Seit einem halben Jahr gibt es im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel eine private Kindertagesstätte, die sich ganz den Lehren von Maria Montessori verschrieben hat. Ergänzend berufen sich die Gründer des Kinderhauses auf die Ermutigungspädagogik von Alfred Adler Rudolf Dreikurs. Aus den drei Nachnamen der Vorbilder setzt sich auch der Name des Hauses zusammen: Mon-ad-drei. Derzeit kommen 53 Kinder ins Monaddrei, jeweils für nur einige Stunden oder auch den ganzen Tag. Thomas Mösch hat das Montessori-Kinderhaus besucht.
Morgens um kurz nach zehn in der Anfängergruppe: Rund ein Dutzend Jungs und Mädchen im Alter zwischen ein und fünf Jahren wuseln zwischen den zu Gruppen zusammengestellten kleinen Tischchen umher. Einige löffeln noch ihr Müsli. Das ordentlich aufgeräumte Wandregal mit den Holzspielen, Scheren und Malstiften beachten sie nicht. Die beiden Erzieherinnen geben leise mal hier einen Hinweis, bitten mal dort ein Kind, einem anderen zu helfen. Zurückhaltung der Erwachsenen ist das oberste Prinzip im Kinderhaus Monaddrei.
Bis kurz vor elf sind auch die letzten Nachzügler eingetrudelt. Die jetzt 15 Kinder tragen ihre Stühle in den kleineren Nebenraum und gruppieren sie rund um eine auf dem Parkettboden mit gelbem Klebeband markierte Elipse - der Morgenkreis fängt an, heute auf Englisch.
Der markierte Kreis gehört zu der von Maria Montessori empfohlenen "vorbereiteten Umgebung": Die Kinder wissen so genau, wo sie ihre Stühle hinstellen sollen. Im Anschluss bringen sie die Stühle wieder zurück an die Tische. Dort hat jedes Kind einen mit seinem Foto markierten festen Platz. Jetzt geht es ans Tischdecken für das Mittagessen.
Feste Plätze für Kinder und Spielzeug, klare, einfache Aufgaben - so stellt sich Disziplin fast von selbst ein, erklärt Christa Fröhlich-Dithmer, die das Kinderhaus vor einem halben Jahr gegründet hat.
"Es muss einen Sinn habe, wenn ich sage: ‚Bitte, räum deinen Platz auf‘. Die Kinder wissen dann sofort, wenn ich das sagen, sie haben vielleicht aus dem Blick verloren, was danach passiert. Manchmal fragen sie auch sofort und dann ist es ganz klar, sie brauchen den Platz gleich für ihr Mittagessen oder Frühstück."
Beim Tischdecken wird es zum ersten Mal an diesem Tag etwas lauter in dem rund 50 Quadratmeter großen Raum und es kommt sogar zu einem kleinen Streit. Erzieherin Heike Lentfer schreitet ein.
"Ich guck halt: Wie läuft es in der Gruppe? Ist das, was da passiert eine so große Störung, dass das das Gruppengeschehen massiv beeinträchtigen würde oder ist das eine Situation, wo Kinder so in Streit geraten, dass ich rechtzeitig deeskalieren möchte? Manchmal lassen wir es auch drauf ankommen, aber oft ziehen wir die Notbremse an solchen Stellen."
Nach dem Essen räumen die Kinder ihre Tische wieder frei. Bevor die kleinen schlafen gehen und die anderen in den Hof, ist alles wieder an seinem Platz.
Auch ein Stockwerk höher liegt nirgends Spielzeug oder Kleidung einfach so herum. Hier haben die erfahreneren Kinder ihr Reich und sogar eine Kletterwand. Der vierjährige Merlin holt eine Schachtel voller Holzstäbchen aus dem Regal und dazu zwei Kästen mit je fünf Fächern, markiert mit den Zahlen Null bis Neun. In das mit Fach mit der Null kommt kein Stäbchen, in das zweite eins und in das mit der Sieben folglich...
Betreuerin Heike Lentfer erklärt, dass das Montessori-Material immer nur jeweils eine Schwierigkeitsstufe darstellt.
"Diese Fülle von Reizen, die fällt ein bisschen weg und wird reduziert auf nur eins, sodass Außenstehende oft sagen: ‚Mann, ist das langweilig‘. Aber für Kinder ist das eine hohe Anforderung, einen Knopf zu schließen und einen Knopf zu lernen. Da reichen drei Knöpfe, um das zu üben. Da muss nicht noch ein Reißverschluss dran sein."
Kinder zum Lernen ermutigen und ihnen einen Experimentierfeld zur Verfügung stellten - Montessoris Ideen sind gerade in der heutigen Zeit aktuell. Davon ist Kinderhaus-Leiterin Fröhlich-Dithmer überzeugt.
"Je mehr die Gesellschaft sich dahingehend verändert, dass die Autos auf der Straße parken, dass die Fahrradfahrer auf der Straße fahren und die Kinder mit Hundekacke konfrontiert sind, können die immer weniger selbst tun. Gerade das ist das Allernotwendigste heutzutage, dass die Kinder wieder in die Befähigung kommen, selbst zu handeln."
Morgens um kurz nach zehn in der Anfängergruppe: Rund ein Dutzend Jungs und Mädchen im Alter zwischen ein und fünf Jahren wuseln zwischen den zu Gruppen zusammengestellten kleinen Tischchen umher. Einige löffeln noch ihr Müsli. Das ordentlich aufgeräumte Wandregal mit den Holzspielen, Scheren und Malstiften beachten sie nicht. Die beiden Erzieherinnen geben leise mal hier einen Hinweis, bitten mal dort ein Kind, einem anderen zu helfen. Zurückhaltung der Erwachsenen ist das oberste Prinzip im Kinderhaus Monaddrei.
Bis kurz vor elf sind auch die letzten Nachzügler eingetrudelt. Die jetzt 15 Kinder tragen ihre Stühle in den kleineren Nebenraum und gruppieren sie rund um eine auf dem Parkettboden mit gelbem Klebeband markierte Elipse - der Morgenkreis fängt an, heute auf Englisch.
Der markierte Kreis gehört zu der von Maria Montessori empfohlenen "vorbereiteten Umgebung": Die Kinder wissen so genau, wo sie ihre Stühle hinstellen sollen. Im Anschluss bringen sie die Stühle wieder zurück an die Tische. Dort hat jedes Kind einen mit seinem Foto markierten festen Platz. Jetzt geht es ans Tischdecken für das Mittagessen.
Feste Plätze für Kinder und Spielzeug, klare, einfache Aufgaben - so stellt sich Disziplin fast von selbst ein, erklärt Christa Fröhlich-Dithmer, die das Kinderhaus vor einem halben Jahr gegründet hat.
"Es muss einen Sinn habe, wenn ich sage: ‚Bitte, räum deinen Platz auf‘. Die Kinder wissen dann sofort, wenn ich das sagen, sie haben vielleicht aus dem Blick verloren, was danach passiert. Manchmal fragen sie auch sofort und dann ist es ganz klar, sie brauchen den Platz gleich für ihr Mittagessen oder Frühstück."
Beim Tischdecken wird es zum ersten Mal an diesem Tag etwas lauter in dem rund 50 Quadratmeter großen Raum und es kommt sogar zu einem kleinen Streit. Erzieherin Heike Lentfer schreitet ein.
"Ich guck halt: Wie läuft es in der Gruppe? Ist das, was da passiert eine so große Störung, dass das das Gruppengeschehen massiv beeinträchtigen würde oder ist das eine Situation, wo Kinder so in Streit geraten, dass ich rechtzeitig deeskalieren möchte? Manchmal lassen wir es auch drauf ankommen, aber oft ziehen wir die Notbremse an solchen Stellen."
Nach dem Essen räumen die Kinder ihre Tische wieder frei. Bevor die kleinen schlafen gehen und die anderen in den Hof, ist alles wieder an seinem Platz.
Auch ein Stockwerk höher liegt nirgends Spielzeug oder Kleidung einfach so herum. Hier haben die erfahreneren Kinder ihr Reich und sogar eine Kletterwand. Der vierjährige Merlin holt eine Schachtel voller Holzstäbchen aus dem Regal und dazu zwei Kästen mit je fünf Fächern, markiert mit den Zahlen Null bis Neun. In das mit Fach mit der Null kommt kein Stäbchen, in das zweite eins und in das mit der Sieben folglich...
Betreuerin Heike Lentfer erklärt, dass das Montessori-Material immer nur jeweils eine Schwierigkeitsstufe darstellt.
"Diese Fülle von Reizen, die fällt ein bisschen weg und wird reduziert auf nur eins, sodass Außenstehende oft sagen: ‚Mann, ist das langweilig‘. Aber für Kinder ist das eine hohe Anforderung, einen Knopf zu schließen und einen Knopf zu lernen. Da reichen drei Knöpfe, um das zu üben. Da muss nicht noch ein Reißverschluss dran sein."
Kinder zum Lernen ermutigen und ihnen einen Experimentierfeld zur Verfügung stellten - Montessoris Ideen sind gerade in der heutigen Zeit aktuell. Davon ist Kinderhaus-Leiterin Fröhlich-Dithmer überzeugt.
"Je mehr die Gesellschaft sich dahingehend verändert, dass die Autos auf der Straße parken, dass die Fahrradfahrer auf der Straße fahren und die Kinder mit Hundekacke konfrontiert sind, können die immer weniger selbst tun. Gerade das ist das Allernotwendigste heutzutage, dass die Kinder wieder in die Befähigung kommen, selbst zu handeln."