14. Februar 2025
Die internationale Presseschau

Heute mit Stimmen zum mutmaßlichen Anschlag in München und zur Politik des US-Präsidenten Trump, die vor allem im Hinblick auf die von ihm angekündigten Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Putin über einen Frieden in der Ukraine Besorgnis auslöst.

Kreml-Chef Wladimir Putin hat mit US-Präsident Donald Trump über die Ukraine gesprochen.
US-Präsident Trump will mit Kreml-Chef Putin über Frieden in der Ukraine verhandeln. (picture alliance / ZUMAPRESS.com / Artem Priakhin)
"Trump gibt die Ukraine auf und rettet den Kreml“, titelt die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT: "Die Trump-Administration führt ihre Verhandlungen nur mit Russland. Die Europäische Union wurde vom Weißen Haus an den Rand gedrängt. Auch die Ukraine bleibt ausgeschlossen. Einen der beiden unmittelbaren Kriegsgegner auszuschließen, ist völlig unlogisch und absurd. Mit dem Versuch, die Ukraine zu umgehen, begeht Trump einen schwerwiegenden militärpolitischen und sogar strategischen Fehler. Im Hinblick auf die Beendigung des Krieges in der Ukraine bringt Trump die ganze Welt in Gefahr", urteilt MÜSAVAT aus Baku.
"Es ist besorgniserregend, dass Trump über die Köpfe der Ukrainer hinweg Verhandlungen mit Russland vorantreiben will", merkt ASAHI SHIMBUN aus Tokio an: "Die Ansage seines Verteidigungsministers Hegseth, wonach eine Befreiung der von Russland besetzten ukrainischen Gebiete eine 'Illusion' und ein NATO-Beitritt des Landes unrealistisch sei, verstärkt einen Verdacht: Putins Lügen haben Trump und seine Regierung blind gemacht. Auch wenn es zu einer Waffenruhe käme, wie werden die Menschenrechte der ukrainischen Bevölkerung in den von Russland besetzten Gebieten geschützt? Wie kann eine mögliche weitere russische Invasion gestoppt werden? Trump wirkt, als hätte er über solche Fragen keinen Gedanken verloren. Für ihn ist offenbar lediglich sein eigener Ruf als großartiger Anführer, der den Krieg beendet hat, wichtig. Für einen echten Frieden müssen die Ukraine und Europa mit am Verhandlungstisch sitzen", unterstreicht ASAHI SHIMBUN aus Japan.
DE VOLKSKRANT aus Amsterdam ergänzt: "Über Trumps Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten Putin war niemand in der EU vom Weißen Haus vorab informiert worden. Auch der ukrainische Präsident Selenskyj wusste nichts. Das sei nicht verwunderlich, meinte ein EU-Diplomat, peinlich ist es dennoch. Vor allem für Selenskyj, der sich möglicherweise bald mit einem Friedensabkommen konfrontiert sieht, bei dem er Gebiete an Russland abtreten muss. Dass Russland damit für seine Aggression belohnt wird, hält Trump wahrscheinlich für nebensächlich", schätzt DE VOLKSKRANT aus den Niederlanden.
Die polnische RZECZPOSPOLITA listet auf: "Trump setzt auf Grenzverschiebungen, Annexionen und Umsiedlungen - genauso wie Putin. Und über die Zukunft der Ukraine und damit auch Europas will er in Saudi-Arabien reden - im Beisein von Prinz Mohamed bin Salman. Es scheint, als werde über die Zukunft der Ukraine, Europas und eines großen Teils der Welt eine Dreifaltigkeit entscheiden: der US-Präsident, der russische Diktator und der saudische Prinz. Weder der ukrainische Präsident Selenskyj noch irgendein westlicher Regierungschef oder NATO-Generalsekretär Rutte sollen mit am Tisch sitzen", notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
THE WASHINGTON POST aus den USA merkt an: "Auch wenn es keinen Sinn macht, Europa aus den Friedensgesprächen auszuschließen, hat sich dies der Kontinent zum Großteil selbst zuzuschreiben: Trotz der Aufholjagd bei den Verteidigungsausgaben in den letzten Jahren fehlt es den meisten europäischen Streitkräften immer noch an den grundlegenden Fähigkeiten, die für eine moderne Kriegsführung erforderlich sind, geschweige denn an den Mitteln, um eine Streitmacht aufzustellen, die eine künftige russische Aggression in der Ukraine glaubhaft abwehren könnte. Doch ohne westliche Streitkräfte, die die Sicherheit der Ukraine garantieren, wird Kiew zu Recht jede Friedenszusage Putins als wertloses Vorspiel für eine künftige russische Aggression betrachten. Das Paradoxe an den Friedensgesprächen in der Ukraine ist, dass Europa gleichzeitig schwach und unverzichtbar ist", analysiert die WASHINGTON POST.
Im SYDNEY MORNING HERALD aus Australien ist zu lesen: "Willkommen in der neuen Welt von Putin und Trump. Die USA sind nicht mehr länger daran interessiert, die ukrainische oder europäische Sicherheit zu garantieren."
Die Zukunft der Ukraine und Europas werden auch zentrale Themen auf der heute beginnenden Sicherheitskonferenz in München sein, erwartet die dänische Zeitung POLITIKEN: "Dass die USA und Russland offenbar unter sich die Verteilung des ukrainischen Territoriums ausmachen wollen, erinnert an 1938, als der britische Premier Chamberlain ausgerechnet in München große Teile der Tschechoslowakei von Nazi-Deutschland annektieren ließ. Chamberlains Kniefall vor den Nazis erwies sich als Katastrophe. So weit wird es diesmal hoffentlich nicht kommen, aber es wirkt geradezu idiotisch, wenn die USA bereits vor Verhandlungsbeginn verkünden, dass die Ukraine Territorium verliert und kein NATO-Mitglied wird. Endet der Krieg unter diesen Umständen mit einem Waffenstillstand, kann Putin das als Sieg auffassen, der ihm Appetit auf mehr macht", fürchtet POLITIKEN aus Kopenhagen.
JIEFANG RIBAO aus China erwartet ... "...eine Zeitenwende auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Es fällt auf, dass immer mehr von einer 'multipolaren Welt' gesprochen wird. In Trumps zweiter Amtszeit scheint Europa verstanden zu haben, dass das größte Problem des Kontinents die mangelnde strategische Eigenständigkeit ist. Die Ukraine-Initiative des US-Präsidenten zeigt, dass Washington bereit ist, die Interessen von Kiew und Brüssel zu opfern. Um mehr sicherheitspolitische Souveränität zu erlangen, braucht Europa mehr Partner als nur die USA" empfiehlt JIEFANG RIBAO aus Schanghai.
THE STRAITS TIMES aus Singapur gibt angesichts Trumps Alleingängen zu Bedenken: "Seine 'America First'-Politik wird eher früher als später auf ein isoliertes Amerika hinauslaufen, das viele hassen werden. Wie ein Amerika so wieder groß werden soll, bleibt schleierhaft. Das sollte den Trumpisten zu denken geben, bevor es zu spät ist."
Die Kanadier hat Trump mit der Androhung von Zöllen und seinen Äußerungen, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA machen zu wollen, bereits gegen sich aufgebracht. THE GAZETTE aus Montreal schreibt: "Diplomatie ist ein Eckpfeiler unserer Identität. Aber unsere Geschichte zeigt, dass Kanada nicht davor zurückschreckt, seine Muskeln spielen zu lassen, wenn die Situation es erfordert. Kanada mag nicht perfekt sein, aber wir werden nie etwas anderes sein als das, was wir sind - Kanada, der wahre Norden, stark und frei!"
Den mutmaßlichen Anschlag in München, bei dem ein 24-jähriger Mann aus Afghanistan mit einem Auto in eine Menschengruppe fuhr, kommentiert der Schweizer TAGES-ANZEIGER: "Die Motive der Täter mögen von Fall zu Fall variieren oder - wie beim möglicherweise islamistischen Angreifer von München - noch nicht ganz klar sein. Gemeinsam ist ihnen, dass es alles Männer sind, die aus muslimischen Ländern nach Deutschland kamen, um hier Schutz zu finden. Ihr Dank an Deutschland war Gewalt. Der Terror der letzten Monate hat die deutsche Debatte um die Asylpolitik erheblich radikalisiert. Selbst gemäßigt Konservative wie Merz und Söder versprechen nun, was bisher nur die in Teilen rechtsextreme AfD wollte: die deutschen Grenzen für Asylbewerber zu schließen, Ausreisepflichtige in Haft zu nehmen und abzuschieben - auch in unsichere Länder wie Syrien und Afghanistan", konstatiert der TAGES-ANZEIGER aus Zürich.
"Kurz vor der Bundestagswahl verschärft der mutmaßliche Anschlag in München noch einmal die Migrationsdebatte", werfen die SALZBURGER NACHRICHTEN aus Österreich ein und schlussfolgern: "Für die AfD ist das ein aufgelegter Elfmeter."
"Zurück bleibt abermals der Eindruck eines unsicheren, verängstigten und wehrlosen Landes", beobachtet LA STAMPA aus Turin: "Die Anschläge in Deutschland ziehen eine beunruhigende Spur des Blutvergießens und sie wiederholen sich mit erschreckender Regelmäßigkeit."