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Die Geschichte ist immer im Hintergrund

Helmut Willmann ist seit einem Jahr Pensionär. Sein Leben lang war er Bundeswehrsoldat, zuletzt, bis vor einem Jahr, Inspekteur des Heeres. Von dieser 42 Jahre langen Karriere zeugt ein gläserner Schrank in seiner Bonner Wohnung, voll mit Bundesverdienstkreuzen, Medaillen und Auszeichnungen aus Europa und den USA. Besondere Aufmerksamkeit verdient die letzte seiner Auszeichnungen: Die israelische Armee verlieh ihm im Februar 2001 eine "Honorary Citation", auf deutsch: eine "ehrenvolle Erwähnung".

Sebastian Engelbrecht |
    Ja doch, sie ist mir sehr wertvoll. Ich hab viele Auszeichnungen. Deutsche, amerikanische, spanische, französische. Aber das ist sicherlich, wenn man das überhaupt vergleichen kann, unter dem historischen Aspekt, den man immer dabei berücksichtigen muß, eine ganz besondere.

    Der frühere deutsche Inspekteur des Heeres erhielt die Auszeichnung als erster Soldat, der nicht zum israelischen Militär gehört. Und erstmalig wurde sie für Leistungen außerhalb des Krieges verliehen. Helmut Willmann hat sich fünf Jahre lang intensiv um die Beziehungen zur israelischen Armee gekümmert – um die Beziehungen zu einem Land, das nicht der NATO angehört, und doch inzwischen zu den engsten Verbündeten Deutschlands gehört.

    1958, drei Jahre nach der Gründung der Bundeswehr, nahmen die Armeen beider Länder die ersten Kontakte auf – 13 Jahre nach dem Ende des Holocaust, an dem deutsche Wehrmachtssoldaten mitschuldig waren. Diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland gab es noch nicht, aber Vertreter der Marine beider Armeen begannen mit der Zusammenarbeit. Die Deutschen halfen Israel beim Aufbau seiner U-Boot-Flotte. Die Kontakte weiteten sich aus, auch auf die Luftwaffen. Später, in den 90er Jahren, sorgte Willmann auch bei den Heereskontakten für eine größere Intensität. Zum Beispiel schickte er seit 1999 jedes Jahr 15 deutsche Offiziersanwärter nach Israel – auch, damit sie die Holocaust-Gedenkstätte "Jad Vashem" besuchen.

    Es geht mir nicht nur darum, dass meine Soldaten mit israelischen Soldaten trainieren, sondern es geht mir darum, dass sie Jad Vashem erleben, dass sie mit der Geschichte konfrontiert werden, aber sie dann natürlich auch die israelische Armee erleben und dass ihre Professionalität auf den Prüfstand gestellt wird.

    Jahr für Jahr messen sich die jungen deutschen mit israelischen Elitesoldaten bei Übungen in der Negev-Wüste und reisen durchs Land. Ein Land, das selbst dem Heereschef bis 1997 un-bekannt war. Bei seinem ersten Besuch in Israel lernte er nicht nur das Land, sondern auch erstmalig bewußt Juden kennen. Er begriff, wie wichtig es ist, daß deutsche Soldaten sich mit der mörderischen Geschichte ihres Landes beschäftigen.

    Diese jungen Offiziersanwärter haben keine Geschichte, aber sie müssen sie kennen.

    Aber Willmann hatte darüber hinaus andere, handfeste Interessen. Seine Aufgabe war es, ein 200 000-Mann-Heer umzubauen. Dabei konnten Kontakte mit der israelischen Armee ausgesprochen nützlich sein.

    Mich hat natürlich auch die Armee fasziniert. Das ist eine Einsatzarmee, eine Armee, die ständig im Einsatz ist. Das ist ein Land, das ja eigentlich ständig um seine physische Existenz kämpfte. Das heißt also: Wir, die wir gerade im Umbruch waren, das deutsche Heer in den 90er Jahren von der Friedens- zur Einsatzarmee, suchten natürlich auch den Kontakt zu Armeen, die da schon mehr Erfahrungen hatten als wir. Und da war ich natürlich professionell schon sehr beeindruckt von der israelischen Armee. Und mir war klar, dass die Zusammenarbeit mit der israelischen Armee natürlich auch professionell uns Vorteile bringt.

    Faszination und Interesse aneinander sind durchaus gegenseitig. Israel gehört nicht zur NATO und ist im Nahen Osten isoliert – umgeben von Staaten, mit denen es sich im Kriegszustand befindet oder im kalten Frieden. Um so wichtiger sind die Verbindungen nach Europa. Für die israelische Armee pflegt Brigadegeneral Reuven Benkler die Kontakte zur Bundeswehr. Der 43jährige Benkler, ein Mann mit langem dunkelbraunem Bart, ist Militärattaché in der israelischen Botschaft in Berlin.

    Die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland werden nie vergleichbar sein mit Beziehungen Israels zu irgend einem anderen Land. Und ich denke, es hat sich im Laufe der Jahre ein sehr viel engerer Kontakt zwischen Israel und Deutschland herausgebildet auch aufgrund der Entwicklung, die Israel durchgemacht hat, aber vor allem aufgrund der Entwicklung im Westen Deutschlands, wo man versucht hat, eines neues Deutschland aufzubauen.

    Benkler und Willmann zollen sich gegenseitig gern ausführlich ihren Respekt. Schweigsamer sind sie, wenn es um konkrete Projekte der Zusammenarbeit geht. Und das Bundesverteidigungsministerium antwortete auf eine ausführliche Anfrage zur Intensität der Beziehungen beider Armeen – allerdings erst nach Wochen und nach häufigen Mahnungen:

    Einzelheiten zum Stand der bilateral vereinbarten Zusammenarbeit der Bundeswehr mit den israelischen Streitkräften unterliegen dem vereinbarten Vertrauensschutz.

    Die Kontakte zu Israel gehören im Verteidigungsministerium zu den am besten gehüteten Geheimnissen. Tatsächlich haben die Verteidigungsministerien beider Länder 1971 ein Geheimschutzabkommen geschlossen. Darin verpflichten sie sich, die sogenannte "Geheimschutzeinstufung" der jeweils anderen Seite im Blick auf Vorhaben der Zusammenarbeit zu respektieren. Wie intensiv die Armeen zusammenarbeiten, lässt sich aber erahnen, wenn man Benklers und Willmanns Andeutungen hört:

    Willmann: Wir haben ja inzwischen auch israelisch-deutsche Heeres-Generalstabsgespräche. Und die haben wir auf dieser Ebene eigentlich nur mit USA, England und Frankreich, so dass also eigentlich jetzt in den letzten Jahren sich entwickelt hat, neben USA, England und Frankreich Israel die vierte Armee ist, mit der wir diese Intensität der Kontakte auf gleichem Niveau haben.

    Benklers : Die Beziehungen finden alltäglich statt. Ununterbrochen. Es sind Arbeitsbeziehungen von Verbündeten.

    WILLMANN: Ich glaube schon, dass wir inzwischen nach der US Army der wichtigste Partner des israelischen Heeres sind.

    Regelmäßig sind hohe israelische Offiziere, auch die Spitzen der Geheimdienste, in Deutschland zu Gast. Deutsche und israelische Soldaten üben gemeinsam, an U-Boot-Simulatoren der deutschen Marine und Flugsimulatoren der Luftwaffe oder in Kursen für Scharfschützen. Auch die israelischen Alpinisten lernen von den Kollegen bei der Bundeswehr. Selbst die Logistik-Chefs der Heere tauschen sich aus. Reuven Benkler hat kaum noch den Überblick über die Vielzahl der Visiten israelischer Soldaten in Deutschland und kann längst nicht an allen Treffen teilnehmen. Umgekehrt kommen Offiziere verschiedenster Dienstgrade natürlich zu Besuchen nach Israel.

    Das spektakulärste der öffentlich gewordenen Projekte in der Militärzusammenarbeit ist die Lieferung dreier deutscher U-Boote nach Israel. Sie wurden in den Jahren 1999 bis 2001 aus-geliefert. Schon seit den 60er Jahren besitzt Israel U-Boote, die auf deutschen Konstruktionsplänen basieren und auf dem Umweg über England geliefert wurden. In den 80er Jahren wurde in Deutschland eine neue U-Boot-Generation für Israel entworfen – israelische Verbindungsteams waren bei den konzeptionellen Arbeiten in Deutschland ständig dabei.

    Die Rüstungsgeschäfte zwischen Deutschland und Israel werden von den Mitarbeitern des "Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit" permanent beobachtet. Der Leiter des Zentrums, der Militärexperte Otfried Nassauer, verfolgt das U-Boot-Geschäft seit Jahren.

    Dann gab es lange Zeit das Problem: Woher kommt das Geld, um diese U-Boote dann auch zu bauen. Da stellte sich heraus, dass die Israelis nicht genug Geld im eigenen Haushalt hatten, die Amerikaner gesagt haben: Also bitteschön, wenn wir Euch Finanzhilfen für Eure Rüstungsgüter geben, dann gebt sie bitte gefälligst wieder in Amerika aus und nicht in Deutschland. Und schließlich bot dann der Golfkrieg den willkommenen Anlass, sag ich mal, dass die Bundesrepublik Deutschland zunächst zwei, später drei U-Boote Israel zugesagt hat. Die U-Boote wurden finanziert in der Form, dass das erste und das zweite U-Boot mehr oder weniger vom deutschen Steuerzahler bezahlt worden sind, und den Preis des dritten hat man sich geteilt.

    Militärexperten wie Nassauer ist an den drei U-Booten eine Besonderheit aufgefallen. Neben den üblichen sechs Torpedorohren sind sie mit vier weiteren Rohren ausgestattet, die, so vermutet Nassauer, möglicherweise auch Atom-Sprengkörper abfeuern können. Aber damit nicht genug. Im Jahr 2000 genehmigte die Bundesregierung den Export von Kriegswaffen und rüstungsrelevanten Gütern nach Israel in Höhe von insgesamt 346 Millionen Mark. Damit ist der Verbündete im Nahen Osten der wichtigste Abnehmer von Rüstungsgütern außerhalb der NATO.

    Israel bezieht aus der Bundesrepublik, wenn es nicht um so Ausnahmegeschäfte wie um dieses große U-Boot-Geschäft geht, in der Regel Komponenten, meistens Komponenten für Waffen oder Waffensysteme. Dabei geht es ganz viel um elektronische Komponenten, da geht es viel um Optronik, Avionik, also um Teile, die später dann in ein Waffensystem oder in eine konkrete Waffe eingebaut werden sollen. Es gibt zum Beispiel Zünderzulieferungen an Israel, aber es gibt auch im Bereich von Hubschrauberteilen, im Bereich von Panzerteilen, im Bereich von Teilen für militärische LKWs ne ganze Menge Lieferungen, die aus der Bundesrepublik nach Israel gehen, so wie es umgekehrt natürlich auch Lieferungen von Israel an die Bundeswehr [oder an deutsche Industrie] gibt, die ebenfalls im Komponentenbereich liegen.

    So hat Israel nach den Erkenntnissen von Otfried Nassauer die Bundeswehr zum Beispiel mit Munition beliefert. Außerdem ließ die Bundeswehr von israelischen Rüstungsfirmen über Jahrzehnte den Stör- und Täuschsender "Cerberus" entwickeln – ein System, das an Tornado-Kampfflugzeugen zum Einsatz kommt. Schon in den 70er Jahren wurde der Auftrag erteilt, in den 90ern lieferte die israelische Industrie – ein Geschäft mit einem Volumen von über zwei Milliarden Mark, das jahrzehntelang geheim gehalten wurde.

    Beide Armeen und die Wehrindustrien beider Länder profitieren von den technologischen Stärken und den militärischen Erfahrungen der anderen Seite. Aber könnte Israel nicht genau so gut auch von der Zusammenarbeit mit anderen Partnern profitieren? Militärattaché Benkler führt einen entscheidenden Grund an, warum gerade die Deutschen als militärischer Partner für Israel so interessant sind:

    Ich denke, diese Zusammenarbeit ist deshalb so intensiv, weil es über weite Strecken Ähnlichkeiten zwischen den beiden Armeen gibt. In manchen Bereichen steuern wir etwas für die Deutschen bei, in anderen Bereichen profitieren wir von der deutschen Armee. Zum Beispiel im Blick auf Operationen der Bodenstreitkräfte trägt die israelische Armee mehr bei. Wir unterstützen die Bundeswehr mit know-how zur Aktivierung von Spezial-Einsatzkräften, auch im Blick auf Kriegführung überhaupt. Im Blick auf alles, was militärisch von Interesse ist bei einem ‚low intensity conflict’, einem Einsatz mit geringer Intensität. Das ist es, was die Deutschen heute interessiert.

    Neben gemeinsamen Übungen, Waffenlieferungen und technologischer Zusammenarbeit ist der Austausch von Informationen ein entscheidendes, vielleicht das wichtigste Element der deutsch-israelischen Militärbeziehungen. So viel bestätigt sogar der sonst wenig auskunftsfreudige Helmut Willmann.

    Die Zusammenarbeit konzentriert sich in erster Linie auf den Austausch von Informationen, auf den Austausch von know-how auf den verschiedenen Ebenen, von der höchsten Ebene, mit den Generalstabsgesprächen, bis runter zur Kompanie, da wo sich eben Erkenntnisse auf der einen oder anderen Seite ergeben.

    Seit 1967 arbeiten beide Staaten, vertreten durch Militär und Geheimdienste, beim Austausch von Informationen über sogenanntes "fremdes Wehrmaterial" zusammen – über Waffen aus Staaten des früheren Warschauer Paktes und aus dessen befreundeten Staaten im Nahen Osten. Bis Ende der 80er Jahre halfen hier in erster Linie die Israelis den Deutschen, erklärt der Militärexperte Nassauer.

    Als die Bundeswehr sich Anfang der 70er Jahre, als es um den Leopard II ging, der dann gebaut werden sollte, dafür interessiert hat, wie die modernsten sowjetischen Kampfpanzer aussahen, da haben durchaus die Israelis aus ihrem Beutematerial Panzertypen russischer Bauart liefern können und damit sozusagen die Maßstäbe mitgestalten können, nach denen die Leopard-Panzer der Bundeswehr entwickelt worden sind.

    Nachdem die Bundeswehr 1990 die Ausrüstung der Nationalen Volksarmee der ehemaligen DDR übernommen hatte, konnte sie sich bei den Israelis revanchieren. 1991 wollte die Bundeswehr den Israelis Panzer aus dem Bestand der NVA zukommen lassen. An den parlamentarischen Kontrollgremien vorbei kümmerte sich der Bundesnachrichtendienst, BND, um den Export. Er tarnte die Panzer als Landmaschinen, lud sie in Hamburg aufs Schiff, vergaß aber, die Wasserschutzpolizei zu informieren. So flog die – Informationszwecken dienende – Ausfuhr auf und gelangte in die Öffentlichkeit. Die Panzer und andere Fahrzeuge wurden dennoch nach Israel geliefert.

    Niemand außer dem engen Kreis der Beteiligten weiß, wie viele Waffen auf diese Weise – vorbei am Bundestag und vorbei am Bundeskanzleramt – schon nach Israel geliefert wurden – ob nun für den Einsatz oder zu Informationszwecken.

    In umgekehrter Richtung fließen Informationen über Erfahrungen der Israelis im Kriegseinsatz – und das ist heute vor allem die bewaffnete Auseinandersetzung mit den Palästinensern. Was die Israelis daraus an militärischen Erkenntnissen gewinnen, bleibt dem deutschen Partner nicht verschlossen – betont Militärattaché Reuven Benkler.

    Zwischen beiden Armeen gibt es sehr wenig Geheimnisse. Die Dinge liegen offen auf dem Tisch, und wir teilen mit der deutschen Armee fast ununterbrochen und direkt jede Erkenntnis, die wir aus den praktischen Erfahrungen im Einsatz unserer Armee gewinnen. Und wir sind eine Armee mit sehr reichen Erfahrungen. Die deutsche Armee ist eine von wenigen, die sich von uns ein Gesamtbild machen können: wie wir kämpfen, was wir tun, was wir gelernt haben aus unseren Einsätzen und was wir richtig gemacht haben. Als Ergebnis von alledem hat die Bundeswehr Anteil an allem, was wir entwickeln – und ich denke, wir sind keine schlechte Armee – an allen Erkenntnissen und Konsequenzen aus der Praxis.

    Profitiert also die Bundeswehr vom Krieg im Nahen Osten? Sie tut es indirekt – auch wenn den Soldaten der Bundeswehr der Frieden Israels mit den Palästinensern natürlich lieber wäre als der Dauerkrieg. Die deutsche Wehrindustrie jedenfalls dürfte direkten Gewinn von den Auseinandersetzungen haben – vermutet zumindest Otfried Nassauer.

    Dass bei den Auseinandersetzungen im Nahen Osten auch Komponenten, die die Bundesrepublik zugeliefert hat zu israelischen Waffensystemen zum Beispiel, zum Einsatz kommen, das kann man nicht ganz ausschließen. Das ist denkbar, in bestimmten Bereichen ziemlich wahrscheinlich. Nur: Man wird es kaum nachweisen können, weil man nicht weiß, welche Komponente, jedenfalls nicht öffentlich weiß, welche Komponente in welches israelische Waffensystem letztlich Eingang gefunden hat.

    Möglicherweise beliefert die deutsche Rüstungsindustrie über Umwege auch den Gegner Israels. Mit Fotos lässt sich nachweisen, dass palästinensische Kämpfer oder Polizisten mit deutschen Heckler & Koch-Maschinenpistolen ausgerüstet sind. Die Waffen könnten über Re-Exporte aus der Türkei oder aus dem Iran in die palästinensischen Gebiete gelangt sein.

    Angesichts der andauernden Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern häuften sich in den letzten Wochen die Appelle, Deutschland solle seine Rüstungsexporte an den Staat Israel einstellen. Vertreter der Kirchen, der CDU und der israelischen Menschenrechtsorganisation "Gush Shalom" kritisierten die Exporte nach Israel oder forderten sogar einen Exportstopp. Nach Informationen von Otfried Nassauer zeigen die Appelle schon erste Wirkungen.

    Ich höre aus der deutschen Industrie, dass Lieferungen an Israel zur Zeit entweder verzögert oder nicht genehmigt werden, ich höre aber umgekehrt aus dem Wirtschaftsministerium, dass es keinerlei Stopp bei der Genehmigungserteilung geben soll.

    Die Bundesregierung sieht sich offiziell nicht veranlasst, die Lieferungen zu beenden, obwohl ihre eigenen Exportrichtlinien dies nahe legen würden. In den Politischen Grundsätzen der Bundesregierung für den Waffenexport heißt es:

    Die Lieferung von Kriegswaffen und kriegswaffennahen sonstigen Rüstungsgütern wird nicht genehmigt in Länder, die in bewaffnete Auseinandersetzungen verwickelt sind oder wo eine solche droht.

    Das bedeutet angesichts der Lage im Nahen Osten, daß die Bundesregierung nach ihren eigenen Richtlinien eigentlich nicht genehmigen dürfte.

    Unwahrscheinlich, dass Appelle von Experten und Menschenrechtlern die Linie der Bundesregierung ändern werden. Deutschland steht seit 44 Jahren fest an der Seite Israels. Einen so engen Verbündeten, dem sich der deutsche Staat obendrein historisch verpflichtet fühlt wie keinem anderen, werden Bundesregierung und Bundeswehr nicht die Gefolgschaft verweigern. Die Solidarität von General a.D. Helmut Willmann jedenfalls ist der israelischen Armee sicher.

    Man leidet natürlich mit, wenn man mit einer Armee befreundet ist. Ich weiß natürlich aus Gesprächen und aus meinen Besuchen um die Last, die diese Armee tragen muß, um die Last, die dieses Volk tragen muß. Und ich weiß auch, daß diese Armee liebend gerne auf den Einsatz verzichten würde, wenn es die Umstände ermöglicht hätten. Ich weiß als Fachmann mehr um die Last, die Belastung, physisch und psychisch, die dort die Soldaten tragen müssen, der einfache Soldat wie der General. Der einfache Soldat, der sein Leben riskieren muß, der General, der schwere Entscheidungen treffen muss. Und ich wünsche eigentlich nichts mehr, als daß Israel eine Chance auf einen Frieden bekommt.