Bleiwüste – der Name ist ein Schimpfwort. Und er stammt aus Zeiten, als Tageszeitungen noch im Bleisatz entstanden, dicht gesetzt, ohne Absatz, ohne Bilder. Doch auch online gibt es Bleiwüsten - Seiten mit langen Texten, ohne Bilder, Videos oder sonstigen multi-medialen Komponenten. Die Bezeichnung legt nahe, online seien Texte nur zu ertragen, wenn man von ihnen ablenkt. Dass solche Online-Bleiwüsten gerade boomen, erklärt sich Mark Greif, Mitherausgeber des Literaturmagazins N+1 als bewusste Gegenreaktion auf die Blogosphere.
"Es gibt eine Verbindung zwischen den Blogs und Twitter und der Wiederkehr der langen Form. Ich glaube, die kurzen Nachrichten haben eine Art Nostalgie dafür erweckt."
Die Kombination von Nostalgie und Novum lebt Greif im Alltag. Seine Wohnung in der Lower East Side gehörte mal seiner Oma. In der Straße lebten früher nur jüdische Einsiedler, heute sind es zunehmend Hipster – jene Wesen, die auch auf dem Titel seines akribisch recherchierten und dicht bedruckten Buches landeten.
"Ich denke, dass die Renaissance der langen Form mit der Logik des Texts zu tun hat. Man folgt dem roten Faden eines Themas und merkt, dass es ein langer Faden ist – vom Hipster zur Wall Street, zum Beispiel. Es hat nichts mit dem Schreibstil zu tun, aber mit der Form."
Als Greif und seine Kollegen N+1 im Jahre 2004 gründeten, hätten sie sich als Teil eines kleinen Geheimzirkels von Eingeweihten verstanden, sagt er.
Doch das hat sich geändert. Inzwischen gibt es Dutzende gedruckte Literaturmagazine. Auch Tages- und Wochenzeitungen veröffentlichen wieder mehr Beiträge über zweitausend Wörter. Kürzlich berichtete die Finanzzeitschrift "Forbes", dass ihre langen Artikel im Internet häufiger angeklickt werden als ihre normale Berichterstattung. Längst lassen sich mit der "Longform" zusätzliche Leser ziehen.
"Zeitschriften müssen keine Nachrichten mehr im klassischen Sinne verbreiten, sagt Greif. Das machten schon die anderen im Internet. Da könne man sich auf die Eigenrecherche konzentrieren."
Max Linsky, Mitgründer der Internet-Seite Longform.org hat eine andere Erklärung für die Wiederkehr der vielen Wörter.
"Man kann die langen Texte mit dem iPhone oder iPad heute einfach besser lesen als füeher. Und speichern, um sie dann zu lesen, wenn man Muse dazu hat – im Bett, in der U-Bahn oder im Flugzeug. Apps wie Readability machen es möglich."
Linsky wohnt mit seinem Hund Reba in Brooklyn, dem Epizentrum der literarischen Zeitschriften und ESSAYS. Auf der Webseite Longform.org und auf deren Ipad-App veröffentlichen Linsky und sein Mitherausgeber keine eigenen Texte, sondern bieten Links zu neuen und alten Artikeln bei Zeitungen und Zeitschriften an.
"80er, 90er-Jahren, die auf den Webseiten lange verstauben, enn gute Longform-Artikel sind fast zeitlos."
Andere Webseiten wie Longreads.com geben die Längenangaben ihrer Texte nicht in Seiten, sondern in Minuten an. Zeitlose Artikel für Leser, die sich Zeit nehmen wollen.
Die Wiederentdeckung der langen Texte hat sogar zu einer neuen Veröffentlichungsform geführt – mit einem neuen Verkaufsmodell. Auf der Internetseite The Atavist kann man Kleinstmonografien kaufen. Länger als ein Artikel oder Essay aber kürzer als ein Buch – und nur für E-Reader gemacht. Man lädt sie herunter, für $3 pro Stück.
Ja, die Bleiwüste ist wieder da, aber sie nicht grau, sondern bunt. Bunter als je zuvor.
"Es gibt eine Verbindung zwischen den Blogs und Twitter und der Wiederkehr der langen Form. Ich glaube, die kurzen Nachrichten haben eine Art Nostalgie dafür erweckt."
Die Kombination von Nostalgie und Novum lebt Greif im Alltag. Seine Wohnung in der Lower East Side gehörte mal seiner Oma. In der Straße lebten früher nur jüdische Einsiedler, heute sind es zunehmend Hipster – jene Wesen, die auch auf dem Titel seines akribisch recherchierten und dicht bedruckten Buches landeten.
"Ich denke, dass die Renaissance der langen Form mit der Logik des Texts zu tun hat. Man folgt dem roten Faden eines Themas und merkt, dass es ein langer Faden ist – vom Hipster zur Wall Street, zum Beispiel. Es hat nichts mit dem Schreibstil zu tun, aber mit der Form."
Als Greif und seine Kollegen N+1 im Jahre 2004 gründeten, hätten sie sich als Teil eines kleinen Geheimzirkels von Eingeweihten verstanden, sagt er.
Doch das hat sich geändert. Inzwischen gibt es Dutzende gedruckte Literaturmagazine. Auch Tages- und Wochenzeitungen veröffentlichen wieder mehr Beiträge über zweitausend Wörter. Kürzlich berichtete die Finanzzeitschrift "Forbes", dass ihre langen Artikel im Internet häufiger angeklickt werden als ihre normale Berichterstattung. Längst lassen sich mit der "Longform" zusätzliche Leser ziehen.
"Zeitschriften müssen keine Nachrichten mehr im klassischen Sinne verbreiten, sagt Greif. Das machten schon die anderen im Internet. Da könne man sich auf die Eigenrecherche konzentrieren."
Max Linsky, Mitgründer der Internet-Seite Longform.org hat eine andere Erklärung für die Wiederkehr der vielen Wörter.
"Man kann die langen Texte mit dem iPhone oder iPad heute einfach besser lesen als füeher. Und speichern, um sie dann zu lesen, wenn man Muse dazu hat – im Bett, in der U-Bahn oder im Flugzeug. Apps wie Readability machen es möglich."
Linsky wohnt mit seinem Hund Reba in Brooklyn, dem Epizentrum der literarischen Zeitschriften und ESSAYS. Auf der Webseite Longform.org und auf deren Ipad-App veröffentlichen Linsky und sein Mitherausgeber keine eigenen Texte, sondern bieten Links zu neuen und alten Artikeln bei Zeitungen und Zeitschriften an.
"80er, 90er-Jahren, die auf den Webseiten lange verstauben, enn gute Longform-Artikel sind fast zeitlos."
Andere Webseiten wie Longreads.com geben die Längenangaben ihrer Texte nicht in Seiten, sondern in Minuten an. Zeitlose Artikel für Leser, die sich Zeit nehmen wollen.
Die Wiederentdeckung der langen Texte hat sogar zu einer neuen Veröffentlichungsform geführt – mit einem neuen Verkaufsmodell. Auf der Internetseite The Atavist kann man Kleinstmonografien kaufen. Länger als ein Artikel oder Essay aber kürzer als ein Buch – und nur für E-Reader gemacht. Man lädt sie herunter, für $3 pro Stück.
Ja, die Bleiwüste ist wieder da, aber sie nicht grau, sondern bunt. Bunter als je zuvor.