
Hören Sie zum Auftakt die NEW YORK TIMES. "Für Präsident Trump bedeutet der Entschluss, die nukleare Infrastruktur einer feindlichen Nation anzugreifen, das größte und potenziell gefährlichste Wagnis seiner zweiten Amtszeit. Er setzt darauf, dass die USA jedwede von der iranischen Führung angeordnete Vergeltung gegen mehr als 40.000 amerikanische Soldaten in der Region abwehren können. All diese Militärstützpunkte liegen in der Reichweite von Teherans Raketen", hebt die NEW YORK TIMES hervor.
Die JERUSALEM POST hält die US-Angriffe für richtig und wegweisend. Im Leitartikel der Zeitung lesen wir: "Die 'Post' hat seit langem die Ansicht vertreten, dass die nuklearen Ambitionen des Iran eine Bedrohung für sämtliche Staaten in der Region darstellen. Am Sonntag hat die freie Welt darauf reagiert. Eine neue Morgendämmerung ist angebrochen - und die Israelis sind nun sicherer als je zuvor in einer ganzen Generation."
Auch die NEW YORK POST zieht eine erste positive Bilanz. "Die arabischen Staaten haben nun die Chance auf einen vollkommen neuen Nahen Osten, in Frieden und mit der Perspektive großen Wohlstandes. Die nukleare Bedrohung durch den Iran ist vom Tisch, und seine Verbündeten haben entweder keine Macht mehr oder leisten in der Stunde der größten Not keinerlei Unterstützung."
HAARETZ aus Tel Aviv sieht das Eingreifen der USA kritisch. "Der Angriff könnte zu einer gefährlichen Eskalation in der Region führen, die Israel in einen langwierigen Zermürbungskrieg mit zahlreichen Opfern und womöglich die ganze Welt in einen größeren Konflikt hineinzieht. Und es sollte keinen Platz geben für gefährliche Ideen über einen Sturz des iranischen Regimes. Wir haben schon vorher erlebt, welchen Preis solche Interventionen im Nahen Osten haben können", gibt die israelische Zeitung HAARETZ zu bedenken.
LA REPUBBLICA aus Rom stuft die Glaubwürdigkeit der USA nach dem Angriff im Iran als beschädigt ein. "Trumps Entscheidung hat zudem die Risse in seiner eigenen Regierung und im Staatsapparat offenbart, die seine Entscheidung nicht gerade einstimmig begrüßt und deren Folgen auch nicht einheitlich bewertet haben. Wer mit dieser Regierung irgendein Abkommen schließen will, weiß, dass sich die Tinte kurz nach der Unterzeichnung als flüssig erweisen könnte."
Das Magazin THE ATLANTIC aus Washington betont, US-Präsidenten hätten eine gewisse einseitige Befugnis zur Kriegsführung. "Barack Obama hat den US-Kongress auch nicht um Erlaubnis für seinen Luftangriff auf Libyen im Jahr 2011 gefragt. Die genauen Grenzen dieser Befugnisse sind unscharf und werden von der Politik bestimmt, nicht vom Gesetz. Trump hat diese Grenze so weit verschoben, wie es seit dem Ende des Vietamkrieges nicht mehr geschehen ist", bemerkt THE ATLANTIC.
Die arabisch-sprachige Zeitung AL-QUDS AL-ARABY aus London führt aus, Trump habe sich vom selbsternannten Friedenssstifter zu jemandem gewandelt, der den Iran mit einer Bombe ungeheurer Kraft attackierte. "Damit hat er sein Land und die Welt an den Rand eines gefährlichen Krieges gebracht. Nun bleibt abzuwarten, ob das iranische Atomprogramm tatsächlich zerstört wurde oder ob der Angriff die Iraner dazu bewegt, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszusteigen und das Projekt und eine Produktion von Atomwaffen wiederaufzunehmen."
Für die WASHINGTON POST stellen sich Fragen wie diese: "Wie lange würde Trump den Konflikt verlängern, um Ziele zu erreichen, die über die Eindämmung der atomaren Ambitionen des Irans hinausgehen? Die US-Bürger und ihre Vertreter im Kongress hätten sich noch vor wenigen Wochen nicht vorstellen können, dass sie diesen Krieg führen würden. Der Präsident muss ihnen jetzt dabei helfen, sich vorzustellen, wie er endet."
"Hat Donald Trump einen solchen Plan?", fragt die GAZETA WYBORCZA aus Polen. "Das ist zu bezweifeln. Hat der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu einen Plan? Seit er den Angriff auf den Iran angeordnet hat, war klar, dass er sein Ziel – die Zerstörung des iranischen Atomprogramms – ohne US-Hilfe nicht erreichen würde. Die Israelis planten ihre Operation offensichtlich in der Annahme, dass die Amerikaner früher oder später eingreifen würden."
"Was immer man von Benjamin Netanjahu hält: Er hat erneut sein großes politisches Talent bewiesen", findet DER STANDARD aus Wien. "Israels Premier hat alles erreicht, wovon er seit Jahren geträumt hat und was ihm frühere US-Präsidenten verwehrt haben. Das könnte sein Versagen gegenüber der Hamas vor dem Massaker am 7. Oktober 2023 und seine fragwürdige Kriegsführung in Gaza in den Augen vieler Israelis wettmachen."
"Der US-Angriff hat eine gewisse Verwirrung zum Teil beseitigt", stellt die türkische Zeitung AKSAM fest. "Es war diese Verwirrung, die den Iran in die Falle der Diplomatie führte. Denn Trump erweckte den Eindruck, dass die USA eine andere Haltung als Israel einnehmen und den Konflikt mit dem Iran durch Verhandlungen lösen wollten. Dadurch wurde Teheran überrumpelt."
O GLOBO aus Rio de Janeiro ist überzeugt, dass ein Iran ohne Atomwaffen ein positives Szenario für die Welt sei, Zitat: "... selbst wenn das theokratische Regime an der Macht bleibt. Am besten würde das Regime seine Niederlage akzeptieren und in Verhandlungen eintreten. Beharrt es dagegen auf seinem Atomprogramm und bedroht weiter Israel und die USA, verursacht das nur Leid – vor allem für die Iraner selbst."
Die regierungsnahe chinesische Zeitung HUANQUI SHIBAO sieht die gesamte Entwicklung mit Sorge. "Die Bomben der USA haben einen Grundstein der Weltsicherheitsordnung erschüttert. Washington hat eine derart wichtige Entscheidung im Alleingang getroffen, ohne vorher die Vereinten Nationen und die Internationale Atomorganisation IAEA zu konsultieren. Das zeugt auch von Ignoranz gegenüber der bisherigen Vorgehensweise, den Konflikt um das Atomprogramm durch Verhandlungen zu lösen."
"Was bringt diese Militäroperation der internationalen Gemeinschaft?", fragt sich auch ein Gastkommentator in der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN. "Was für eine Auswirkung hat die Operation auf den Konflikt zwischen Israel und dem Iran? Es ist zu befürchten, dass Donald Trump keine Ahnung hat oder viel zu optimistisch gehandelt hat. Genau das ist das größte Risiko für die internationale Sicherheit."
"Für die NATO sind die Auswirkungen immens", schreibt der SYDNEY MORNING HERALD. "Das Bündnis sieht sich nun gezwungen, mit einem US-Präsidenten umzugehen, der es in einen größeren regionalen Krieg hineinzieht. Und entscheidend ist, dass Washington keinen Konsens abgewartet hat. Es wurden nur wenige Verbündete im Detail informiert. Und es wurde nicht um Erlaubnis gefragt."
"Dass die USA Präventivschläge gutheißen, kommt Wladimir Putin, Xi Jinping und allen anderen Machthabern, die solche Schläge durchführen wollen, sehr gelegen", unterstreicht der britische GUARDIAN. "Selbst wenn die unmittelbare Krise im Nahen Osten eingedämmt werden kann, werden die Folgen dieses rücksichtslosen Vorgehens möglicherweise erst in Jahrzehnten vollends zu spüren und zu ermessen sein."
Und zum Schluss noch ein Blick in die iranische Zeitung SHARGH. "Einige Politiker in Europa und den USA, die den Angriff auf den Iran unterstützen, haben sich der Illusion hingegeben, dass dieser Krieg der letzte Krieg im Nahen Osten sei. Die Illusion hat sich so tief im Denken mancher Politiker verankert, dass sie den Angriff auf den Iran sowie die Verletzung internationaler Regeln als 'Drecksarbeit' betrachten. Sie zeigen sogar Dankbarkeit, weil ihnen die Last dieser schmutzigen Arbeit abgenommen wird. Ein solches Denken bedeutet das Ende von Moral und Menschlichkeit", merkt SHARGH aus Teheran an.