Neustadt 42, das ist die Adresse der Metallwerkstadt von Ralf Fröse - dabei liegt die Werkstatt mitten in der historischen Altstadt von Wismar. Im Schatten der mächtigen Nikolaikirche fällt das Schild vor der Tür kaum auf. "Gelbgießerei, Metallrestaurierung".
Im Mittelalter war Wismar eine stolze, reiche Stadt. Ein wenig davon scheint in der Werkstatt von Ralf Fröse konserviert zu sein. Durch ein kleines, schiefes Haus führt der Weg durch einen verwunschenen Garten in den ehemaligen Kohleschuppen. Jetzt ist hier jeder Winkel genutzt, für alte Türbeschläge, Kerzenständer, Kronleuchter, gewichtige Schlüssel aus Bronze und Messing, kleine Glocken und Schellen, Fingerhüte und -ringe, Gewichte, Kämme, Löffel, Messerstiele, Statuen, Plätteisen, Dinge, für die man heute gar keine Namen mehr kennt - und Werkzeuge aller Art.
Im oberen Stockwerk sitzt Meister Fröse an einer kleinen Drehbank und bearbeitet den Bügel eines Kronleuchters, der demnächst wieder in einer Kirchenkuppel strahlen soll. Über ihm, sorgfältig aufgereiht, Unmengen von Zangen, Feilen und Hämmer in jeder Form und Größe.
Nach dem Grobfeilen der Form schleift er sorgfältig die Konturen nach.
Die Feinheiten werden gebürstet, dann poliert - dafür benötigt Ralf Fröse manchmal Tage.
"Wir haben damals die Gelbgießerei aufgebaut. Also damals mit meinem Vater zusammen, weil häufig eben an bestimmten Teilen, sei es an alten Türen oder an Kronleuchtern, in Kirchen hat man das öfter gehabt, dass nach dem Krieg Teile verschwunden sind, dass dann nur noch verstümmelte Kronleuchter da hingen oder an Türbeschlägen, dass da Teile fehlten, so und nun musste man sich irgendwas einfallen lassen und so haben wir uns die Gelbgießerei aufgebaut."
Zehn Jahre betreibt Ralf Fröse nun schon die Metallrestaurierung und Gelbgießerei. Vorher war er Denkmalpfleger bei der Stadt Wismar. Sein Vater war Kupferschmied und hat unter anderem die 400 Jahre alte "Wasserkunst", einen Renaissance-Pavillon, vor dem Wismarer Rathaus restauriert. Als "Entgelt" bekamen sie eine Kupferplatte, über 400 Jahre alt. Damals hat Ralf Fröse seinem Vater geholfen, das Interesse am Erhalt alter Dinge war geweckt - und von dort aus war es dann nicht weit zur Gelbgießerei.
Messingfarbene metallene Gegenstände, wie Türknäufe, Gürtelschnallen, metallene Mörser, Wachsscheren oder Knöpfe stellten die Gelbgießer her. Der Name leitet sich von der Farbe her - mit durchschnittlich 25 Prozent Zink erreicht der Gelbgießer ein feines gelblich schimmerndes Messing, bleibt der Anteil unter 13 Prozent Zink, bekommt das Metall einen rötlich bis rot schimmernden Farbton. Diese alte Kunst des Gelbgießens haben sich Vater und Sohn Fröse in den 70er Jahren, zu DDR-Zeiten, selber beigebracht. Denn ein regulärer Ausbildungsberuf war der Gelbgießer nur in den letzten Jahren vor der Wende.
"Ja es war natürlich nicht so einfach zu DDR-Zeiten an solche alten Bücher ranzukommen, da musste man ein bisschen suchen."
Die meiste Zeit schleift und poliert Ralf Fröse leise vor sich hin. Geht es aber ans Gießen, erwacht die Werkstatt zum Leben. Backofenwarm wird es dann. Auch hier war erstmal Erfindungsreichtum gefragt. In einen umgebauten Waschzuber aus Eisen speit eine Art Bunsenbrenner Feuer hinein. Dort, bei mehr als 800 Grad Celsius, köchelt und glüht das Metall je nach Legierung etwa zwei Stunden vor sich hin. In dieser Zeit füllt der Gelbgießer große und kleine Formkästen mit Spezialsand.
"Das ist der Formsand, also der muss schon ein bisschen knetfähig sein."
Trocken fühlt er sich an wie Lehm, mit Wasser gemischt wird er formbar fast wie Knete. Die ganz feinen Ziselierungen gelingen mit Sand, der so fein ist wie Kosmetik-Puder.
"Man sieht es ja an den kleinen Kindern, was die manchmal für Burgen draus bauen, viel anders ist es im Prinzip hiermit auch nicht, bloß, dass der Sand hier mehr aushalten muss."
In den Sand werden nun die Formteile gedrückt, die nachgegossen werden sollen. Anschließend werden die Kästen mit dem flüssigen heißen Metall befüllt. Der Guss an sich ist der heikelste Moment.
"Rundherum so wie hier angeordnet so und der Formtisch geht zu drehen. So hier wird praktisch dann der Gießvorgang erledigt. Das ist der Galgen, hierein kommt der Tiegel, hier ist der Brenner der Brenner wird um den Tiegel herumgeleitet und der Trichter kommt dann obendrauf."
In monatelanger Fleißarbeit hat Ralf Fröse so den Kronleuchter für die Nikolaikirche wieder hergestellt oder die Sonnenuhr an der St. Georgenkirche. Die Kirche ist der beste Auftraggeber, Ralf Fröse hat aber auch viele Privatkunden aus ganz Norddeutschland. Kunden, die alte Gutshäuser restaurieren lassen.
"Es ist ja ein Stück Geschichte auch, von früher her auch, vom Mittelalter. Die Bronzegießerei war ja schon 5000 vor Christus. Also kann man dann doch schon von Geschichte reden."
Das Metall, die glühende Kraft bezwingen, nennt der ruhige Norddeutsche seine Kunst. Moderne Hilfsmittel nutzt er kaum. Bei ihm ist fast alles noch so wie im Mittelalter.
Im Mittelalter war Wismar eine stolze, reiche Stadt. Ein wenig davon scheint in der Werkstatt von Ralf Fröse konserviert zu sein. Durch ein kleines, schiefes Haus führt der Weg durch einen verwunschenen Garten in den ehemaligen Kohleschuppen. Jetzt ist hier jeder Winkel genutzt, für alte Türbeschläge, Kerzenständer, Kronleuchter, gewichtige Schlüssel aus Bronze und Messing, kleine Glocken und Schellen, Fingerhüte und -ringe, Gewichte, Kämme, Löffel, Messerstiele, Statuen, Plätteisen, Dinge, für die man heute gar keine Namen mehr kennt - und Werkzeuge aller Art.
Im oberen Stockwerk sitzt Meister Fröse an einer kleinen Drehbank und bearbeitet den Bügel eines Kronleuchters, der demnächst wieder in einer Kirchenkuppel strahlen soll. Über ihm, sorgfältig aufgereiht, Unmengen von Zangen, Feilen und Hämmer in jeder Form und Größe.
Nach dem Grobfeilen der Form schleift er sorgfältig die Konturen nach.
Die Feinheiten werden gebürstet, dann poliert - dafür benötigt Ralf Fröse manchmal Tage.
"Wir haben damals die Gelbgießerei aufgebaut. Also damals mit meinem Vater zusammen, weil häufig eben an bestimmten Teilen, sei es an alten Türen oder an Kronleuchtern, in Kirchen hat man das öfter gehabt, dass nach dem Krieg Teile verschwunden sind, dass dann nur noch verstümmelte Kronleuchter da hingen oder an Türbeschlägen, dass da Teile fehlten, so und nun musste man sich irgendwas einfallen lassen und so haben wir uns die Gelbgießerei aufgebaut."
Zehn Jahre betreibt Ralf Fröse nun schon die Metallrestaurierung und Gelbgießerei. Vorher war er Denkmalpfleger bei der Stadt Wismar. Sein Vater war Kupferschmied und hat unter anderem die 400 Jahre alte "Wasserkunst", einen Renaissance-Pavillon, vor dem Wismarer Rathaus restauriert. Als "Entgelt" bekamen sie eine Kupferplatte, über 400 Jahre alt. Damals hat Ralf Fröse seinem Vater geholfen, das Interesse am Erhalt alter Dinge war geweckt - und von dort aus war es dann nicht weit zur Gelbgießerei.
Messingfarbene metallene Gegenstände, wie Türknäufe, Gürtelschnallen, metallene Mörser, Wachsscheren oder Knöpfe stellten die Gelbgießer her. Der Name leitet sich von der Farbe her - mit durchschnittlich 25 Prozent Zink erreicht der Gelbgießer ein feines gelblich schimmerndes Messing, bleibt der Anteil unter 13 Prozent Zink, bekommt das Metall einen rötlich bis rot schimmernden Farbton. Diese alte Kunst des Gelbgießens haben sich Vater und Sohn Fröse in den 70er Jahren, zu DDR-Zeiten, selber beigebracht. Denn ein regulärer Ausbildungsberuf war der Gelbgießer nur in den letzten Jahren vor der Wende.
"Ja es war natürlich nicht so einfach zu DDR-Zeiten an solche alten Bücher ranzukommen, da musste man ein bisschen suchen."
Die meiste Zeit schleift und poliert Ralf Fröse leise vor sich hin. Geht es aber ans Gießen, erwacht die Werkstatt zum Leben. Backofenwarm wird es dann. Auch hier war erstmal Erfindungsreichtum gefragt. In einen umgebauten Waschzuber aus Eisen speit eine Art Bunsenbrenner Feuer hinein. Dort, bei mehr als 800 Grad Celsius, köchelt und glüht das Metall je nach Legierung etwa zwei Stunden vor sich hin. In dieser Zeit füllt der Gelbgießer große und kleine Formkästen mit Spezialsand.
"Das ist der Formsand, also der muss schon ein bisschen knetfähig sein."
Trocken fühlt er sich an wie Lehm, mit Wasser gemischt wird er formbar fast wie Knete. Die ganz feinen Ziselierungen gelingen mit Sand, der so fein ist wie Kosmetik-Puder.
"Man sieht es ja an den kleinen Kindern, was die manchmal für Burgen draus bauen, viel anders ist es im Prinzip hiermit auch nicht, bloß, dass der Sand hier mehr aushalten muss."
In den Sand werden nun die Formteile gedrückt, die nachgegossen werden sollen. Anschließend werden die Kästen mit dem flüssigen heißen Metall befüllt. Der Guss an sich ist der heikelste Moment.
"Rundherum so wie hier angeordnet so und der Formtisch geht zu drehen. So hier wird praktisch dann der Gießvorgang erledigt. Das ist der Galgen, hierein kommt der Tiegel, hier ist der Brenner der Brenner wird um den Tiegel herumgeleitet und der Trichter kommt dann obendrauf."
In monatelanger Fleißarbeit hat Ralf Fröse so den Kronleuchter für die Nikolaikirche wieder hergestellt oder die Sonnenuhr an der St. Georgenkirche. Die Kirche ist der beste Auftraggeber, Ralf Fröse hat aber auch viele Privatkunden aus ganz Norddeutschland. Kunden, die alte Gutshäuser restaurieren lassen.
"Es ist ja ein Stück Geschichte auch, von früher her auch, vom Mittelalter. Die Bronzegießerei war ja schon 5000 vor Christus. Also kann man dann doch schon von Geschichte reden."
Das Metall, die glühende Kraft bezwingen, nennt der ruhige Norddeutsche seine Kunst. Moderne Hilfsmittel nutzt er kaum. Bei ihm ist fast alles noch so wie im Mittelalter.