Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Dicke Männer aus Gold

Anscheinend hatten die Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences endlich einmal gründlich Zeitungen und Prognosen gelesen. Denn in allen Hauptkategorien beim Oscar siegten die Favoriten.

Von Josef Schnelle | 26.02.2007
    Sieg für Deutschland! Florian Henckel von Donnersmarck sprang zweimal hoch in die Luft und konnte seine Dankesadressen in der Eile gar nicht alle unterbringen. Am Ende verschluckte die Signalmusik zum Bühnenabtritt noch den Dank an seine Frau. Mit "Das Leben der Anderen" gewann erst zum dritten Mal in der fast 80-jährigen Geschichte des begehrten Filmpreises ein deutscher Film einen Oscar.

    Das Thema Überwachungsstaat habe alle Diskussionen nach den Filmvorführungen beherrscht, berichtete Ulrich Mühe. Besorgte US-Bürger wären auch immer wieder auf die Veränderungen des öffentlichen Raumes in Amerika durch den Patriot Act mit weitgehenden Rechten der Geheimdienste zu sprechen gekommen. Diese aktuelle Wahrnehmung mag der Hauptgrund sein, dass Henckel von Donnersmarck schließlich den bis zum Schluss als Favorit gehandelten mexikanischen Film "Pans Labyrinth" noch ausstechen konnte. Bei aller Freude für diese Anerkennung des deutschen Films muss man aber gleich daran erinnern, dass der so genannte Auslands-Oscar eher eine Trostkategorie ist und gönnerhaft dem Umstand Rechnung trägt, dass auch außerhalb von Hollywood Filme gedreht werden. Ansonsten gehörte die Oscar-Nacht dem Establishment der Filmmetropole. Anscheinend hatten die Mitglieder der Academy endlich einmal gründlich Zeitungen und Prognosen gelesen. Denn in allen Hauptkategorien siegten die Favoriten. Nur Martin Scorsese konnte kaum glauben, dass er, der anerkannteste Regisseur Amerikas, nach so vielen Fehlversuchen endlich als bester Regisseur ausgezeichnet wurde. Er bat Francis Ford Coppola doch noch einmal zu prüfen, ob er sich nicht verlesen habe.

    Scorseses Gangsterfilm "The Departed" wurde auch zum besten Film des Jahres erklärt und gewann noch zwei weitere Oscars. Hauptdarsteller Jack Nicholson, kaum wieder zu erkennen als Glatzkopf, feixte zu jeder dieser Entscheidungen, wissen doch alle, dass er diesen Film in vieler Hinsicht dominiert hat. "The Departed" gilt zwar nicht als der beste Film des New Yorker Regisseurs. Aber es war höchste Zeit den wichtigsten Regisseur der "New Hollywood"-Bewegung der 70er Jahre gebührend zu feiern. Die Academy macht ihren Frieden mit den Außenseitern. Dafür spricht auch der Ehrenoscar für den italienischen Filmkomponisten Ennio Morricone. Seine erste Filmmusik hatte er für den Spaghettiwestern "Für ein paar Dollar" geschrieben. Das ist auch der erste Film von Clint Eastwood als Darsteller gewesen. Eastwood ließ es sich deshalb nicht nehmen die Laudatio zu halten. Zu solcher Musik in eine Westernstadt einzureiten, dass sei, so Eastwood, schon damals eine große Ehre gewesen.

    Die Oscar-Nacht war übrigens eine grüne Nacht, wie Leonardo di Caprio verkünden durfte. Man hatte erstmal alle Umweltschutzregeln eingehalten bei der Produktion dieser Show. Da fragt man sich doch gleich, ob das bei "Wetten, dass..?" auch der Fall ist. Jedenfalls gewann Al Gores Film über die Globale Erderwärmung auch noch den Preis für den besten Dokumentarfilm, und dann versuchte di Caprio Al Gore spielerisch auch noch die Erklärung abzuluchsen, dass er als Präsidentschaftskandidat antreten werde. Hollywood, das ist klar, würde ihm dann zu Füßen liegen. Der Kapellentusch verhinderte aber dann doch auch die vollständige Politisierung dieses Galaabend der schönen und reichen guten Menschen von Hollywood.