
Dazu schreibt die britische Zeitung THE GUARDIAN: "Israels Ministerpräsident Netanjahu verfügt nicht über die bunkerbrechenden Bomben, die nötig wären, um Irans tief unter der Erde liegende Atomanlagen zu zerstören. Seine Strategie könnte also darin bestehen, so hart zuzuschlagen, dass der Iran zur Aufgabe gezwungen wird - oder eine iranische Gegenreaktion zu provozieren, die schwerwiegend genug ist, um US-Präsident Donald Trump in den Konflikt hineinzuziehen. In jedem Fall ist dies eine Strategie, die weniger auf Abschreckung als auf Provokation setzt. Die Aussicht auf ein Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA, das Teheran eine begrenzte Urananreicherung unter strenger Überwachung erlauben würde, könnte für Netanjahu zu viel gewesen sein. Stets der Opportunist, nutzte er die Gunst der Stunde. Die mit Teheran verbündete libanesische Miliz Hisbollah war neutralisiert, die iranische Luftabwehr lahmgelegt und Irans Partner Baschar al-Assad war aus Syrien geflohen - was einen 'Korridor' für Luftangriffe eröffnet hat", analysiert THE GUARDIAN aus London.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD notiert: "Wer den Iran als ein gefährliches Regime sieht, das seine eigene Bevölkerung und die gesamte Region terrorisiert, wird Verständnis für das israelische Vorgehen zeigen, selbst wenn das Völkerrecht dabei verletzt wird. Wenn es tatsächlich gelingt, den Weg des Iran zu einer Atommacht zu stoppen, dann erhöht dieser Krieg trotz all seiner Risiken die globale Sicherheit. Wenn man mit dem Militärhistoriker Clausewitz auch diesen Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sieht, stellt sich die Frage, welche politischen Ziele die Regierung von Israels Premier Benjamin Netanjahu verfolgt. Und da wird das Bild plötzlich sehr unscharf. Schutz vor dem nuklearen Holocaust, vor dem Netanjahu regelmäßig warnt, bietet nur ein Iran, der Atomwaffen entweder nicht bauen kann oder nicht will. Die Fähigkeit lässt sich nicht aus der Welt schaffen, und die Hilflosigkeit, mit der das Regime den israelischen Angriffen gegenübersteht, dürfte den Willen zur nuklearen Bewaffnung bloß weiter wachsen lassen. Der Regimewechsel, von dem nicht nur Netanjahu, sondern auch Millionen Iranerinnen und Iraner träumen, lässt sich militärisch nicht erzwingen," stellt DER STANDARD aus Wien klar.
Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio sieht es so: "Parallel zum massiven Luftangriff auf den Iran hat Israels Premier Netanjahu die iranische Bevölkerung zum Aufstand gegen ihr Regime aufgerufen. Zwar ist die Kritik der iranischen Gesellschaft an ihrem Regime allgegenwärtig, aber Israels rücksichtsloses Vorgehen wird die öffentliche Meinung im Iran nur in eine Richtung lenken - nämlich gegen Israel."
Die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN erläutert: "Obwohl der Iran zahlreiche Drohnen abfeuert, herrscht in Israel nationaler Konsens, was den Angriff auf den Iran betrifft. Oppositionsführer Lapid war im Voraus informiert, und der angesehene Staatspräsident Herzog sprach von einer zielgerichteten Operation zur Neutralisierung einer kurz bevorstehenden und existenziellen Bedrohung. Vor diesem Hintergrund muss man die große Einigkeit sehen. Nach dem traumatischen Terrorangriff der Hamas herrscht in der Gesellschaft der Wunsch nach einem 'Nie wieder'. Es besteht die Angst, dass sich das fanatische Regime im Iran Atomwaffen verschafft, um Israel auszulöschen", erinnert AFTENPOSTEN aus Oslo.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT aus Baku merkt an: "Der Nahe Osten durchläuft derzeit die gefährlichste Phase seiner Geschichte. Es besteht absolut kein Zweifel, dass Israels Plan, den Iran anzugreifen, gemeinsam mit den USA vorbereitet wurde. Sollte der Iran in einer militärischen Konfrontation mit Israel ein wirksames Ergebnis erzielen, ist klar, dass die USA mit ihrem gesamten militärischen Potenzial in den Krieg eintreten werden. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass der Krieg einen globalen Charakter annimmt."
In der panarabischen Zeitung SHARQ AL-AWSAT aus Beirut heißt es: "Nach Lage der Dinge dürfte sich der Krieg zwischen Israel und dem Iran verlängern oder unkonventionelle Formen annehmen, wie etwa Cyber-Attacken oder die Eskalation von Stellvertreter-Konflikten. Zugleich offenbart die derzeitige Situation die Grenzen militärischer Macht. Angriffe mit Raketen können das Fehlen politischer Gespräche nicht kompensieren. Zwischen der Logik von Präventivschlag und Reaktion bleibt die Situation im Nahen Osten fragil."
"Israels Angriff liegt im Interesse des Westens", titelt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und führt aus: "Die Mullahs dachten nicht daran, ihre Expansionspolitik im Mittleren Osten zurückzufahren. Stattdessen rüsteten sie ihre Stellvertreter – die Hamas in Gaza, den Hisbollah im Libanon und die Huthi im Jemen – für den Krieg gegen Israel auf. Und sie ließen ihr Atomprogramm weiterlaufen, bis zu dem Punkt, an dem sie nur noch Monate von einer funktionstüchtigen Atombombe entfernt waren. Nun haben die Israeli dem iranischen Atomprogramm einen Schlag versetzt. Unklar ist freilich das Ausmaß der Schäden an den Anlagen. Vorerst jedoch ist dies für den gesamten Westen eine gute Nachricht. Bereits jetzt destabilisiert Iran im Roten Meer mittels der Huthi den Welthandel und es liefert Drohnen an die russischen Streitkräfte in der Ukraine. Die Eskalation mit Iran ist also längst da. Dass Iran oder seine Stellvertreter die Israeli nun auch noch nuklear bedrohen könnten, ist im Interesse keines westlichen Staates", unterstreicht die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz.
"Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran währt nun bereits mehrere Tage, mit seiner Eskalationsspirale nach dem Grundsatz 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'", heißt es in der chinesischen Zeitung HUANQIU SHIBAO: "Mit Israels sogenanntem Präventivschlag gegen Atomanlagen wurden die Souveränität und territoriale Integrität des Irans verletzt und somit ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen. Israel ist dadurch nicht sicherer geworden, vielmehr nehmen die Sorgen allerorts zu, dass die Lage außer Kontrolle geraten könnte. Daher müssen unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um eine weitere Zuspitzung zu verhindern. Der einzige richtige Weg ist die Rückkehr zum Verhandlungstisch. Derzeit sind die diplomatischen Mittel in der iranischen Atomfrage noch nicht ausgeschöpft, sodass weiterhin Hoffnung auf eine friedliche Lösung besteht", hält HUANQIU SHIBAO aus Peking fest.
Die russische Zeitung KOMMERSANT ist folgender Meinung: "Denkt man zynisch, könnte man annehmen, dass eine neue Runde der israelisch-iranischen Konfrontation Russland in gewissem Maße sogar nützt. Je größer das Ausmaß der Militäraktionen – und dazu kann auch Teherans Blockade der Straße von Hormus gehören –, desto höher wird die weltweite Nachfrage nach russischem Öl und Gas sein. Zudem lenkt jede Eskalation im Nahen Osten die Aufmerksamkeit der Gegner Moskaus von der Ukraine-Frage ab. Die anhaltende Eskalation birgt jedoch auch erhebliche Risiken und potenzielle Kosten für Moskau. Tatsache ist: Moskau ist eindeutig nicht in der Lage, dem Iran militärische Unterstützung zu gewähren. Man beschränkt sich auf politische Erklärungen zur Verurteilung des israelischen Vorgehens", beobachtet der KOMMERSANT aus Moskau.
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER weitet den Blick: "Bislang sieht es so aus, als könne sich Israel relativ erfolgreich gegen die iranischen Angriffe verteidigen. Das ist keine Überraschung. Als der Iran im April einen umfassenden Luftangriff auf Israel startete, wurden 99 Prozent der Drohnen und Raketen gestoppt, wobei die USA, Großbritannien, Frankreich und Jordanien Hilfe leisteten. Das imponierte der übrigen Welt – auch der Ukraine. 'Die Welt sieht, wie echte Verteidigung aussieht', sagte Präsident Selenskyj. Man sah allerdings auch, was die Ukraine hätte erreichen können, wenn sie die Hilfe bekommen hätte." Das war zum Ende der internationalen Presseschau DAGENS NYHETER aus Stockholm.