Es rattert unaufhörlich und laut in der Fabrikhalle der Augenoptiksparte von Carl Zeiss – offiziell: Carl Zeiss Vision. Etwa 30 Zentimeter breite Transportbänder queren auf Deckenhöhe die Gänge, laufen dann wieder in Brusthöhe an verschiedenen Maschinen vorbei, manövriert durch Aufzüge.
Das Werk im schwäbischen Aalen ist eine sogenannte Rezeptwerkstatt, kein Brillengleis ist hier identisch zu einem anderen. 10.000 Unikate werden tagtäglich von 1000 Angestellten im Drei-Schichtbetrieb hergestellt.
Markus Haidl ist Chefentwickler. Er steht einem 60-köpfigen Team vor und entwickelt die Brillengläser ständig weiter. Die jüngsten Neuerungen:
"Es handelt sich um ein Kunststoffbrillenglas und Kunststoff ist ein Material, was sehr leicht zu Kratzern führt. Wir haben dieses Material veredelt mit einer Beschichtung, sodass es am Ende von der Neigung, zu verkratzen, sich ungefähr so verhält, wie ganz normales Glas."
Der promovierte Physiker nimmt seine Testbrille in die Hand, leicht silbrig-blau schimmert das Glas. Bis es aber soweit ist, durchläuft das Brillenglas verschiedene Stationen: Mit einer Diamantdrehmaschine werden die Eigenschaften in den Kunststoff gefräst, also zum Beispiel die Dioptrinzahl für die Sehstärke. Später geht das Glas dann in die Politur.
Verantwortlich für die Kratzfestigkeit, für die gute Putzbarkeit oder auch dafür, dass die Gläser nicht reflektieren, der sogenannte Antireflex, ist aber die Beschichtung. Im Reinraum arbeiten daran die Physiker, Ingenieure und Anwendungstechniker. Im partikelfreien Vakuum dampfen sie Substanzen auf das Glas – manchmal nur wenige Atome dick.
Was genau dieses im Urzustand weiße Pulver enthält: Betriebsgeheimnis. Was die Zukunft bei den Beschichtungsverfahren bringen wird:
"Ein ganz großes Thema bei uns ist die Beschlagsfreiheit von Brillengläsern. Das treibt uns schon ganz lange um. Und das ein Fokus ist bei uns in den Entwicklungsaktivitäten, eine Funktion zu entwickeln, die es erlaubt, dass dieses Beschlagsfreiheit permanent gewährleistet ist."
1846 legte Carl Zeiss den Grundstein für das Unternehmen zunächst mit der Produktion von Mikroskopen. Raymund Heinen, Geschäftsführer der Carl Zeiss Vision, schätzt ihn,
"als Unternehmer, der angefangen hat, wissenschaftliche Instrumente, Schwerpunkt Mikroskope, zu produzieren, am Universitätsstandort Jena."
Carl Zeiss war der beherzte Unternehmer mit dem richtigen Gefühl für Wachstumsmärkte. Und ihm war schon sehr früh klar, dass man Gläser auf Grundlage mathematischer Berechnungen herstellen sollte, weil dies nicht nur qualitativ besser war, sondern auch mehr Effizienz versprach. Dieser Mann mit dem Sinn fürs Mathematische war dann Ernst Abbe.
Ein Blick zurück: 1846 Gründung des Unternehmens in Jena als Werkstatt für Feinmechanik und Optik. 1866 Eintritt des 26-jährigen Ernst Abbe. 1888 starb Carl Zeiss. Ein Jahr später Gründung der Carl Zeiss Stiftung. Bis 1945 dann Produktion vor allem in Jena. Nach der deutschen Teilung wurde in Ostdeutschland ein Kombinat aufgebaut, die Westfirma gründete sich im schwäbischen Oberkochen neu.
Mit der Wiedervereinigung wurde das DDR-Kombinat von der Treuhand abgewickelt. Die westdeutsche Carl Zeiss AG übernahm Teile des Betriebs, heute sind in Jena die Medizintechnik und Mikroskopie ansässig. Andere Teile des Kombinats, welches in Hochzeiten 60.000 Menschen beschäftigte, gingen an zahlreiche weitere Unternehmen – auch die Jenoptik AG ging daraus hervor, bekannt durch ihren ehemaligen Firmenchef, dem Politiker Lothar Späth.
Das Dach der heutigen Firmenkonstruktion ist dabei immer noch die Carl Zeiss Stiftung. Geschäftsführer Raymund Heinen:
"Der Carl Zeiss Stiftung gehören ja zwei große Industrieunternehmen. Auf der einen Seite die Carl Zeiss AG, die auch den Namen trägt. Und auf der anderen Seite die Schott AG, beides zwei unabhängige Unternehmen."
Der Carl Zeiss Stiftung gehören die Carl Zeiss AG und die Schott AG komplett. Die Carl Zeiss AG ist wiederum unterteilt in sechs Unternehmensbereiche. Einer davon ist die Augenoptiksparte, deren Ursprünge bis ins Jahr 1912 zurückgehen.
Und diese Carl Zeiss Vision positioniert sich unter den Top 3 der Branche weltweit. Nach einer turbulenten Übergangszeit mit dem Aufkauf des amerikanischen Konkurrenten Sola und der Beteiligung eines Risikokapitalgebers, hält die Carl Zeiss AG heute wieder alle Stimmrechte. Vision beschäftigt 9500 Mitarbeiter weltweit und machte im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz von 860 Millionen Euro pro Jahr. Geschäftsführer Raymund Heinen:
"Wir kommen aus einer etwas länger anhaltenden Verlustzone inzwischen raus, waren letztes Jahr schon leicht positiv. Also man würde mal sagen: schwarze Null. Und sind natürlich dabei, unsere Profitabilität zu verbessern. Wir werden also dieses Jahr das erste Mal einen gewissen Beitrag leisten zum Konzernergebnis."
Wenn Krach in der Fabrik ist, ist auch Chefentwickler Markus Haidl zufrieden. Und wenn dann am Ende ein Brillenglas mit dem silbrig-blauen Restreflex herauskommt, dann erst recht:
"Der Blauton der Entspiegelung ist technisch anspruchsvoll herzustellen, weil das Auge in diesem Bereich besonders empfindlich ist und irgendwelche Prozessschwankungen würde man auch in Farbunterschieden sehen. Dadurch, dass wir einen Blauton haben, zeigen wir auch, dass wir unseren Prozess sehr gut im Griff haben."
Das Werk im schwäbischen Aalen ist eine sogenannte Rezeptwerkstatt, kein Brillengleis ist hier identisch zu einem anderen. 10.000 Unikate werden tagtäglich von 1000 Angestellten im Drei-Schichtbetrieb hergestellt.
Markus Haidl ist Chefentwickler. Er steht einem 60-köpfigen Team vor und entwickelt die Brillengläser ständig weiter. Die jüngsten Neuerungen:
"Es handelt sich um ein Kunststoffbrillenglas und Kunststoff ist ein Material, was sehr leicht zu Kratzern führt. Wir haben dieses Material veredelt mit einer Beschichtung, sodass es am Ende von der Neigung, zu verkratzen, sich ungefähr so verhält, wie ganz normales Glas."
Der promovierte Physiker nimmt seine Testbrille in die Hand, leicht silbrig-blau schimmert das Glas. Bis es aber soweit ist, durchläuft das Brillenglas verschiedene Stationen: Mit einer Diamantdrehmaschine werden die Eigenschaften in den Kunststoff gefräst, also zum Beispiel die Dioptrinzahl für die Sehstärke. Später geht das Glas dann in die Politur.
Verantwortlich für die Kratzfestigkeit, für die gute Putzbarkeit oder auch dafür, dass die Gläser nicht reflektieren, der sogenannte Antireflex, ist aber die Beschichtung. Im Reinraum arbeiten daran die Physiker, Ingenieure und Anwendungstechniker. Im partikelfreien Vakuum dampfen sie Substanzen auf das Glas – manchmal nur wenige Atome dick.
Was genau dieses im Urzustand weiße Pulver enthält: Betriebsgeheimnis. Was die Zukunft bei den Beschichtungsverfahren bringen wird:
"Ein ganz großes Thema bei uns ist die Beschlagsfreiheit von Brillengläsern. Das treibt uns schon ganz lange um. Und das ein Fokus ist bei uns in den Entwicklungsaktivitäten, eine Funktion zu entwickeln, die es erlaubt, dass dieses Beschlagsfreiheit permanent gewährleistet ist."
1846 legte Carl Zeiss den Grundstein für das Unternehmen zunächst mit der Produktion von Mikroskopen. Raymund Heinen, Geschäftsführer der Carl Zeiss Vision, schätzt ihn,
"als Unternehmer, der angefangen hat, wissenschaftliche Instrumente, Schwerpunkt Mikroskope, zu produzieren, am Universitätsstandort Jena."
Carl Zeiss war der beherzte Unternehmer mit dem richtigen Gefühl für Wachstumsmärkte. Und ihm war schon sehr früh klar, dass man Gläser auf Grundlage mathematischer Berechnungen herstellen sollte, weil dies nicht nur qualitativ besser war, sondern auch mehr Effizienz versprach. Dieser Mann mit dem Sinn fürs Mathematische war dann Ernst Abbe.
Ein Blick zurück: 1846 Gründung des Unternehmens in Jena als Werkstatt für Feinmechanik und Optik. 1866 Eintritt des 26-jährigen Ernst Abbe. 1888 starb Carl Zeiss. Ein Jahr später Gründung der Carl Zeiss Stiftung. Bis 1945 dann Produktion vor allem in Jena. Nach der deutschen Teilung wurde in Ostdeutschland ein Kombinat aufgebaut, die Westfirma gründete sich im schwäbischen Oberkochen neu.
Mit der Wiedervereinigung wurde das DDR-Kombinat von der Treuhand abgewickelt. Die westdeutsche Carl Zeiss AG übernahm Teile des Betriebs, heute sind in Jena die Medizintechnik und Mikroskopie ansässig. Andere Teile des Kombinats, welches in Hochzeiten 60.000 Menschen beschäftigte, gingen an zahlreiche weitere Unternehmen – auch die Jenoptik AG ging daraus hervor, bekannt durch ihren ehemaligen Firmenchef, dem Politiker Lothar Späth.
Das Dach der heutigen Firmenkonstruktion ist dabei immer noch die Carl Zeiss Stiftung. Geschäftsführer Raymund Heinen:
"Der Carl Zeiss Stiftung gehören ja zwei große Industrieunternehmen. Auf der einen Seite die Carl Zeiss AG, die auch den Namen trägt. Und auf der anderen Seite die Schott AG, beides zwei unabhängige Unternehmen."
Der Carl Zeiss Stiftung gehören die Carl Zeiss AG und die Schott AG komplett. Die Carl Zeiss AG ist wiederum unterteilt in sechs Unternehmensbereiche. Einer davon ist die Augenoptiksparte, deren Ursprünge bis ins Jahr 1912 zurückgehen.
Und diese Carl Zeiss Vision positioniert sich unter den Top 3 der Branche weltweit. Nach einer turbulenten Übergangszeit mit dem Aufkauf des amerikanischen Konkurrenten Sola und der Beteiligung eines Risikokapitalgebers, hält die Carl Zeiss AG heute wieder alle Stimmrechte. Vision beschäftigt 9500 Mitarbeiter weltweit und machte im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz von 860 Millionen Euro pro Jahr. Geschäftsführer Raymund Heinen:
"Wir kommen aus einer etwas länger anhaltenden Verlustzone inzwischen raus, waren letztes Jahr schon leicht positiv. Also man würde mal sagen: schwarze Null. Und sind natürlich dabei, unsere Profitabilität zu verbessern. Wir werden also dieses Jahr das erste Mal einen gewissen Beitrag leisten zum Konzernergebnis."
Wenn Krach in der Fabrik ist, ist auch Chefentwickler Markus Haidl zufrieden. Und wenn dann am Ende ein Brillenglas mit dem silbrig-blauen Restreflex herauskommt, dann erst recht:
"Der Blauton der Entspiegelung ist technisch anspruchsvoll herzustellen, weil das Auge in diesem Bereich besonders empfindlich ist und irgendwelche Prozessschwankungen würde man auch in Farbunterschieden sehen. Dadurch, dass wir einen Blauton haben, zeigen wir auch, dass wir unseren Prozess sehr gut im Griff haben."


