Die deutsche Buchbranche ist wegen der Coronakrise gerade stark gebeutelt. Und hier trifft es die kleineren, unabhängigen Verlage naturgemäß besonders schwer, die keinen großen, finanzstarken Konzern im Rücken haben. Um die Vielfalt der Buchkultur zu erhalten und den kleinen Verlagen beim Verdrängungswettbewerb größere Überlebenschancen zu geben, hatte Kulturministerin Monika Grütters den Deutschen Verlagspreis 2019 ins Leben gerufen.
"Preis nicht für Corona-Hilfe hernehmen"
Angesichts von wochenlang geschlossenen Buchläden, abgesagten Buchmessen und ausgefallenen Lesungen in diesem Jahr aber hat sich die Situation für unabhängige Verlage nun noch einmal derart verschärft, dass viele von ihne gerade akut in ihrer Existenz bedroht sind. Von daher kursierte vor der Hauptpreisträger-Entscheidung zum Deutschen Verlagspreis innerhalb der Literaturszene der Vorschlag, dass man angesichts der Coronakrise doch einfach die gesamte Preissumme des Wettbewerbs von 1,4 Millionen Euro unter allen 334 Bewerbern aufteilen solle: Zum Zeichen verlegerischer Solidarität.
Gewinner des Deutschen Verlagspreises: Andreas Rötzer von Matthes und Seitz
Der Deutsche Verlagspreis sei ein willkommener Preis in schwierigen Zeiten, sagte Andreas Rötzer vom Verlag Matthes und Seitz. Durch die Coronakrise habe man erhebliche Einbußen verzeichnen müssen und agiere nun weniger risikoreich.
Ein Vorschlag, der bei der Preisjury zum Deutschen Verlagspreis und Kulturministerin Monika Grütters allerdings kein Gehör fand. Denn, so die Jury-Vorsitzende Insa Wilke im Gespräch in der Dlf-Sendung Büchermarkt, der Deutsche Verlagspreis sei schließlich ein Preis für herausragende verlegerische Qualität - und keine Wirtschaftsförderung. "Natürlich haben Verlage wie alle anderen in die Krise geratenen Branchen das Recht auf eine zusätzliche Unterstützung. Aber dafür darf man nicht diesen Preis hernehmen! Das ist ein Preis für herausragende verlegerische Leistungen. Beides sollte man nicht miteinander vermischen!"
25 Preisträger wurden auch schon 2019 ausgezeichnet
Neben den drei Hauptpreisen von jeweils 60.000 Euro beim Deutschen Verlagspreis dürfen sich in diesem Jahr auch 60 weitere unabhängige Verlage über ein Preisgeld von 20.000 Euro freuen. Die Entscheidung für diese 60 Preisträger aber stieß vorab in der Verlagsszene auf Kritik, weil darunter auch 25 Verlage waren, die ebenfalls schon 2019 im Wettbewerb mit 20.000 Euro Preisgeld bedacht worden waren.
Einige nicht berücksichtigte Verleger kritisierten darum, dass hier zweimal dieselben Verlage ausgezeichnet wurden, anstatt dass man neuen Bewerbern ein Preisgeld zukommen ließ. Eine Kritik, der Insa Wilke ientgegenhielt, dass es doch eigentlich ein Vorteil für alle unabhängigen Verleger in deutschland sei, wenn sie sich beim deutschen Verlagspreis mehrmals um die Förderung von 20.000 Euro bewerben könnten. So gäbe es "jedes Jahr aufs Neue eine neue Chance", so Wilke.