Son-nen-blu-me.
Jennifer und ihre Mutter sitzen zusammen über den Hausaufgaben. Die Zehnjährige erklärt ihrer Mutter eine Klassenarbeit, bei der es um die Silbentrennung geht.
Von den 19 Wörtern war nur ein Wort falsch.
- Ja, Baggerschaufel.
Ein einziger Fehler bei 19 Wörtern - für die zehnjährige Jennifer ist das ein riesiger Erfolg. Denn sie hat LSR, wie die Lese-Rechtschreib-Schwäche im Mediziner-Jargon abgekürzt wird. Dass es mit dem Lesen nicht so richtig gut klappte, war den Eltern schon bald nach der Einführung aufgefallen, erzählt die Mutter:
Dass wir privat immer noch geübt haben - klar. Aber es hat sich eigentlich nicht gebessert: Rechtschreibung war sehr schlecht, Lesen überhaupt nicht. Ich kriegte sie überhaupt nicht zum Lesen. Und jetzt in der Realschule - seit fünf Wochen ist sie ja da, na ja, etwas länger - da hat die Lehrerin gefragt, ob sie schon mal einen LRS-Test gemacht hätte. Und den haben wir dann auch gemacht, nach vier Wochen konnte ich da hin, und die sagten eben, dass sie Lese-Rechtschreib-Schwäche hat.
LRS: Eine Diagnose, auf die die Mutter erst einmal sprachlos reagierte.
Erst mal geschockt, weil man ja den Namen schon mal gehört hat, aber eigentlich noch gar nicht so genau weiß, was das ist. Dann natürlich wenig Informationen über die Krankheit erfährt. Im Internet habe ich mich so ein bisschen schlau gelesen, und da gehen die Meinungen auseinander. Die einen sagen, vererbbar, die anderen sagen, die rechte Gehirnhälfte arbeitet mit der linken nicht zusammen. Irgendwie weiß man nicht so richtig, was es ist, was die Krankheit ausmacht. In einem Bericht steht drin, ist heilbar, in dem anderen steht drin, ist nicht heilbar. Man ist erst mal ein bisschen wie vor den Kopf geschlagen.
Auch für Jennifer selber war es nicht leicht, gesagt zu bekommen: Du hast eine Krankheit namens Lese-Rechtschreib-Schwäche:
Ich habe einen Riesenschreck gekriegt, weil ich ja zuerst überhaupt gar nicht wusste, was das ist, und dann hat mir meine Mutter das erklärt. Dann habe ich gedacht, irgendwie habe ich jetzt eine Krankheit in meinem Kopf oder so? Und habe einen riesigen Schreck gekriegt und dann gehofft, dass ich bald in diesen Nachhilfeunterricht komme, damit ich das schnell wieder weg krieg. Weil, das ist, mir gefällt das nicht, diese Krankheit!
Mittlerweile weiß die Zehnjährige: LRS ist nicht schlimm und kann überwunden werden. Und Jennifers Mutter hat sogar ein gewisses Verständnis für die Schreibfehler ihrer Tochter entwickelt:
Saal schreibt man mit zwei a, Wal mit einem a, und wenn man nach dem Hören schreibt, hört man diese zwei Laute nicht, von daher hat sie viel falsch geschrieben. Das wurde in den ersten zwei Klassen nicht verbessert, weil sie ja schreiben sollten, wie sie hören, und in der dritten Klasse war es schon zu spät. Da haben sich diese Wörter komplett falsch eingeprägt. Das müssen wir jetzt natürlich rauskriegen.
Ein anderes Beispiel:
Verkehr, das hat sie dann wirklich ganz verkehrt geschrieben, mit F-A-K-E-R, weil sie es so spricht und auch so hört.
Seit sie zu Beginn des Schuljahres auf die Realschule gewechselt ist, macht Jennifer das Lernen endlich Spaß. Ihr Vater wundert sich nur, dass seine Tochter vorher vier Jahre lang an der Grundschule auf Unverständnis stieß:
Wir haben ja bei der Jennifer recht früh schon festgestellt, dass sie im Rechnen eine absolute Leuchte ist, gut mitkommt, ein gutes räumliches Denken hat, auch ein sehr gutes Zahlenverständnis hat, aber halt im Lesen alleine schon da ein Problem hat. Wir haben ja schon im zweiten Schuljahr begonnen, sie von uns privat aus zur Nachhilfe zu schicken. Das ist auch dann besser geworden. Deshalb kann ich auch nicht nachvollziehen, warum man von der Schule aus darauf nicht reagiert. Das mag fehlender Wissensstand gewesen sein. Ich denke auch, dass es vielleicht in der Masse untergeht, weil ich persönlich glaube, dass die Klassen heute einfach viel zu groß sind.
Vielleicht, überlegt der Vater, liegt es aber auch an der Ausbildung der Pädagogen.
Ich weiß nicht, ob die Lehrer in dieser Richtung gezielt geschult werden. Ich denke schon, dass die Lehrer davon wissen. Mit Sicherheit, wenn wir als Privatleute davon gehört haben, gehe ich davon aus, dass in Lehrerkonferenzen darüber gesprochen wird. Ob sie es dann erkennen, das lasse ich mal dahin gestellt.
Jennifer und ihre Mutter sitzen zusammen über den Hausaufgaben. Die Zehnjährige erklärt ihrer Mutter eine Klassenarbeit, bei der es um die Silbentrennung geht.
Von den 19 Wörtern war nur ein Wort falsch.
- Ja, Baggerschaufel.
Ein einziger Fehler bei 19 Wörtern - für die zehnjährige Jennifer ist das ein riesiger Erfolg. Denn sie hat LSR, wie die Lese-Rechtschreib-Schwäche im Mediziner-Jargon abgekürzt wird. Dass es mit dem Lesen nicht so richtig gut klappte, war den Eltern schon bald nach der Einführung aufgefallen, erzählt die Mutter:
Dass wir privat immer noch geübt haben - klar. Aber es hat sich eigentlich nicht gebessert: Rechtschreibung war sehr schlecht, Lesen überhaupt nicht. Ich kriegte sie überhaupt nicht zum Lesen. Und jetzt in der Realschule - seit fünf Wochen ist sie ja da, na ja, etwas länger - da hat die Lehrerin gefragt, ob sie schon mal einen LRS-Test gemacht hätte. Und den haben wir dann auch gemacht, nach vier Wochen konnte ich da hin, und die sagten eben, dass sie Lese-Rechtschreib-Schwäche hat.
LRS: Eine Diagnose, auf die die Mutter erst einmal sprachlos reagierte.
Erst mal geschockt, weil man ja den Namen schon mal gehört hat, aber eigentlich noch gar nicht so genau weiß, was das ist. Dann natürlich wenig Informationen über die Krankheit erfährt. Im Internet habe ich mich so ein bisschen schlau gelesen, und da gehen die Meinungen auseinander. Die einen sagen, vererbbar, die anderen sagen, die rechte Gehirnhälfte arbeitet mit der linken nicht zusammen. Irgendwie weiß man nicht so richtig, was es ist, was die Krankheit ausmacht. In einem Bericht steht drin, ist heilbar, in dem anderen steht drin, ist nicht heilbar. Man ist erst mal ein bisschen wie vor den Kopf geschlagen.
Auch für Jennifer selber war es nicht leicht, gesagt zu bekommen: Du hast eine Krankheit namens Lese-Rechtschreib-Schwäche:
Ich habe einen Riesenschreck gekriegt, weil ich ja zuerst überhaupt gar nicht wusste, was das ist, und dann hat mir meine Mutter das erklärt. Dann habe ich gedacht, irgendwie habe ich jetzt eine Krankheit in meinem Kopf oder so? Und habe einen riesigen Schreck gekriegt und dann gehofft, dass ich bald in diesen Nachhilfeunterricht komme, damit ich das schnell wieder weg krieg. Weil, das ist, mir gefällt das nicht, diese Krankheit!
Mittlerweile weiß die Zehnjährige: LRS ist nicht schlimm und kann überwunden werden. Und Jennifers Mutter hat sogar ein gewisses Verständnis für die Schreibfehler ihrer Tochter entwickelt:
Saal schreibt man mit zwei a, Wal mit einem a, und wenn man nach dem Hören schreibt, hört man diese zwei Laute nicht, von daher hat sie viel falsch geschrieben. Das wurde in den ersten zwei Klassen nicht verbessert, weil sie ja schreiben sollten, wie sie hören, und in der dritten Klasse war es schon zu spät. Da haben sich diese Wörter komplett falsch eingeprägt. Das müssen wir jetzt natürlich rauskriegen.
Ein anderes Beispiel:
Verkehr, das hat sie dann wirklich ganz verkehrt geschrieben, mit F-A-K-E-R, weil sie es so spricht und auch so hört.
Seit sie zu Beginn des Schuljahres auf die Realschule gewechselt ist, macht Jennifer das Lernen endlich Spaß. Ihr Vater wundert sich nur, dass seine Tochter vorher vier Jahre lang an der Grundschule auf Unverständnis stieß:
Wir haben ja bei der Jennifer recht früh schon festgestellt, dass sie im Rechnen eine absolute Leuchte ist, gut mitkommt, ein gutes räumliches Denken hat, auch ein sehr gutes Zahlenverständnis hat, aber halt im Lesen alleine schon da ein Problem hat. Wir haben ja schon im zweiten Schuljahr begonnen, sie von uns privat aus zur Nachhilfe zu schicken. Das ist auch dann besser geworden. Deshalb kann ich auch nicht nachvollziehen, warum man von der Schule aus darauf nicht reagiert. Das mag fehlender Wissensstand gewesen sein. Ich denke auch, dass es vielleicht in der Masse untergeht, weil ich persönlich glaube, dass die Klassen heute einfach viel zu groß sind.
Vielleicht, überlegt der Vater, liegt es aber auch an der Ausbildung der Pädagogen.
Ich weiß nicht, ob die Lehrer in dieser Richtung gezielt geschult werden. Ich denke schon, dass die Lehrer davon wissen. Mit Sicherheit, wenn wir als Privatleute davon gehört haben, gehe ich davon aus, dass in Lehrerkonferenzen darüber gesprochen wird. Ob sie es dann erkennen, das lasse ich mal dahin gestellt.