Dienstag, 21. Mai 2024

Europäischer Emissionshandel
Deutschland nimmt fast vier Milliarden Euro ein

Aus dem Verkauf von Treibhausgas-Verschmutzungsrechten im europäischen Emissionshandel hat Deutschland im ersten Halbjahr knapp 3,9 Milliarden Euro erlöst. Die Summe liege 14 Prozent über dem Vorjahresergebnis und stelle einen neuen Bestwert dar, berichtete die Deutsche Emissionshandelsstelle in Berlin.

01.08.2023
    Schornsteine mit Qualm an der Shell-Rheinland-Raffinerie in Köln-Godorf
    Die Shell Raffinerie in Köln-Godorf (Geisler-Fotopress)
    Der Durchschnittserlös je Zertifikat habe im ersten Halbjahr 87 Euro 11 betragen; der Vorjahreswert wurde mit 80 Euro 32 veranschlagt. Je Zertifikat ist der Ausstoß von einer Tonne Kohlendioxid erlaubt.
    Mit den eingenommenen Geldern werden etwa klimafreundliche Modernisierungen, der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität oder der Aufbau der Wasserstoffindustrie gefördert. Die für den Rechteverkauf zuständige Deutsche Emissionshandelsstelle ist beim Umweltbundesamt (UBA) angesiedelt.
    Im nationalen Emissionshandel wurden den Angaben zufolge im ersten Halbjahr 2023 Zertifikate im Wert von knapp über 600 Millionen Euro (2022: 650 Mio Euro) verkauft. Die Behörde rechnet damit, dass die Unternehmen die Zertifikate für 2023 im Jahresverlauf aus wirtschaftlichen Gründen vor allem zum Jahresende kaufen. Im vergangenen Jahr wurden im nationalen Handel insgesamt 6,4 Milliarden Euro eingenommen.
    Die Handelsstelle geht nach Angaben eines Sprechers trotz der geringeren Einnahmen zum Halbjahr davon aus, dass die Verkaufserlöse im nationalen Handel am Jahresende die des Vorjahres übersteigen werden. Grund sei unter anderem, dass 2023 erstmals auch Kohlelieferanten die Abgabe zahlen müssten. Auch bei den europäischen Zertifikaten rechnet die Handelsstelle wegen der höheren Zertifikatspreise mit einer Steigerung der Einnahmen gegenüber 2022, als 6,8 Milliarden Euro zusammenkamen. Mit insgesamt 13,2 Milliarden Euro aus dem Emissionshandel waren die Erlöse für Deutschland 2022 so hoch wie noch nie.
    Vor dem Hintergrund der Klimakrise soll die CO2-Bepreisung Wirtschaft und Verbrauchern einen Anreiz geben, weniger fossile Brennstoffe zu verwenden. Kraftwerke, große Industrieanlagen und der innereuropäische Luftverkehr benötigen die europäischen Berechtigungen. Im nationalen System wird die CO2-Abgabe etwa von Gas- und Kohlelieferanten oder Unternehmen der Mineralölindustrie erhoben.
    Weil die Unternehmen die Mehrkosten weitergeben, erhöhen sich auch die Endverbraucherpreise. Um einen sozialen Ausgleich zu schaffen, haben SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag ein sogenanntes Klimageld vereinbart. Wann es kommt, ist noch unklar.
    Diese Nachricht wurde am 01.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.