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Die geplante Fusion der Musikkonzerne BMG und Sony

Nach der Genehmigung durch die EU-Kommission steht einem Zusammenschluss von BMG und Sony nichts mehr im Weg. Dazu heißt es im aus Berlin:

    Mit größerer Marktmacht, einem kleineren Apparat und niedrigeren Kosten will sich das neue Unternehmen gegen einen bedrohlichen Markttrend stemmen. Die Musikbranche leidet unter drastisch sinkenden Umsätzen, weil sich die vergnügungswillige Kundschaft entweder im Internet mit Gratismusik versorgt oder sich die Zeit anders vertreibt - mit Klingeltönen fürs Handy, Spielkonsolen oder anderen Tonträgern. Doch ob Sony Music und BMG zusammen schneller und kundenfreundlicher sein werden, als sie es als Konkurrenten waren, ist ungewiss.
    Die Zeitung Die Welt wirft Brüssel vor, mit der Genehmigung des Zusammenschlusses zu Lasten des Wettbewerbs entschieden zu haben. Zitat:
    Dass die EU-Kommission ausdrücklich betont, den Musikmarkt nun strenger im Auge behalten zu wollen, klingt nach einem schlechten Gewissen, schon diese Fusion genehmigt zu haben. Damit scheint zumindest der Weg für die anderen "Majors" versperrt, ihr Heil ebenfalls in Großfusionen zu suchen. Die kleinen unabhängigen Musikfirmen fühlen sich aber trotzdem an die Wand gedrückt.
    Für Kommentarstoff sorgt auch das Quartalsergebnis des Chip-Herstellers Infineon. Als problematisch bewertet die Frankfurter Allgemeine Zeitung vor allem die erheblichen Rückstellungen des Unternehmens für das Wettbewerbsverfahren in den USA wegen möglicher
    Preisabsprachen:
    Da Infineon, offenbar ohne sich einer Schuld bewusst zu sein, mit den Klägern Vergleiche anstrebt, ist damit zu rechnen, dass die Rückstellungen zumindest zu einem großen Teil ausgezahlt werden müssen. Die Existenz des Unternehmens bedroht der Streit zwar nicht. Aber nach den hohen Verlusten in den vergangenen drei Geschäftsjahren werden die Chancen von Infineon immer kleiner, in guten Jahren für die Halbleiterindustrie mit satten Gewinnen das angehäufte Defizit auszugleichen.
    Die Süddeutsche Zeitung meint:
    Wichtiger als Recht und Unrecht im Kartellverfahren ist den Investoren das operative Geschäft. Und da hat das Unternehmen die Erwartungen übertroffen. Doch Zweifel bleiben. Denn drohende Überkapazitäten machen auch Infineon zu schaffen. Die zyklische Halbleiter-Branche kämpft mit einem Paradoxon: In ertragreichen Zeiten bauen die Unternehmen neue Chipfabriken und lösen damit ein höheres Angebot und einen Preisverfall aus. Je besser also das operative
    Geschäft läuft, desto schneller könnte der Abschwung einsetzen.