23. Mai 2025
Die internationale Presseschau

Die Kommentare beschäftigen sich heute mit der Ermordung von zwei Israelis in Washington und dem Streit zwischen US-Präsident Trump und seinem südafrikanischen Amtskollegen im Weißen Haus.

In Washington sitzt eine Person in eine israelische Flagge eingehüllt vor dem Tatort vor dem Capital Jewish Museum. Dort waren zwei Mitarbeitende der israelischen Botschaft erschossen worden.
In Washington wurden zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen. (IMAGO / ZUMA Press Wire / IMAGO / Mehmet Eser)
Zum ersten Thema schreibt die spanische Zeitung EL PAIS: "Der Mord an zwei Angestellten der israelischen Botschaft in Washington ist ein Verbrechen, für das es keine Rechtfertigung gibt und das vorbehaltlos zu verurteilen ist. Die schreckliche Situation im Gazastreifen kann nicht als Vorwand für eine solche Tat dienen - unter anderem, weil dadurch genau die Dynamik entfaltet wird, die es angeblich zu bremsen gilt. Auf diese Weise wird absolut kein Beitrag zu einer friedlichen Lösung des Kriegs geleistet, sondern eine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt", stellt EL PAIS aus Madrid klar.
"Der Mord ist eine Zäsur", findet die österreichische Zeitung DIE PRESSE: "Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft, erschossen im Machtzentrum jenes Landes, dessen Regierung der wohl engste Verbündete der israelischen ist. Die Indizien deuten darauf hin, dass der Täter sich im linken Milieu radikalisiert hat. Ein US-Journalist stieß auf ein Manifest, das authentisch sein dürfte. Darin schreibt ein Elias Rodriguez davon, 'den Krieg nach Hause' bringen zu wollen. Der Verfasser schreibt von Brutalität der israelischen Armee im Gazastreifen, den vielen palästinensischen Opfern, von der 'Moral der bewaffneten Demonstration'. Dass er glaube, die amerikanische Öffentlichkeit werde sich hinter ihn stellen. Ein Wort kommt in dem Manifest nicht vor: Hamas, die Islamisten, die Israel auslöschen wollen und vor eineinhalb Jahren ein Massaker auf israelischem Boden verübten, das den Krieg im Gazastreifen auslöste", erinnert DIE PRESSE aus Wien.
De türkische Zeitung SABAH beleuchtet: "Auf Videoaufnahmen ist ein etwa 30-jähriger Mann zu sehen, der nach dem Angriff auf das Jüdische Museum zulief und 'Free Palestine' rief. Ja, es gibt diejenigen, die auf diesen Köder hereinfallen und den Angreifer dafür loben, dass er 'Israel in die Schranken gewiesen hat'. Aber offensichtlich wird dadurch jemand anderes geschädigt. Israel ist mehr denn je isoliert. Wem dient da der Mord an zwei jungen jüdischen Menschen im Herzen der Vereinigten Staaten? Den Kindern in Gaza ist damit sicher nicht gedient, oder?" fragt SABAH aus Istanbul.
"Antisemitismus ist parallel zu den Massenprotesten gegen Israel wegen dessen heftiger Reaktion auf die barbarischen Angriffe der Hamas am 7. Oktober 2023 aufgeflammt", beobachtet die WASHINGTON POST. "Es ist wichtig, dass sich jeder klar und deutlich gegen politisch motivierte Gewalt ausspricht. Ob sie aus den ideologischen Sümpfen der Linken oder Rechten kommt, ob sie islamfeindlich oder antisemitisch ist, ob sie sich gegen einen Präsidentschaftskandidaten oder den Chef einer Krankenversicherung richtet: Politisch motivierte Gewalt darf in den USA nicht toleriert werden. Solche Taten müssen mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden, damit sie nicht ansteckend werden", fordert die WASHINGTON POST.
Zum nächsten Thema. Der südafrikanische Präsident Ramaphosa wurde im Weißen Haus von US-Präsident Trump mit Vorwürfen konfrontiert. Der österreichische STANDARD meint: "Ramaphosa hat sich gegen Trumps Behauptung des Völkermordes an weißen Landsleuten gewehrt – zu Recht. Denn so traumatisiert manche der 49 Buren-Flüchtlinge in den USA auch sein mögen – ihr Asyl ist vor allem eines: absurd.Aber Trumps Übertreibungen sollten nicht dazu führen, gewisse Entwicklungen in Südafrika zu ignorieren. Ramaphosa ließ sich so immerhin zu einer überfälligen Distanzierung von den Hasstiraden des Oppositionspolitikers Julius Malema bewegen. Auch bei Enteignungen ohne Entschädigung hat Trump maßlos übertrieben – es gab bislang keine, die gesetzlichen Hürden bleiben hoch. Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Es gab mehrere Landbesetzungen, bei denen die Täter berichteten, sie hätten sich von dem neuen Gesetz 'ermutigt' gefühlt", gibt der STANDARD aus Wien zu bedenken.
Die südafrikanische Wochenzeitung MAIL AND GUARDIAN aus Johannesburg stellt heraus: "Trump, der schon immer ein Showman war, hat den Mythos des 'weißen Völkermords' aggressiv in Szene gesetzt, indem er Videos von Julius Malema, dem Anführer der Economic Freedom Fighters vorführte, die - so wörtlich - 'nach Land schreien'. Ramaphosa, der sich sichtlich unwohl fühlte, reagierte dennoch besonnen. Er stellte klar, dass dies keine offizielle Regierungspolitik sei, und betonte, dass alle Südafrikaner Opfer von Kriminalität seien, vor allem die Schwarzen." Soweit MAIL AND GUARDIAN aus Johannesburg.
Der Schweizer TAGES-ANZEIGER schreibt: "Ramaphosa wurde mit einer ausgearbeiteten Präsentation quasi überfallen, für die, um des Effekts willen, eigens das Licht im Oval Office gedimmt wurde. Da entgleiste keine Unterredung zwischen zwei aufbrausenden Alphamännern, wie Wohlmeinende das Treffen mit Selenskyj noch schönzureden versuchten. Das folgte dem Playbook des Dealmakers Trump, der einem schwächeren Gegenüber seinen Willen aufzwingen will", vermerkt der TAGES-ANZEIGER aus Zürich.
In der britischen Zeitung GUARDIAN heißt es: "Ramaphosa sprach anschließend von einem 'robusten Dialog'. Doch in Wahrheit war es eher ein Zusammenprall zweier Welten als eine Interaktion. Auf der einen Seite saß ein politisches Schwergewicht, das ruhig die Fakten darlegte, auf der anderen Donald Trump, der wilde und hetzerische Mythen verbreitete. Der eine wollte bilaterale Geschäfte machen, der andere wollte den Unmut seiner heimischen Basis bedienen, von der viele zweifellos die öffentliche Beschimpfung eines Anti-Apartheid-Veteranen genossen", mutmaßt der GUARDIAN aus London.
"Gegenüber Südafrika ist Donald Trump schon länger streng", beschreibt ein Gastkommentator in der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN: "Angeblich wegen der Landreform und der Kritik an Israel wurde die US-Finanzhilfe für Südafrika gestoppt und der Botschafter rausgeschmissen. Auch wenn das Treffen in Washington nicht zu einer Versöhnung geführt hat: Es ist von großer Bedeutung, dass Ramaphosa eine schlimme Konfrontation mit den USA erfolgreich verhindern konnte", urteilt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Der britische Zeitung THE TELEGRAPH blickt bereits voraus: "Ramaphosa behielt einen kühlen Kopf und sagte hinterher, er denke, dass die Dinge gut gelaufen seien. Die Nagelprobe wird jedoch sein, ob Südafrika eine Lockerung der neuen US-Zölle erreichen kann, die seine Autoindustrie und seine Agrarexporte bedrohen. So wie es aussieht, haben die südafrikanischen Medien entschieden, dass Ramaphosa gut abgeschnitten hat. Demnächst wird aber ein neuer und bemerkenswert konservativer US-Botschafter in Südafrika seine Arbeit aufnehmen. Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass dies eine weitaus größere diplomatische Bewährungsprobe sein wird, als die Showbiz-Possen am kaiserlichen Hof im Oval Office", erwartet der TELEGRAPH aus London.
Zum Abschluss noch eine Stimme zur Ausweitung der russischen Militärpräsenz an der Grenze zu Finnland. Die finnische Zeitung ILTA-SANOMAT beschwichtigt: "Während wir die Lage beobachten, sollten wir uns vor Augen halten, dass Russlands Militärmacht in einen Angriffskrieg in der Ukraine verwickelt ist und sich ein Großteil der Ausrüstung an der Front befindet. Hat Putin dennoch vor, die NATO herauszufordern? Für Russland wäre das ein ungleich größerer Aufwand als der Krieg in der Ukraine - wo Putin seine Ziele noch nicht einmal erreicht hat. Finnland und viele NATO-Frontstaaten erhöhen mittlerweile ihre Verteidigungsausgaben und bereiten sich auf ein breites Spektrum an Bedrohungen vor. Wir sind seit vielen Jahrhunderten Nachbarn Russlands und haben gelernt, damit zu leben. Aber der Unterschied zu früher ist vor allem, dass wir dem Bären nicht mehr allein gegenüberstehen", hält ILTA-SANOMAT aus Helsinki fest. Und damit endet die Internationale Presseschau.