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Deutsches Bildungssystem im internationalen Vergleich

Gleich zwei wichtige Pressekonferenzen haben sich heute mit dem Thema ''Deutsche Hochschulen internnational' beschäftigt. Sowohl das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat in einer Studie 20 Länder verglichen, und die Hochschulrektorenkonferenz stellt ihr Positionspapier zum Europäisierungsprozess im Bildungswesen vor, dem so genannten Bologna-Prozess.

    Dass sich ein Wirtschaftsinstitut mit dem Thema Bildung befasst, war vor einigen Jahren noch ungewöhnlich. Mit der Erkenntnis, dass in einem rohstoffarmen Land Wissen ein wichtiges Kapital ist, wuchs aber auch das Interesse nach der ökonomischen Seite von Bildung. Das Institut für deutsche Wirtschaft hat nun 20 wirtschaftsstarke Länder verglichen und stellt lapidar fest: Im Hochschulbereich hat Deutschland den Anschluss verpasst. Aktueller Trend: Vergreisung der Akademiker. Zwischen 1995 und 2000 seien die Studentenzahlen zurückgegangen. Die so genannte Bildungsrendite, also die Kosten für Bildung und Studienzeit gegengerechnet zum späteren Einkommensvorteil als Akademiker liegt in Deutschland nur bei neun Prozent, in den USA beträgt sie fast 15, in England sogar 19 Prozent. Und schließlich werde in Deutschland zu wenig Geld in die Hochschulen gesteckt. Im Durchschnitt investieren die OECD-Staaten 1,5 Prozent ihrer Bruttoinlandsprodukte in Bildung, in Deutschland dagegen fast ein Drittel weniger, nur knapp ein Prozent.

    Die Ziele der Wirtschaftsvertreter und die der Hochschulrektoren ähneln sich in vielen Punkten, zum Beispiel bei dem Ziel, die heute bereits über 1600 Bachelor- und Masterabschlüsse in Deutschland stark zu erhöhen. Bis 2010 sollen Magister, Diplom und Staatsexamen sogar komplett durch die neuen Abschlüsse ersetzt sein. Das wollen die Bildungsminister, die HRK, und das begrüßt auch die Wirtschaft.

    Außerdem: Die Hochschulen sollen Absolventen selber aussuchen, damit mittelfristig ZVS abgeschafft werden, und sie sollen neue Refinanzierungsmöglichkeiten erhalten. Gebühren sollen also nicht grundsätzlich verboten sein. Verschiedene Modelle werden ja bereits als Pilotprojekte an einigen Hochschulen ausprobiert.

    [Autor: Patrick Honecker]