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DFB-Pokal-Spiel verlegt
Leverkusen erfolgreich gegen "Lex Bayern München"

Bayer Leverkusen wollte sein Spiel im DFB-Pokal verlegen, wie es auch der FC Bayer getan hatte - der DFB lehnte ab. Leverkusen klagte und bekam vom DFB-Bundesgericht nun Recht. Eine schwierige Situation für den Verband.

Von Thomas Kistner | 03.12.2020
Das Stadion von Bundesligist Bayer 04 Leverkusen
Das Stadion von Bundesligist Bayer 04 Leverkusen (www.imago-images.de)
Wieder steckt die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes in Erklärungsnot. Am Donnerstag korrigierte das DFB-Bundesgericht eine umstrittene Ansetzung im DFB-Pokal, die stark nach einer "Lex Bayern München" aussah. Die Bayern hatten Mitte November ihr Pokalspiel gegen den Zweitligisten Holstein Kiel vom 23. Dezember auf den 13. Januar verschieben lassen. Diesem Wunsch kam der DFB im Handumdrehen nach, keine drei Stunden nach einer knapp formulierten Bitte der Münchner per Mail.
Wenig später wurde auch Bayer Leverkusen beim DFB vorstellig und wollte ebenfalls sein Pokalmatch am Vorweihnachtstag gegen Eintracht Frankfurt verschieben lassen - aber diesmal stellte sich die DFB-Verwaltung quer. Der Spielausschuss wies das Begehr ab.
Leverkusen vor DFB-Bundesgericht erfolgreich
Das von Leverkusen angerufene Bundesgericht aber gab den Rheinländern jetzt Recht. Aus Gründen der Gleichbehandlung muss auch dieses Spiel in den Januar verlegt werden. Die Begründung der Richter ist eine Ohrfeige für die Funktionäre. Letztere hätten im Fall von Bayer Leverkusen eher substanzlos argumentiert, beispielsweise, dass die Kompaktheit des Pokal-Spieltages darunter leiden würde, oder dass die Münchner Spieler einer höheren Belastung ausgesetzt seien. Das Bundesgericht sah das Prinzip der Gleichbehandlung als wichtiger an als die angeführten Argumente.
Gericht: Fairplay-Aspekt spricht für Leverkusen
Auch weist die zunächst erfolgte Ablehnung der Verschiebung durch den DFB-Spielausschuss auf eine stark verschobene Machtstruktur im DFB hin; und zwar zugunsten des sportlich beherrschenden Rekordmeister aus dem Süden. Das Gericht betont, dass die Bayern ja bereits ihr Pokal-Auftaktspiel verschieben durften, was ihnen eine Woche mehr Regenerationszeit vorm Rückrundenstart bescherte. Auch die geltend gemachte höhere Belastung für die Bayern sei kein Argument - die Beanspruchung der Profis in Leverkusen sei dieselbe. Das zeige sogar eine DFB-eigene Erhebung, nach der beide Klubs in der laufenden Saison gleich viele Spiele absolviert haben. Unter dem Fairplay-Aspekt könne Leverkusen nicht verboten werden, was Bayern erlaubt ist.
Sportpolitische Brisanz
Der Vorgang birgt sportpolitische Brisanz. Denn der DFB fällte den Entscheid pro Bayern nur zwei Tage nach einer von den Münchnern betriebenen Zusammenkunft zahlreicher Bundesliga-Klubs. Bei dieser war unter FC Bayern-Federführung auch eine Rückendeckung des Profilagers für den verbandsintern stark angeschlagenen DFB-Präsidenten Fritz Keller formuliert worden. Eine konkrete Anfrage, ob die drastische Ungleichbehandlung der zwei Klubs im Süden und Westen auf eine politische Anweisung "von oben" zurückzuführen ist, wollte der DFB nicht beantworten.