
Der Londoner INDEPENDENT erinnert: "Es ist bemerkenswert, dass der erste Internationale Frauentag bereits im Jahr 1911 begangen wurde. Bemerkenswert deshalb, weil diese Form der vielgestaltigen feministischen Bewegung fast allen globalen Institutionen vorausging, mit denen wir heute vertraut sind. Nach den bisherigen Erfahrungen zu urteilen, wird der Internationale Frauentag auf absehbare Zeit ein fester Bestandteil des Kalenders bleiben. Jedes Jahr gibt es zwar neuen Anlass zur Freude - aber allzu oft auch zu Wut und Angst. Der Feminismus ist ein andauernder Kampf, der im Beruf, in der Schule, zu Hause und in der Öffentlichkeit geführt wird und immer wieder Rückschläge ebenso wie Erfolge erlebt", bilanziert THE INDEPENDENT aus England.
"Weltfrauentag. Schon das Wort lässt manche in die Offensive gehen", stellt das LUXEMBURGER WORT fest: "Andere lesen gar nicht weiter oder reagieren mit einem spöttischen Kommentar. Jedes Jahr am 8. März wiederholt sich dieses Szenario. Warum löst Gleichstellung nur so viele Kontroversen aus? Die Flut von Statistiken, die herangezogen werden, um zu zeigen, wo es noch Ungleichheiten gibt, die jährliche Bestandsaufnahme von Diskriminierung, Gewalt und Sexismus - all das ist wohl einfach zu viel für einen Tag. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir auch in Luxemburg noch nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben. Und das darf, ja das muss sogar gesagt werden. Auch wenn es nervt", betont das LUXEMBURGER WORT.
Die Zeitung EKONOMI aus Istanbul argumentiert: "Jetzt, im Jahr 2024, rühmen wir uns immer noch damit, dass wir die Gehälter von Männern und Frauen angeglichen haben. Aber es sind immer noch alte weiße Männer, die die Entscheidungen treffen. In der Welt der Männlichkeit wird einer Frau geraten, niemals mit einem Mann zu konkurrieren. Lassen wir es nicht länger zu, dass der Feminismus in der Männerwelt verspottet wird. Die neue Ökonomie muss in einer feministischen Sprache geschrieben werden, die frei von Diskriminierung ist und in der der Name der Frau im Mittelpunkt steht. Wenn wir in 20 Jahren immer noch die Subjektivität von Frauen nicht anerkennen, dann sind wir auf dem Holzweg. Wenn Frauen nicht an den Entscheidungsmechanismen beteiligt sind, hat das Leben keine Zukunft", bemerkt EKONOMI aus der Türkei.
"Investiert in Frauen, beschleunigt den Fortschritt," fordert eine Gastkommentatorin in der NEW TIMES aus Ruanda. "Die Welt befindet sich heute an einem Scheideweg für die Gleichstellung der Geschlechter. Konflikte nehmen zu, die sozioökonomischen Auswirkungen des Klimawandels werden immer exorbitanter, und die Gesellschaften werden immer stärker polarisiert. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie wirken sich unverhältnismäßig negativ auf Frauen und Mädchen aus. Dabei sind Gleichstellung und Geschlechterparität nicht nur ein grundlegendes Menschenrecht, sondern auch unverzichtbare Voraussetzungen für den Aufbau einer gerechteren, integrativeren, friedlicheren, sichereren, widerstandsfähigeren und grüneren Gesellschaft." Sie hörten einen Kommentar aus der THE NEW TIMES, die in der ruandischen Hauptstadt Kigali erscheint.
Die indische HINDUSTAN TIMES greift einen anderen Aspekt auf: "Auch in der Gesundheitsversorgung wurden bei der Gleichstellung der Geschlechter zwar Fortschritte erzielt, doch es bleibt noch viel zu tun. Der Fokus auf Frauen hat generationenübergreifende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, die frühkindliche Entwicklung und am Ende auch auf die Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt. Der Zustand der nächsten Generation wird schon vor der Geburt beeinflusst - und deshalb müssen wir der Gesundheit schwangerer Frauen besondere Aufmerksamkeit widmen". So weit ein Gastkommentar in der HINDUSTAN TIMES aus Neu Delhi.
US-Präsident Biden hat im Kongress die jährliche Rede zur Lage der Nation gehalten. Die WASHINGTON POST notiert: "Die Rede war bemerkenswert - gemessen an den niedrigen Standards dieser jährlichen Veranstaltung. Biden war sehr energisch. Was er zur globalen Situation sagte, war mittelmäßig. Er wechselte aber schnell zu anderen Themen. Kurz nach dem 'Super Tuesday' ging Biden auf das scheinbar unvermeidliche Rückspiel mit Donald Trump ein. Dieser Teil war erstaunlich aggressiv. Biden schlug seinem Vorgänger sofort auf die rhetorische Nase. Ein weiterer Aspekt: Die Öffentlichkeit stellt Fragen über einen Mann in seinen 80ern, der für eine zweite Amtszeit als Präsident antritt. Biden dabei zuzusehen, wie er am späten Abend eine mehr als einstündige Rede hält, war eine Möglichkeit, Antworten zu bekommen. Ob man ihn mag oder nicht - Biden wird im November zur Wahl antreten", unterstreicht die WASHINGTON POST.
"Joe Biden hat gezeigt, dass ein von ihm regiertes Amerika sich Putin nicht beugt", titelt die polnische RZECZPOSPOLITA und schreibt: "Er trat auf als Anführer der wichtigsten Macht auf dieser Welt, der sich der historischen Herausforderung bewusst ist. Als Verteidiger der bedrohten freien Welt. Auch weil Trumps Anhänger im Kongress die Überweisung milliardenschwerer Hilfen an die kämpfende Ukraine blockieren. Biden hat den Unterschied zwischen einem Amerika unter seiner Führung und einem Amerika, das möglicherweise erneut von Trump geführt wird, aufgezeigt. Bidens Amerika beugt sich nicht vor Putin, Trumps Amerika schon. Aber wird das ausreichen, damit Biden die Präsidentschaftswahl in acht Monaten gewinnt? Derzeit sind die Umfragen für den amtierenden Präsidenten nicht sehr günstig", urteilt die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN führt aus: "Joe Biden hat die berühmte Rede des früheren republikanischen US-Präsidenten Ronald Reagan vor dem Brandenburger Tor - 'Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!' – zitiert. Mit dem Vergleich zwischen Reagan und Trump wollte Biden an republikanische Anhänger appellieren. Trump, der Putin-nah steht, sei ein Anführer, der alles andere als Reagan ist. Biden kritisierte auch die Abgeordneten, die das Budget für die Ukraine-Hilfe blockieren. Aber im Großen und Ganzen war in seiner Rede die Erwähnung des Themas Ukraine und Russland zu kurz. Deshalb ist es fraglich, ob sein Appell mit dem Zitat aus Reagans Rede das Herz der Wähler tatsächlich erreicht", ist ASAHI SHIMBUN aus Tokio der Ansicht.
Schweden ist nun offizielles NATO-Mitglied. Die Zeitung DAGENS NYHETER aus Stockholm spricht von einem "historischen Tag": "Zum ersten Mal seit den Napoleonischen Kriegen vor über 200 Jahren ist Schweden formell Teil eines Militärbündnisses. Man ist allein nicht stark, und jetzt sind wir nicht länger allein. Aber Schweden tritt der NATO nicht nur bei, weil wir dazu gezwungen wären, sondern es war ein moralischer Beschluss. Die NATO ist nämlich ein Friedensprojekt, und sie bestand von Anfang an zum allergrößten Teil aus offenen Demokratien, die von einer mächtigen Diktatur bedroht wurden. Die NATO ist auch ein Sicherheitsprojekt. Die nun erhaltenen Garantien stärken uns, aber die schwedische Mitgliedschaft stärkt auch die Sicherheit anderer. Wer mit Russland verhandeln will, darf das nicht aus einer Position der Schwäche tun. Je stärker die NATO ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Putin seine Pläne zur Wiederherstellung eines russischen Imperiums aufgibt", vermutet DAGENS NYHETER aus Schweden.
"Schwedens Beitritt ist ein Sieg für den Norden", freut sich die norwegische Zeitung VERDENS GANG. "Es gehört zu den vielen Paradoxen in Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine, dass der Traum von einer weitreichenden nordischen Verteidigungszusammenarbeit Realität geworden ist. Das stand wohl kaum auf Putins Tagesordnung, als er am 24. Februar 2022 seinen größten historischen Fehler beging." Das war zum Abschluss der Presseschau VERDENS GANG aus Oslo.
