
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Russlands Präsident Putin werden nicht zum Gipfeltreffen nach Indien reisen. In der russischen Zeitung KOMMERSANT heißt es dazu: "Wladimir Putin wird an seiner Stelle Außenminister Lawrow nach Delhi schicken, und Xi entsendet seinen Ministerpräsidenten. Für jemanden wie US-Präsident Biden oder den indischen Premierminister Modi dürfte dies aus verschiedenen Gründen enttäuschend sein. Der Westen hat aber vor, sich über den Mangel an potenziellen Kontakten nicht zu ärgern, sondern im Gegenteil die Situation auszunutzen. Zum Beispiel, um mehr Zeit mit den Gästen aus Afrika zu verbringen, um deren Sympathien man kürzlich in Moskau einen aktiven Kampf begonnen hat. Peking führt diesen Kampf schon seit langem", hebt die Zeitung KOMMERSANT aus Moskau hervor.
"Bei einer von den USA dominierten Weltordnung macht Peking nicht mehr mit", meint die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. "Vielmehr sieht sich China als Anführer einer neuen, multilateralen Weltordnung, in der die Entwicklung des globalen Südens im Zentrum steht. Das ist die Botschaft, die Xi an die Welt sendet, indem er nicht selbst zum Treffen reist. Xi Jinping hat seit seiner Machtübernahme 2012 jeden G20-Gipfel besucht. Nun hat das Forum offenbar nicht mehr oberste Priorität für Xi. Seine Absenz markiert eine Zäsur. Xi Jinpings Außenpolitik ist vorsichtiger und zunehmend isolationistischer geworden. Während er 2019 noch sieben Mal ins Ausland gereist ist und dabei insgesamt zwölf Länder besucht hat, war er im laufenden Jahr erst zweimal im Ausland: bei Putin in Moskau und in Südafrika am Brics-Gipfel." Das war die NZZ aus der Schweiz.
Zuletzt sorgte die Veröffentlichung einer offiziellen Landkarte, in der China umstrittene Gebiete für sich beanspruchte, für Unmut. Der Gastkommentator in der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN meint dazu: "Warum veröffentlicht China zum jetzigen Zeitpunkt eine Landkarte, die schon vermuten ließ, dass viele Nachbarländer gereizt darauf reagieren würden? Ist das nur aufgrund der jährlichen Aktualisierung der Karte geschehen? Oder in der Absicht, die Nachbarstaaten zu provozieren? Oder will die kommunistische Führung mit dieser Landkarte den Patriotismus stärken, um die aktuelle Unzufriedenheit der Bevölkerung aufgrund der Wirtschaftslage zu ersticken? Der Führung der Volksrepublik ist zu empfehlen, sich um Kommunikation zu bemühen statt solche aggressiven Schritte zu unternehmen", rät der Gastkommentator in der Tokioter Zeitung ASAHI SHIMBUN.
Nun zum Wechsel an der Spitze des ukrainischen Verteidigungsministeriums. "Es war schon länger bekannt, welches Ausmaß an Korruption in den Streitkräften herrschte", schreibt die estnische Zeitung POSTIMEES. "Am Ende war ein Niveau erreicht, das den ukrainischen Präsidenten zum Handeln zwang. Schließlich wuchsen auch bei den westlichen Partnerländern die Zweifel, ob man der Ukraine unter diesen Bedingungen weiterhin in diesem Umfang helfen soll. Selenskyjs Entscheidung ist aber auch deshalb bemerkenswert, weil sich das Kriegsgeschehen noch in diesem Jahr wesentlich ändern könnte. So könnte die ukrainische Gegenoffensive schon in den nächsten Tagen einen Durchbruch erzielen, und auch die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen scheint näher zu rücken", schätzt die Zeitung POSTIMEES aus Tallinn.
"Der Kampf gegen die Korruption wird zu einem Test, wie aufrichtig es die politische Führung in Kiew mit dem Wandel hin zu einer liberalen Demokratie westlichen Typs meint", lesen wir in der Zeitung HOSPODARSKE NOVINY aus Tschechien. "Der Westen hält das Land mit seinen Hilfsgeldern über Wasser. Für Gegner einer weiteren Unterstützung der Ukraine ist es ein Leichtes, die Korruption als Argument zu missbrauchen und Zwietracht zu säen. Und die Korruption wird erst recht ein gewaltiges Thema werden, wenn die ersten Milliarden für den Nachkriegswiederaufbau in das Land strömen werden."
Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO spekuliert über die möglichen Konsequenzen für den weiteren Kriegsverlauf. "Die Entscheidung des ukrainischen Präsidenten ist wohl vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Gegenoffensive nicht wie erhofft vorankommt. Selenskyj versucht, dem Geschehen an der Front neue Impulse zu verleihen. Je länger sich der bewaffnete Konflikt hinzieht, desto mehr wächst im Westen die Kriegsmüdigkeit. Der neue Minister Umerow soll zu Washington über einen besseren Draht als sein Amtsvorgänger verfügen. Große Veränderungen an der Front wird er aber auf kurze Sicht nicht erreichen können, da neue Waffensysteme wie die F-16-Kampfflugzeuge Zeit brauchen, bis sie voll einsatzfähig sind. Andererseits sind die Aussichten auf einen Frieden mit dieser Personalentscheidung auch nicht größer geworden", betont die Zeitung JIEFANG RIBAO aus Schanghai.
Nach einer weiteren Koranverbrennung ist es gestern in der schwedischen Stadt Malmö zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Die dänische Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen zieht Bilanz. "In Dänemark wie auch in Schweden haben die Koranverbrennungen dazu geführt, dass das Bedrohungsniveau gestiegen ist. Dänemark reagiert darauf nun mit einem umstrittenen Gesetz, das diese verbieten soll. Der ungebührliche Umgang mit heiligen Schriften soll dann nicht mehr zulässig sein. Aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass das auch ein negatives Signal nach außen ist. Was ist zum Beispiel mit afghanischen und iranischen Frauen, denen ihre religiös verblendeten Regimes ungebührliches Verhalten vorwerfen, wenn sie das Kopftuch ablegen wollen oder für Ausbildung eintreten? Die Lektion lautet vielmehr: Pragmatismus gegenüber Machthabern in anderen Ländern schadet im schlimmsten Fall denen, die für dieselben Freiheitsideale wie wir kämpfen. Außerdem entfernen wir uns damit von Schweden, das kein solches Gesetz plant. Sieht so eine engere Sicherheitszusammenarbeit mit einem künftigen NATO-Mitglied aus?", fragt die in Kopenhagen erscheinende Zeitung POLITIKEN.
"Koranverbrennungen sind in dänischen Medien längst kein Aufreger mehr", stellt die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADE fest. "Es wirkt wie eine stille Vereinbarung der dänischen Gesellschaft, solchen Aktionen keine unnötige Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Nachrichtenwert liegt inzwischen bei null. Was gibt es noch zu sagen, was nicht schon längst gesagt worden ist? Gleichzeitig kann man aber auch nicht darüber hinwegsehen, dass die Ruhe trügerisch sein könnte. Dänemark lebt mit einer ständigen terroristischen Bedrohung, auch wenn diese inzwischen zum Alltag gehört. Die Gesellschaft ist sich einig darin, dass man sich nicht vor Gewalttätern beugen will. Wenn jetzt aber die Regierung Koranverbrennungen mit einer Art 'Blasphemieparagraph light' verbieten will, kann das als Widerspruch zu der offenen Gesellschaft aufgefasst werden, als die Dänemark bekannt ist", lautet die Befürchtung in der Zeitung HUFVUDSTADSBLADE, die in Helsinki erscheint.
Hören Sie abschließend noch einen Kommentar zum neuen Smartphone 'Mate 60 Pro' von Huawei. Die in Peking erscheinende Zeitung HUANQIU SHIBAO schreibt: "Das unüberhörbare Schweigen der US-Medien macht nur allzu deutlich, welche Schockwellen die Markteinführung des neuen Smartphones ausgelöst hat. So wurde eigens eine Demontage des neuen Telefons in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie weit die chinesische Technologie fortgeschritten ist. All dies zeigt nur Washingtons Paranoia gegenüber Peking. Die Versuche der USA, China an der Entwicklung einer eigenen Halbleitertechnologie zu hindern, sind jedenfalls gescheitert. Diese restriktiven Maßnahmen haben vielmehr das Gegenteil bewirkt, nämlich, dass China auf dem Feld der Technologie immer unabhängiger geworden ist."