
"Mit den alten Knackern wollten wir eine zeitgenössische Geschichte erzählen - und wir wollten über das Erbe sprechen, das eine Generation der nächsten hinterlässt. Also, es geht da nicht um finanzielle Erbschaften, sondern um Gesellschaftsmodelle und wie wir die Welt der nächsten Generation hinterlassen. Das heißt, wir wollten eine Geschichte mit unterschiedlichen Generationen, in der die eine Generation auf die andere guckt und umgekehrt."
"Seltsamerweise wird das in fiktionalen Stoffen kaum dargestellt. Wenn da Alte mitspielen, dann sind die meist auf ihr Alter reduziert und die jungen Frauen oder Männer werden viel komplexer dargestellt - das ist verrückt, weil wenn du jung bist, weißt Du gar nichts über das Leben. Und genau das will ich in den 'alten Knackern' erzählen: Altern heißt nicht Reduktion, sondern die Verfeinerung der Persönlichkeit."
Ebenso prägnant wie die Charaktere sind die Zeichnungen von Cauuet. Die schwabbelnden Tränensäcke und das schlaff hängende Wangenfett sind den Alten so drastisch ins Gesicht gezeichnet, dass man am liebsten fort rennen möchte - und es dann doch nicht tut. Weil auch die Jungen wie ganz normale Menschen gezeichnet sind - und nicht wie Supermodels. Und weil die Mimik der Figuren so großartig ist, dass es eigentlich keine Sprechblasen braucht. In den alten Knackern mischen sich Unterhaltung und Anspruch - und genau das will Wilfrid Lupano mit seinen Comics erreichen.
Das gelingt übrigens auch mit dem Bilderbuch "Der Wolf im Slip", das zeitgleich zum vierten Band erscheint und eine Art Auskopplung ist. Hier wird das Puppentheater, das im Comic aufgeführt wird, als Bildergeschichte erzählt - in der sämtliche Zuschreibungen, die den Wolf als böse und unheimlich brandmarken, urkomisch ad absurdum geführt werden. Lupano hat damit gleich eine neue Serie begonnen - im Frühjahr soll der zweite Band vom Wolf im Slip erscheinen. Und auch "Die alten Knacker" sind noch nicht auserzählt.
"Wie haben gesagt, es wird drei Bände geben, weil am Anfang weiß man nie, ob eine Reihe funktioniert - ob die Leute das mögen. Wir haben deshalb gedacht, wir machen drei Bände - aber eigentlich haben wir nie gesagt, dass wir nur drei machen. Am Ende werden es sechs Bände, glaub ich."
Und wenn es noch mehr würden, wäre das eigentlich eine gute Nachricht.
Splitter Verlag, Bielefeld 2017, 56 Seiten, 14,80 Euro