
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG hält fest: "Das Treffen unterstreicht, wie wichtig afrikanische Länder mittlerweile für Russland sind – wohl mehr als umgekehrt. Nur die Hälfte der mehr als 50 eingeladenen Länder haben ihre Staats- oder Regierungschefs geschickt, mindestens 15 haben gar niemanden entsendet. Russland ist nach dem Einmarsch in der Ukraine weitgehend isoliert. Nach dem Stopp des Getreideabkommens wähnt sich Putin jedoch in einer guten Position. Er begann die Konferenz sogar mit der Ankündigung, sechs Länder gratis mit Getreide zu beliefern, darunter Eritrea und Mali. Warum macht Putin das? Zuallererst geht es ihm darum, mehr afrikanische Länder dazu zu bewegen, die Verurteilung des Ukraine-Kriegs durch die UNO nicht zu unterstützen. Russland versucht, sich als Opfer zu präsentieren, das sich gegen einen aggressiven Westen verteidigen muss. Aber es ist fraglich, ob diese Botschaft verfängt", bilanziert VERDENS GANG aus Oslo.
"Afrika muss aufpassen, wen es sich zum Fürsprecher wählt", mahnt die österreichische Zeitung DIE PRESSE: "Der Kreml-Chef als Wohltäter, der Weizen, Waffen und Öl verteilt: Das ist die Pose, in der sich Putin gefällt – ein vorgeblich großherziger Mäzen und Fürsprecher für die Aufnahme der Afrikanischen Union in den G20-Staatenbund. Wie durchsichtig sein Manöver ist, zeigt das Faktum, dass erst Putins Krieg die Inflation und die Nahrungsmittelkrise befeuert hat – und dass seine Blockade für eine Verlängerung des Getreidedeals zwischen Russland und der Ukraine die Krise verschärft. In Gutsherrenmanier verkauft Putin seine Gäste für dumm. Afrika ist für Russland, das angesichts des Sanktionenkorsetts des Westens nach neuen Märkten giert, ein billiger Absatzmarkt. In vielen Teilen des Kontinents, vor allem in der Sahelzone, haben sich zudem die russischen Wagner-Söldner des Hasardeurs Prigoschin im Kolonialstil etabliert. Afrikas Führer sollten inzwischen eingesehen haben, dass Putin ein Spiel spielt, bei dem Afrika letztlich der Verlierer ist." So weit DIE PRESSE aus Wien.
Der DAILY TELEGRAPH aus London warnt die afrikanischen Länder: "Machen Sie keinen Fehler! Der Russland-Afrika-Gipfel ist nur eine weitere Gelegenheit für Putin, andere Länder in Feindseligkeiten hineinzuziehen. Der Westen sollte die afrikanischen Staats- und Regierungschefs daran erinnern, dass Russland durch seine Invasion in der Ukraine letztendlich für die internationale Nahrungsmittelknappheit verantwortlich ist und dass es die drohende Hungersnot auf dem afrikanischen Kontinent zu seinem eigenen Vorteil instrumentalisiert hat."
In der kamerunische Zeitung CAMEROUN LINK wird hingegen auch Kritik an der Haltung des Westens gegenüber Afrika geübt: "Der beispiellose antirussische Druck des Westens auf die Länder des afrikanischen Kontinents seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich als Fehlschlag erwiesen. Die Mehrheit der Länder des schwarzen Kontinents nimmt an dem von Moskau organisierten Gipfel teil. Russlands Vorschläge sind von existenzieller Natur für die Zukunft Afrikas. Der Westen hingegen bietet den afrikanischen Partnern keine Form der Zusammenarbeit an, die auf echter Gleichberechtigung basiert. Stattdessen geht es um die Fortführung einer für die afrikanischen Nationen wenig beneidenswerten Beziehung der postkolonialen Ära", unterstreicht CAMEROUN LINK aus Jaunde.
Der Militärputsch in Niger beschäftigt die in Shanghai erscheinende Zeitung JIEFANG RIBAO: "Die Absetzung von Präsident Bazoum, dessen Wahl den ersten friedlichen Machtwechsel seit der Unabhängigkeit Nigers 1960 darstellte, ist geradezu beispielhaft für die instabile Lage in der unter Extremismus und Terrorismus leidenden Sahelzone. Die Putschisten nutzten die Unzufriedenheit der Bevölkerung über die hohe Inflation und Korruption aus, um selbst an die Macht zu kommen. Mit diesem Staatsstreich verliert der Westen einen wichtigen Verbündeten, mit dem er im Kampf gegen Terror und illegale Einwanderung zuverlässig zusammengearbeitet hat. Die Welt wird eine noch unsicherere Region erleben", fürchtet JIEFANG RIBAO aus Shanghai.
LA VANGUARDIA aus Barcelona ergänzt: "Der Militäraufstand geht weit über einen Staatsstreich mit internen Folgen hinaus: Er bedeutet die totale Destabilisierung der Sahelzone, den Zusammenbruch der letzten mit Frankreich und dem Westen verbündeten Hochburg und einen größeren Einfluss der russischen Söldner der Wagner-Gruppe in der Region. Selbst wenn der Putschversuch am Ende scheitern sollte, wird dieses für den Westen so wichtige Land entscheidend destabilisiert."
Die französische Zeitung LIBERATION notiert: "Nach Mali und Burkina Faso ist Niger das dritte Land in der Sahelzone, das innerhalb von drei Jahren Schauplatz eines Staatsstreichs geworden ist. Weiterhin herrscht Verwirrung über das Schicksal von Präsident Mohamed Bazoum. Dass das Militärkommando der Streitkräfte des Landes den Putschisten schnell Unterstützung zusicherte, lässt jedoch wenig Raum für ein optimistisches Szenario, in dem Mohamed Bazoum die Kontrolle über die Situation wiedererlangen könnte", heißt es in LIBERATION aus Paris.
Die dänische Zeitung POLITIKEN befasst sich mit den Hintergründen des Putschs: "Das Militär verlor die Geduld mit Präsident Bazoum. Dieser hatte im Terrorismus vor allem eine Folge von Armut gesehen und dagegen die Wüstenbildung durch den Klimawandel als schlimmsten Feind des Landes bezeichnet. Das Militär war offenbar nicht bereit, ihn diese Strategie weiterverfolgen zu lassen. Noch ist unklar, ob die Putschisten die Macht behalten können. Gelingt es Niger, den Terrorismus mit demokratischen Mitteln und durch wirtschaftliche Entwicklung zu bekämpfen, könnte das Land zu einem Vorbild in der Region werden. Dann würde der Terrorismus daran gehindert, sich in andere Teile der Welt auszubreiten. Scheitert Niger dagegen, würde die ganze Region von autoritären Regimes und Barbarei beherrscht – und das unweit von Europas Grenzen", prognostiziert POLITIKEN aus Kopenhagen.
Themenwechsel. Der frühere US-Präsident Trump ist in der Affäre um geheime Regierungsdokumente in weiteren Punkten angeklagt worden. Die WASHINGTON POST meint: "Wenn die Vorwürfe in der jüngsten Anklage gegen Donald Trump zutreffen, ist der ehemalige Präsident ein Verbrecher – und ein ungewöhnlich dummer noch dazu. Seit der Watergate-Affäre weiß jeder, dass die Vertuschung immer schlimmer als das Verbrechen ist, nur Trump offenbar nicht. Er war bereits darüber informiert, dass das FBI zur missbräuchlichen Aufbewahrung von Geheimdokumenten auf seinem Anwesen Mar-a-Lago ermittelte und versuchte, an Aufnahmen von Überwachungskameras zu gelangen, da ließ Trump laut Anklage eben dieses Filmmaterial löschen. Also zu einem Zeitpunkt, als jeder geschickte Kriminelle gewüsste hätte, dass es besser wäre, sich nicht weiter in Straftaten zu verwickeln", bewertet die WASHINGTON POST das Verhalten des ehemaligen US-Präsidenten.
Auch mit Blick auf den Sturm auf das US-Kapitol im Januar 2021 droht Trump eine Anklage. Damit setzt sich NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio in einem Gastkommentar auseinander: "Laut US-Umfragen ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass der Ex-Präsident strafrechtliche Konsequenzen tragen sollte. Doch seine Unterstützer halten weiter an ihm fest und glauben Trumps Behauptung, dass die Anklagen eine politisch motivierte Hexenjagd seien. Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten erkennt nicht, dass seine eigenen egoistischen Aktivitäten die Spaltung des Landes vertiefen und dessen internationale Anziehungskraft schwächen: Das ist eine Tragödie für die USA." Das war die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN zum Ende der Internationalen Presseschau.
