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Deutscher Fußball-Bund
Sportdirektor Flick geht vorzeitig

Der Deutsche Fußball-Bund muss schon wieder einen neuen Sportdirektor suchen: Hansi Flick hat seinen Vertrag vorzeitig aufgelöst - aus familiären Gründen, wie er sagt. Sein Nachfolger: DFB-Allzweckwaffe Horst Hrubesch, der das Amt vorläufig übernimmt.

16.01.2017
    Die beiden stehen im Stadion auf dem Rasen. Hrubesch in blauer Trainingsjacke sagt etwas, Flick hört zu.
    Der scheidende DFB-Sportdirektor Flick (r.) und sein Interims-Nachfolger Hrubesch (l.), hier vor einem Spiel der U-21-Nationalmannschaft 2015 in Essen. (Guido Kirchner / dpa)
    Der DFB teilte mit, die ursprünglich noch bis 2019 laufende Zusammenarbeit werde "schweren Herzens" beendet. "Hansi Flick hat sich in den zehn Jahren beim DFB große Verdienste um den deutschen Fußball erworben, an der Seite von Jogi Löw maßgeblich zum Gewinn des WM-Titels beigetragen und als Sportdirektor wichtige Weichen für die Zukunft gestellt", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Mit seiner fachlichen Kompetenz und seiner menschlichen Qualität ist er im Verband und in der Liga gleichermaßen anerkannt. Wir respektieren seinen persönlichen Wunsch."
    "Will mich auf die Familie konzentrieren"
    Flick erklärte, es gebe aktuell "weder andere sportliche Ambitionen noch gibt oder gab es irgendwelche Probleme". Der einzige Grund für seinen überraschenden Schritt sei "der persönliche Wunsch, mich in der nächsten Zeit mehr auf meine Familie konzentrieren zu können", sagte der Ex-Profi (Bayern München und 1. FC Köln). "Hinter mir liegen zehn tolle Jahre beim DFB. Es war eine spannende, erfolgreiche, aber auch intensive Zeit."
    Löw und Flick stehen lächelnd vor einer Wand mit dem DFB-Logo
    Erfolgreiches Team: Bundestrainer Joachim Löw und sein Assistent Hans Flick bei dessen Vorstellung im Jahr 2006 (AP)
    Flick war nach seiner achtjährigen Zeit als Löw-Assistent, deren Höhepunkt der WM-Sieg 2014 darstellt, im Sommer 2014 ins DFB-Management gewechselt. Er ist nicht der erste Sportdirektor, der nun vorzeitig aufhört: Eine ähnliche Entscheidung hatten auch die beiden Flick-Vorgänger getroffen. Sowohl Matthias Sammer (2006 bis 2012) als auch Robin Dutt (2012 bis 2013) hatten ihre Verträge jeweils vorzeitig aufgelöst und waren in die Bundesliga gewechselt. Sammer arbeitete im Anschluss als Sportvorstand bei Rekordmeister Bayern München. Dutt zog zunächst als Trainer zu Werder Bremen, dann als Sportchef zum VfB Stuttgart.
    Hrubesch blickt nun vor allem auf den Confed-Cup
    Flick wird nun vorerst vom 65-jährigen Horst Hrubesch ersetzt, der das Amt interimsmäßig übernimmt. Hrubesch ist ein alter DFB-Fahrensmann: Der Europameister von 1980 trainierte seit 2000 etliche U-Mannschaften. Der 65-Jährige coachte die U19 2008 und die U21 2009 jeweils zum EM-Titel. Im vergangenen Sommer gewann er mit der U21 die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Brasilien und reichte danach seinen Rücktritt als Trainer ein. Als neuer Sportdirektor benannte er bereits seine vordringendsten Ziele: "Eine wichtige Aufgabe in den kommenden Monaten wird für uns alle sein, gemeinsam gute Voraussetzungen für die anstehende U21-EM und den Confed Cup zu schaffen. Außerdem wird mein Fokus auf einer erfolgreichen Teilnahme an der U19-Europameisterschaft in Georgien sowie der U20-Weltmeisterschaft in Südkorea liegen."
    DFB nimmt sich für die Nachfolgesuche "die nötige Zeit"
    Bei der Suche nach einem Flick-Nachfolger will sich der DFB nun die "dafür nötige Zeit" nehmen. Der Neue könnte beim Außerordentlichen Bundestag präsentiert werden, bei dem die Pläne für die DFB-Akademie in Frankfurt/Main abgesegnet werden müssen. Einen Termin dafür gibt es aber noch nicht. Der DFB-Sportdirektor wacht über die Junioren-Teams des Weltmeister bis zur U20 und ist - in Abstimmung mit Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff - für die Umsetzung der DFB-"Philosophie" verantwortlich.
    (mg/jcs)