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Die Guten ins Kröpfchen

Futter für Wellensittiche oder Kanarienvögel kann in seltenen Fällen Schimmelpilze enthalten. Deswegen sollte der Käufer darauf achten, dass das Futter frisch riecht. Generell sollte zusätzlich zur Körnermischung immer auch Obst oder Gemüse verfüttert werden.

Von Susanne Kuhlmann |
    Ein paar Wellensittiche, Kanarienvögel und Zierfinken kann man im Fachmarkt für Heimtierbedarf zwar auch kaufen. Viel größer ist allerdings das Angebot an Futter; und das heißt bei Vogelfutter vor allem: Körnermischungen. Svenja Watz von der Firma Fressnapf in Leverkusen:

    "Die hier ist zum Beispiel einmal für die kleineren Vögel, die Kanarienvögel, bestehend aus ungefähr 15 Saaten, speziell abgestimmt auf den kleinen Vogel. Dann haben wir hier das Großsittichfutter, was noch mehr Sonnenblumenkerne enthält. Dann kommen wir hier zum Papageienfutter. Das hat noch größere Sonnenblumenkerne und Erdnüsse mit drin, wo man hier beachten sollte, dass die Nüsse in geringem Maße verfüttert werden, weil die sehr ölhaltig und fettreich sind."

    Das Kleingedruckte auf der Verpackung hilft meistens nicht viel weiter, wenn man sich zum Beispiel über den Nährstoffgehalt einer Körnermischung informieren möchte. Doktor Petra Wolf von Institut für Tierernährung der Tierärztlichen Hochschule Hannover:

    "Im Gegensatz zu Hunde- und Katzenfutter, wo draufstehen muss, es ist ein Alleinfutter oder es ist ein Ergänzungsfutter, muss hier lediglich draufstehen: Es ist ein Mischfutter. Das gibt mir keinerlei Information, ob damit der Bedarf des Vogels gedeckt ist."

    Für die Zusammensetzung und die Qualitätskontrolle des Futters sind in erster Linie die Hersteller selbst verantwortlich.

    "Jeder größere Mischfutterhersteller hat mittlerweile ein Qualitätsmanagement. Das heißt, dort werden die Futtermittel geprüft, zum Teil auch an neutrale Stellen eingesandt, wo zum Beispiel ein mikrobiologischer Status überprüft wird."

    Gentechnisch veränderte Bestandteile kommen im Vogelfutter noch nicht vor.

    "Bisher ist man nicht darauf angewiesen, diese Komponenten dort einzusetzen. Da werden die Saaten auch sehr kritisch geprüft von den Mischfutterherstellern, weil man dort darauf achtet, dass diese Komponenten nicht ins Futter hineinkommen."

    Biovogelfutter kann man bekommen. Aber wie groß der Anteil an biologisch erzeugten Körnern und Samen in einer Packung tatsächlich ist, bleibt meistens offen.

    "Die reinen Mischungen - das ist die halbe Wahrheit. Denn wir haben im Augenblick gar nicht die Bestände, dass wir Biohirsen beispielsweise in größeren Mengen anbauen können. Da wird der Begriff Bio zum Teil sehr dehnbar eingesetzt. Ich wäre da etwas vorsichtiger."

    Petra Wolf und ihre Mitarbeiter testen regelmäßig Vogelfutter auf Bakterien und Schimmelpilzsporen. Schimmelpilze können bei Vögeln Aspergillose auslösen - eine Infektion, die zum Beispiel die Haut oder die Lunge befällt. Bei rund 300 Proben im Jahr werden die Forscher allerdings nur in weniger als zehn Prozent fündig. Zur Sicherheit sollte man an neu gekauftem Vogelfutter ruhig mal schnuppern.

    "Wenn das schon leicht stockig, muffig riecht - so, als wenn man in einen feuchten Keller reinkommt, diese Geruchsnuance - dann kann man schon den Verdacht aussprechen, dass da das Milieu gegeben ist, dass Schimmelpilzsporen sich dort vermehren können. Es macht immer Sinn, dass die Leute sich eine kleine Probe von jeder Packung zurückstellen und im Kühlschrank aufbewahren. Wenn die Aspergillose beim Vogel erst mal auftritt, dann hat man häufig das Problem, dass man nicht sagen kann, welches Futter war es jetzt. Denn das dauert ein bisschen, bis sich das aufbaut."

    Vögel, die ausschließlich Körnermischungen zu fressen bekommen, haben manchmal einen Mangel an Kalzium oder Natrium. Das ließe sich vermeiden, wenn sie pelletiertes oder extrudiertes Futter bekämen, was sich in den USA schon durchgesetzt hat.

    "Bei pelletierten und extrudierten Futtermitteln werden die Komponenten fein zerkleinert und dann durch Matrizen gepresst. Dabei entstehen ein gewisser Druck und eine Temperatur, die bei den extrudierten Futtermitteln etwas höher sind, als bei den pelletierten Futtermitteln. Damit habe ich schon eine gewisse Hygienisierung. Und ich kann die Pellets und Extrudate in jeder Größe und Form und Farbe herstellen."

    Kritiker halten Pellet- und Extruderfutter allerdings für nicht artgerecht, weil die Vögel damit nicht so viel zu tun haben, wie mit ganzen Körnern. Untersuchungen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover haben aber gezeigt, dass das nicht stimmt.

    "Der Vogel nimmt auch durchaus das Pellet und fängt an, die äußeren Schichten mit dem Schnabel herunterzupellen. Es ist auch so, dass immer wieder diskutiert wird: Der schluckt die nur runter - und den Rest des Tages langweilt er sich. Das konnten wir auch nicht feststellen."

    Egal, für welches Vogelfutter man sich entscheidet - zur artgerechten Ernährung gehört immer auch frisches Obst und Gemüse, sagt Petra Wolf.

    "Man versucht zu imitieren, was er in freier Wildbahn zu sich nehmen würde. Dazu gehören auch verschiedene Gemüse- und Obstsorten. Dazu gehören auch frische Zweige, wo man die Knospen aufnehmen kann. All das würde unter dem Aspekt artgerechte Ernährung sehr sinnvoll sein."