Von der Straße aus geht der Blick in ein tiefes Loch. Mitten im Loch wird gebaut. Bauarbeiter sind am Werk und Kräne laden Stahlplatten auf Betonschichten.
Zu drei Seiten ist die tief liegende Baustelle von steinernen Wänden umgeben, unregelmäßige Wände, die mit verschieden großen Löchern und Eingängen übersät sind. Es handelt sind um Gräber aus der Antike, aus der Zeit der Punier und der Römer. Die Baustelle liegt mitten in der größten antiken Nekropole Italiens, klagt Salvatore Settis, einer der angesehensten Kunstexperten Italiens:
"Hier werden Schandtaten begangen, die sämtliche staatlichen Bestimmungen zum Schutz von Kulturgütern zuwiderlaufen. Mitten in Cagliari, der Hauptstadt der Inselregion Sardinien, verfügen wir über ein einmaliges Beispiel einer Nekropole, die ununterbrochen zwischen dem 6. Jahrhundert vor Christus und dem späten römischen Reich genutzt wurde. Ein Teil dieser Grabstätten wurde bereits unwiederbringlich zerstört und die Täter gehen straffrei aus."
Die Nekropole von Tuvixeddu, so ihr offizieller Name, verfügt über einige Tausend Gräber, die zum Teil mit Fresken, mit Steinarbeiten und Stuckaturen ausgeschmückt sind. Hunderte von Gräbern wurden bereits beim Bau der ersten Wohnhäuser zerstört, die in den letzten Jahren mitten in die Nekropole gebaut wurden. Jetzt, nach einer Baupause, sollen 50 weitere Wohngebäude mit jeweils sechs Stockwerken errichtet werden - mit garantiertem Panoramablick auf archäologisch wertvolle Ruinen, so die Werbung der Bauunternehmen. Darüber hinaus soll das Tal, in dem sich die Nekropole befindet, von einer 700 Meter langen Straße durchzogen werden, die weitere Schäden anrichten könnte.
Salvatore Settis:
"Dieser in Cagliari zu beobachtende offene Widerspruch zwischen geltenden Bestimmungen zum Schutz archäologischer Monumente und der krassen Realität ist so skandalös, das man sich an die Weltkulturbehörde wenden muss, um die Arbeiten zu stoppen, denn unsere Regierenden sind anscheinend dazu unfähig. In diesem Land muss man wirklich in puncto Schutz antiker Monumente von einem kulturellen Defizit sprechen."
Jetzt wollen sardische Bauunternehmer mit rund 260.000 Kubikmetern Zement. - und mit dem Segen von Lokalpolitikern, die zum Bau der Wohnhäuser ihr offiziellen Plazet gaben - der Nekropole endgültig den Garaus machen.
Unterstützt werden sie dabei von einigen Landespolitikern, die das Projekt "Wohnhausquartier" unterstützen.
Und das, obwohl während der Grabungsarbeiten von Archäologen zwischen 1997 und 2007 weitere 1160 antike Gräber zum Vorschein gekommen sind. Diese, wie auch die zuvor ausgegrabenen Gräber, von denen die meisten bereits unter einer dicken Zementschicht verschwunden sind, wurden nie umfassend wissenschaftlich untersucht.
Dazu die sardische Archäologin Lucrezia Ungaro:
"Hier in Cagliari sind Wohnungen in der Nekropole zu einem Statussymbol geworden. Gleichzeitig werden die noch existierenden Gräber als Müllabladeplätze benutzt. Anstatt diese Nekropole, die fast komplett erhalten geblieben war, bevor die ersten Bauunternehmer hier zuschlugen, wissenschaftlich zu erforschen, wurden im Rathaus Baugenehmigungen vergeben. Wer weiß, was für diese Genehmigungen für Preise gezahlt wurden."
Archäologen, Umweltschutzorganisationen, Historiker und Bürgervereinigungen fordern eine sofortige Aufklärung des Falls der Nekropole von Tuvixeddu. Vermutet wird, dass die Baugenehmigungen gegen die Zahlung von Schmiergeldern vergeben wurden. Die Regionalverwaltung schweigt bislang zu den Vorwürfen. Wahrscheinlich aus verständlichen Gründen, denn die städtischen und regionalen Kontrolleure zum Schutz antiker Bauten, die in Italien theoretisch jedenfalls durch strengste Gesetze juristisch abgesichert sind , scheinen in den letzten Jahren beide Augen permanent zugedrückt zu haben.
Für einen sofortigen Stopp der Neubauten sprechen sich auch sardische Intellektuelle aus - darunter die Schriftsteller Roberto Cotroneo und Giorgio Todde sowie die gesamten Mitglieder der Accademia dei Lincei, der angesehensten Wissenschaftsakademie Italiens, mit Sitz in Rom.
Der Archäologe Adriano La Regina ist davon überzeugt, dass die zur Baustelle verkommene Nekropole nur noch zu einem kleinen Teil gerettet werden kann:
"Dort hat man anscheinend überhaupt kein Interesse daran, diese Nekropole zu bewahren. Der linke Präsident der Region Sardinien Renato Soru fordert jetzt Ermittlungen, um weitere Zerstörungen zu verhindern. Doch er reagiert spät. Die homogene Erscheinung dieser einmaligen Nekropole ist hin. Auch wenn die bereits errichteten Wohnhäuser abgerissen werden sollten, wird diese Totenstadt niemals wieder so sein wie vor der Zementlawine. Da ist in den letzten Jahren schon zuviel zerstört worden."
Zu drei Seiten ist die tief liegende Baustelle von steinernen Wänden umgeben, unregelmäßige Wände, die mit verschieden großen Löchern und Eingängen übersät sind. Es handelt sind um Gräber aus der Antike, aus der Zeit der Punier und der Römer. Die Baustelle liegt mitten in der größten antiken Nekropole Italiens, klagt Salvatore Settis, einer der angesehensten Kunstexperten Italiens:
"Hier werden Schandtaten begangen, die sämtliche staatlichen Bestimmungen zum Schutz von Kulturgütern zuwiderlaufen. Mitten in Cagliari, der Hauptstadt der Inselregion Sardinien, verfügen wir über ein einmaliges Beispiel einer Nekropole, die ununterbrochen zwischen dem 6. Jahrhundert vor Christus und dem späten römischen Reich genutzt wurde. Ein Teil dieser Grabstätten wurde bereits unwiederbringlich zerstört und die Täter gehen straffrei aus."
Die Nekropole von Tuvixeddu, so ihr offizieller Name, verfügt über einige Tausend Gräber, die zum Teil mit Fresken, mit Steinarbeiten und Stuckaturen ausgeschmückt sind. Hunderte von Gräbern wurden bereits beim Bau der ersten Wohnhäuser zerstört, die in den letzten Jahren mitten in die Nekropole gebaut wurden. Jetzt, nach einer Baupause, sollen 50 weitere Wohngebäude mit jeweils sechs Stockwerken errichtet werden - mit garantiertem Panoramablick auf archäologisch wertvolle Ruinen, so die Werbung der Bauunternehmen. Darüber hinaus soll das Tal, in dem sich die Nekropole befindet, von einer 700 Meter langen Straße durchzogen werden, die weitere Schäden anrichten könnte.
Salvatore Settis:
"Dieser in Cagliari zu beobachtende offene Widerspruch zwischen geltenden Bestimmungen zum Schutz archäologischer Monumente und der krassen Realität ist so skandalös, das man sich an die Weltkulturbehörde wenden muss, um die Arbeiten zu stoppen, denn unsere Regierenden sind anscheinend dazu unfähig. In diesem Land muss man wirklich in puncto Schutz antiker Monumente von einem kulturellen Defizit sprechen."
Jetzt wollen sardische Bauunternehmer mit rund 260.000 Kubikmetern Zement. - und mit dem Segen von Lokalpolitikern, die zum Bau der Wohnhäuser ihr offiziellen Plazet gaben - der Nekropole endgültig den Garaus machen.
Unterstützt werden sie dabei von einigen Landespolitikern, die das Projekt "Wohnhausquartier" unterstützen.
Und das, obwohl während der Grabungsarbeiten von Archäologen zwischen 1997 und 2007 weitere 1160 antike Gräber zum Vorschein gekommen sind. Diese, wie auch die zuvor ausgegrabenen Gräber, von denen die meisten bereits unter einer dicken Zementschicht verschwunden sind, wurden nie umfassend wissenschaftlich untersucht.
Dazu die sardische Archäologin Lucrezia Ungaro:
"Hier in Cagliari sind Wohnungen in der Nekropole zu einem Statussymbol geworden. Gleichzeitig werden die noch existierenden Gräber als Müllabladeplätze benutzt. Anstatt diese Nekropole, die fast komplett erhalten geblieben war, bevor die ersten Bauunternehmer hier zuschlugen, wissenschaftlich zu erforschen, wurden im Rathaus Baugenehmigungen vergeben. Wer weiß, was für diese Genehmigungen für Preise gezahlt wurden."
Archäologen, Umweltschutzorganisationen, Historiker und Bürgervereinigungen fordern eine sofortige Aufklärung des Falls der Nekropole von Tuvixeddu. Vermutet wird, dass die Baugenehmigungen gegen die Zahlung von Schmiergeldern vergeben wurden. Die Regionalverwaltung schweigt bislang zu den Vorwürfen. Wahrscheinlich aus verständlichen Gründen, denn die städtischen und regionalen Kontrolleure zum Schutz antiker Bauten, die in Italien theoretisch jedenfalls durch strengste Gesetze juristisch abgesichert sind , scheinen in den letzten Jahren beide Augen permanent zugedrückt zu haben.
Für einen sofortigen Stopp der Neubauten sprechen sich auch sardische Intellektuelle aus - darunter die Schriftsteller Roberto Cotroneo und Giorgio Todde sowie die gesamten Mitglieder der Accademia dei Lincei, der angesehensten Wissenschaftsakademie Italiens, mit Sitz in Rom.
Der Archäologe Adriano La Regina ist davon überzeugt, dass die zur Baustelle verkommene Nekropole nur noch zu einem kleinen Teil gerettet werden kann:
"Dort hat man anscheinend überhaupt kein Interesse daran, diese Nekropole zu bewahren. Der linke Präsident der Region Sardinien Renato Soru fordert jetzt Ermittlungen, um weitere Zerstörungen zu verhindern. Doch er reagiert spät. Die homogene Erscheinung dieser einmaligen Nekropole ist hin. Auch wenn die bereits errichteten Wohnhäuser abgerissen werden sollten, wird diese Totenstadt niemals wieder so sein wie vor der Zementlawine. Da ist in den letzten Jahren schon zuviel zerstört worden."