16. April 2025
Die internationale Presseschau

Es geht unter anderem um den von den USA angezettelten Handelskonflikt und um den Bürgerkrieg im Sudan. Zunächst aber in die USA, wo sich die Elite-Universität Harvard gegen die versuchte Einflussnahme der Regierung von US-Präsident Trump wehrt.

Blick auf die Harvard Universität in Cambridge, USA.
Der Widerstand der US-Uni Harvard gegen Forderungen der Trump-Regierung ist eins der Themen in der Internationalen Presseschau. (picture alliance / AP / Charles Krupa)
Die WASHINGTON POST findet, damit habe Harvard – Zitat - "die eigene Seele gerettet." "Harvard weigert sich, zu kapitulieren. Hochschul-Präsident Garber schrieb in einem offenen Brief: 'Keine Regierung sollte diktieren, was private Universitäten lehren dürfen, wen sie aufnehmen und einstellen und welche Studien- und Forschungsbereiche sie verfolgen dürfen.'In der vergangenen Woche hatte die Trump-Regierung von US-Hochschulen Zugeständnisse gefordert, die eine externe 'Überprüfung' der Einstellung von Lehrkräften, der Zulassung von Studenten und anderer interner Angelegenheiten zur Folge gehabt hätte. Das Harvard-Konsortium lehnte den Deal tapfer ab, und innerhalb weniger Stunden fror die Regierung die gut zwei Milliarden Dollar an Zuschüssen ein. Freiheit ist nicht umsonst. Harvard wird nun einen sehr schmerzhaften Preis für seine Unabhängigkeit zahlen müssen", befürchtet die WASHINGTON POST.
"Trump will die Hochschulen nicht nur unterwerfen, sondern übernehmen", ist sich die türkische Zeitung KARAR sicher. "Er forderte politische Kommissare, um Studenten zu bestrafen, die gegen Israels Vorgehen in Gaza protestiert haben. Die Antwort der Harvard University wird in die Wissenschaftsgeschichte eingehen. Trumps Verhalten ist eines der pathologischsten Beispiele dafür, was politischer Ehrgeiz anrichten kann. Der populistische Autokrat will den Universitäten einen Schlag versetzen. Wenn ein solcher Schatten auf die Wissenschaft fällt, wird Amerika die Vorherrschaft in der Forschung an China verlieren", warnt KARAR aus Istanbul.
Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN erläutert: "In den USA werden Universitäten wie private Stiftungen geleitet, die Spitzenforschung wird mit staatlichen Mitteln gefördert. Damit werden etwa die Löhne für Forschende gezahlt, unter denen sich auch Nobelpreisträger befinden. Sie wären auch bei uns willkommen, aber das Problem lässt sich nicht dadurch lösen, dass ein paar Wissenschaftler auf die andere Seite des Atlantik wechseln. Was die Universitäten in den USA so erfolgreich macht, sind die großen Netzwerke junger Talente, die ein regelrechtes Ökosystem bilden", notiert SYDSVENSKAN aus Malmö.
"Ob die in der US-Geschichte beispiellosen autoritären Attacken auf die Forschung zu einem großen Braindrain nach Europa führen werden, ist noch lange nicht ausgemacht", gibt auch DER STANDARD aus Österreich zu bedenken: "Denn vor allem die finanziellen Bedingungen an den Top-Unis der USA sind immer noch um ein Vielfaches besser als hierzulande. Aber es würde schon helfen, ein paar jener Talente zurückzuholen, die wegen der besseren Bedingungen aus Europa weggegangen sind – und dafür zu sorgen, dass die besten in Europa hier bleiben." Das war DER STANDARD, der in Wien erscheint.
Nicht nur für ausländische Studierende und Forschende sei die Lage in den USA derzeit alles andere als sicher, befindet die norwegische Zeitung DAGBLADET. "Es hat sich eine gruslige Praxis entwickelt, bei der Menschen ohne juristische Grundlage deportiert werden - vor allem, wenn sie dunkle Hautfarbe haben und Spanisch sprechen. Am Montag hielt Trump eine aufsehenerregende Pressekonferenz im Oval Office, dieses Mal mit El Salvadors Präsident Bukele an seiner Seite. Auch dieses Mal gelang es ihm zu schockieren. Als er mit den Abschiebungen nach El Salvador prahlte, kam die Frage, ob er auch US-Bürger deportieren würde. Warum nicht? antwortete Trump ohne zu zögern. Das Problem ist, dass Trumps Handlanger die Gerichte ignorieren und auch Fehler nicht korrigieren", vermerkt DAGBLADET aus Oslo.
Auch in einem Gastkommentar aus der salvadorianische Zeitung EL DIARIO DE HOY geht es um El Salvadors Staatschef: "Es fällt auf, wie oft sich Bukele auf die Religion beruft, um seine Macht zu konsolidieren. Er schreckt nicht davor zurück, seine Präsidentschaft als göttliches Mandat zu schildern. Auch Trump gibt sich als gottgesandter Retter aus. Die antidemokratische Zusammenarbeit zwischen den beiden ist eine besorgniserregende Mischung aus Autoritarismus und der neuen religiösen Rechten der USA, bei der 'Ordnung und Sicherheit' höher gewertet werden, als demokratische Rechte. Bukele und Trump ist es gelungen, mit einer harten und diskriminierenden Migrationspolitik ihre Beziehungen zu stärken. Dieses Bündnis setzt auch auf das Narrativ, dass sich Machthaber nicht rechtfertigen müssen", ist in EL DIARIO DE HOY aus San Salvador zu lesen, und soviel zu diesem Thema.
Die chinesische Zeitung XINJINGBAO befasst sich mit dem von Washington angezettelten Handelskonflikt. Das Blatt beobachtet: "Immer mehr Verbündeten der USA erkennen, dass ihnen eine unterwürfige Haltung gegenüber Washington keine Vorteile mehr bringt. So hat Japans Premierminister Ishiba deutlich gemacht, dass seine Regierung keine Zugeständnisse machen werde. Eine harte Linie zeigt sich auch bei der jüngsten unverhohlenen Kritik des designierten deutschen Bundeskanzlers Merz an Trumps Zollpolitik. Sein kanadischer Amtskollege Carney hat gar erklärt, den USA mit Gegenzöllen maximalen Schmerz zufügen zu wollen. Der französische Präsident hat wiederum einen Investitionsstopp in Richtung USA gefordert. Es bleibt aber abzuwarten, ob dies tatsächlich zu einem geopolitischen Paradigmenwechsel führen wird", vermerkt XINJINGBAO aus Peking.
In der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN blickt eine Gast-Kommentatorin auf Chinas Umgang mit dem Zollkrieg: "Der Handelskonflikt mit Washington in Trumps erster Amtszeit hat die Führung in Peking dazu veranlasst, im Inland die Systeme für wirtschaftliche Sicherheit weiterzuentwickeln. So wurden landwirtschaftliche Produktionsflächen vergrößert und die Erschließung von Bodenschätzen ausgeweitet. Das zahlt sich inzwischen aus. Die Volksrepublik kann dadurch beim aktuellen Zollkonflikt härtere Gegenmaßnahmen treffen. Ihr Ziel ist inzwischen der Aufbau einer globalen Lieferkette, die auch ohne Beteiligung der USA funktioniert", heißt es in NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Das TAGEBLATT aus Luxemburg beschäftigt sich mit der bisher ausgebliebenen Friedensperspektive im Ukraine-Krieg: "Im Wahlkampf tönte Donald Trump: Am ersten Tag seiner Amtszeit werde er den Krieg in der Ukraine beenden. Inzwischen reagiert der US-Präsident nur noch patzig auf Nachfragen, wie es denn um seine Friedensinitiative stehe. Das sei 'Bidens Krieg', sagte Trump nun, als Journalisten ihn nach einer Reaktion auf den russischen Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Sumy am Palmsonntag baten. Trump fällt wieder einmal nichts Besseres ein, als neben Biden auch Wolodymyr Selenskyj die Schuld am Krieg zuzuschieben. Im Kreml dürften sie sich weiter freudig die Hände reiben. Moskau begeht ein Kriegsverbrechen, und die Weißwaschung aus dem Weißen Haus folgt auf dem Fuß", kritisiert das Luxemburger TAGEBLATT.
Zum Schluss noch ein Kommentar aus der niederländischen Zeitung DE VOLKSKRANT zum Bürgerkrieg im Sudan: "Dieser Krieg hat die weltweit aktuell größte humanitäre Krise verursacht. Die Hälfte der 50 Millionen Einwohner hungern, Zehntausende Zivilisten wurden getötet, und bis zu 15 Millionen Menschen sind vor der unerbittlichen Gewalt geflohen. Sowohl die sudanesische Armee als auch die paramilitärische Miliz RSF, die um die Macht im Sudan ringen, werden schwerer Kriegsverbrechen verdächtigt. Doch die internationale Gemeinschaft scheint diesem aussichtslosen Krieg den Rücken zu kehren. Versuche, die Konfliktparteien zu einem Friedensabkommen zu bewegen, bleiben erfolglos, während die Mittel zur Unterstützung von Vertriebenen und Kriegsopfern dramatisch schrumpfen. Angesichts eines rechtspopulistischen 'Jeder kümmert sich nur um sich'-Klimas sehen sich reiche Länder nicht mehr in der Pflicht, die Schwächeren in der Welt zu unterstützen", moniert zum Ende der Internationalen Presseschau DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.