen wir uns bewundernd an, sagt diese japanische Fachbesucherin. Aber die Produkte sind teuer. Und dann kommen noch die Frachtkosten hinzu. Das ist für uns unerschwinglich.
    Der Ortswechsel nach Hongkong habe sich gelohnt, sagen die Messeveranstalter. Er wirkt sich auch auf Deutschland aus. Hongkong soll der offizielle Partnergast auf der nächsten deutschen Bildungsmesse, der didacta im kommenden Jahr sein – in Köln.