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Die besten jungen Wissenschaftler Europas

In unserer Serie stellen wir diese Woche studentische Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern vor. Ein Porträt von Äkos Vermes, der für das Gastgeberland Ungarn in den Wettbewerb eingezogen ist.

    Ein Beitrag von Armin Himmelrath

    Dass andere Studierende sich erst im Examen oder sogar bei der Promotion mit biochemischer Grundlagenforschung beschäftigen, darüber kann Äkos Vermes nur lächeln. Der 19jährige Ungar studiert Biologie im ersten Semester. Fachlich ist er allerdings schon viel weiter, wie er in diesen Tagen mit seiner Präsentation beim EU-Wettbewerb für Nachwuchswissenschaftler beweist.

    Mein Projekt ist im Bereich der Biochemie angesiedelt, es geht um Stress-Proteine. In unseren Zellen regieren Proteine. Das sind Ketten von Aminosäuren, die in einer bestimmten Art und Weise gefaltet sein müssen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können.

    Die so genannten Stress-Proteine sind in der Lage, die Faltung von Molekülketten zu steuern und zu beeinflussen, damit die ihre Funktionen im komplizierten Innenleben der menschlichen Zelle erfüllen können. Natürlich sei das ein absolutes Spezialthema, aber er finde es ungeheuer spannend, sagt Äkos Vermes, zu untersuchen, wie diese Abläufe gesteuert werden.

    Wenn wir die Regulierung der Proteinzustände und ihren Wechsel verstehen, dann ist das die Grundlage, um die Funktion und die Lebensfähigkeit einer Zelle zu verstehen.

    Für seine Versuche reichten ein Schullabor oder gar die Küche in der heimischen Studentenbude nicht mehr aus. Äkos Vermes hat seine Experimente deshalb in einem Labor der medizinischen Universitätsklinik in Budapest durchgeführt. Aber das Experimentieren und die Wettbewerbsteilnahme seien, winkt er ab, eigentlich nur ein Hobby. Sein Biologiestudium, dass er in diesem Jahr aufgenommen hat, gehe vor. Und dessen Ende kann er kaum erwarten, obwohl bis dahin wohl noch einige Semester ins Land gehen werden.

    Das dauert fünf Jahre, in denen ich mich mehr und mehr spezialisieren werde. Am Anfang gibt es natürlich noch Fächer wie Mathe und Physik. Aber in den letzten beiden Studienjahren werde ich mich dann endlich spezialisieren, zum Beispiel in Biochemie.

    Nach fünf Jahren habe er dann einen Masterasbchluss, und dass er anschliessend eine Promotion nach amerikanischem Vorbild, den PhD, dranhängen wird, ist für den 19jährigen längst ausgemacht. Wahrscheinlich werde er dafür ins Ausland gehen. Weil Äkos Vermes in die Wissenschaft will, findet er es auch ausgesprochen positiv, dass das ungarische Hochschulsystem jetzt internationalen – sprich: amerikanischen – Standards angepasst wird.

    Das Credit Point System ist an unserer Universität gerade eingeführt worden. Das ist natürlich ein bisschen schwierig für die Dozenten, die sich umstellen müssen, und für die älteren Studenten auch. Ich bin aber noch nicht so lange da, da kenne ich ja nur das neue System.

    Gerade für die Studierenden habe der Wechsel zu neuen, internationalen Standards dabei auch zu deutlich höheren Anforderungen geführt, sagt Äkos Vermes.

    Im alten ungarischen Hochschulsystem war es nicht üblich, viele Haus- und Seminararbeiten zu schreiben. Da gab es nur Examensklausuren, und vielleicht mal einen kleineren Test.

    Das ist jetzt anders geworden. Um Referate und Hausarbeiten, um studienbegleitende Prüfungen und Klausuren kommt mittlerweile kein ungarischer Student mehr herum. Die EU-Bildungsminister wird das freuen – schliesslich könnte Äkos Vermes für sie so etwas wie ein Prototyp des neuen, international orientierten europäischen Studenten sein.