
Die tschechische Zeitschrift RESPEKT bilanziert in ihrer Online-Ausgabe: "Viel Wirbel, große Erwartungen und am Ende ein großes Nichts. Der Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin endete praktisch ohne irgendein nennenswertes Ergebnis. Der Krieg in der Ukraine, um den es in den Verhandlungen vor allem gehen sollte, geht weiter. Die Präsidenten konnten sich weder auf einen Waffenstillstand noch auf irgendetwas anderes einigen, was sie der Öffentlichkeit mitteilen konnten. Wenn die Verhandlungen überhaupt einen Inhalt hatten, blieb dieser verdächtig geheim", notiert RESPEKT aus Prag.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD stellt fest: "Die Äußerungen der beiden Politiker nach ihrer Begegnung waren äußerst vage. Doch soviel ist klar: Einen Waffenstillstand in der Ukraine hat Putin nicht angeboten. Trotzdem darf Russlands Machthaber seinen brutalen Krieg gegen das Nachbarland ungestraft fortführen. Das Wort 'Sanktionen' nahm Trump nicht einmal in den Mund. Das sind schlechte Nachrichten für die Bevölkerung der Ukraine und alle Europäer. Und gleichwohl ist es mutmaßlich das beste Ergebnis, das diese Konstellation hervorbringen konnte", vermutet DER STANDARD aus Wien.
Das ukrainische Nachrichtenportal KYIV INDEPENDENT zieht folgendes Fazit: "Widerwärtig. Beschämend. Und letztlich nutzlos. Das waren die Worte, die uns in den Sinn kamen, als wir den Alaska-Gipfel verfolgten. Auf unseren Bildschirmen wurde ein blutbefleckter Diktator und Kriegsverbrecher im Land der Freiheit königlich empfangen – während seine Angriffsdrohnen auf unsere Städte zusteuerten."
Die belgische Zeitung DE TIJD hält das Treffen von Trump und Putin für eine Inszenierung, "die bestenfalls der Anfang eines langen Friedensprozesses sein kann. Dieser Prozess kann jedoch erst dann wirklich in Gang kommen, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit am Tisch sitzen darf. Europa muss sich uneingeschränkt für die Ukraine einsetzen und darf sich nicht in die Ecke drängen lassen. Andernfalls laufen wir Gefahr, die Leidtragenden zu sein, wenn über unsere Köpfe hinweg ein schlechter Deal ausgehandelt wird", mahnt DE TIJD aus Brüssel.
Die dänische Zeitung KRISTELIGT DAGBLAD aus Kopenhagen glaubt: "Für die Europäer sind die Bilder aus Alaska eine Demütigung, und für die Ukraine ist der ehrenvolle Empfang von Putin ein weiterer Schlag ins Gesicht. Aber auch für Trump ist das eine Demütigung, selbst wenn er das offenbar nicht erkennt. Dass das Treffen so ergebnislos zu Ende ging, dürfte seine Hoffnung auf einen großen Durchbruch als Friedensmakler und auf den Nobelpreis dämpfen."
"Die Sorgen der Europäer, in der Ukraine-Frage umgangen zu werden, zeigt ihre Hilflosigkeit", schreibt die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO aus Peking: "Sicherheitspolitisch ist Europa zu sehr von der USA-geführten NATO abhängig, energiepolitisch wiederum von Russland. In der Außenpolitik tut man sich schwer, mit einer Stimme zu sprechen. Es ist Zeit, neue Wege zu finden."
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau spekuliert mit Blick auf den US-Präsidenten: "Trump hatte offenbar beschlossen, im Wesentlichen ohne große Vorbereitung mit Putin zu sprechen. Er ging davon aus, dass sein persönliches Verhandlungsgeschick den russischen Tyrannen zu Zugeständnissen bewegen würde. Doch man kann sich des Eindrucks einer spektakulären Niederlage kaum erwehren."
Die NEW YORK TIMES aus den USA analysiert: "Nur wenige Ost-West-Gipfeltreffen in der modernen Geschichte waren von so vielen Spekulationen und Unsicherheiten begleitet wie das Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska. Nur wenige, wenn überhaupt, endeten mit noch weniger Klarheit. Klar ist ist jedoch, dass Wladimir Putin am Ende sehr zufrieden wirkte."
Die türkische Zeitung SABAH aus Istanbul erwartet, dass das Gipfeltreffen in Anchorage als diplomatisches Glücksspiel in die Geschichte eingehen werde. "Denn nicht die Rivalitäten und Widersprüche zwischen den beiden Seiten, sondern die Reaktion derjenigen, die nicht am Tisch sitzen, machen diesen Gipfel zu einem diplomatischen Pokerspiel mit hohem Einsatz – und nicht zu einem globalen Konsens."
Vor dem Hintergrund des Alaska-Gipfels beleuchtet die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN das Verhältnis der USA zu Nordkorea: "Noch vor sechs Jahren setzte sich Donald Trump in Hanoi mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un zu einem Essen zusammen. Zum Nachtisch gab es Schokoladenkuchen, aber kein Abrüstungsabkommen - und das, obwohl Trump der erste amtierende US-Präsident war, der jemals von Angesicht zu Angesicht mit einem nordkoreanischen Diktator zusammengesessen hatte. Nun ist Trump wieder im Weißen Haus, aber es ist nichts über Pläne für ein weiteres Essen mit dem Herrscher bekannt, den er einst als ‚kleinen Raketenmann‘ verhöhnt hatte. Warum eigentlich nicht? Ganz einfach - weil die Signale aus Pjöngjang besagen, dass die Kim-Familie kein Interesse daran hat. Nordkorea ist und bleibt eine Atommacht, und damit muss sich der Westen abfinden. Außerdem hat Kim im vergangenen Jahr ein Abkommen mit Russland über gegenseitige Verteidigung abgeschlossen, das wie ein Spiegelbild der Allianz zwischen den USA und Südkorea ist", schätzt AFTENPOSTEN aus Oslo.
Themenwechsel. Der Schweizer TAGES-ANZEIGER geht auf die gecheiterten Verhandlungen der Vereinten Nationen über ein globales Plastik-Abkommen ein: "Es geht ums Geld, um Wohlstand. Plastik wird aus Erdöl gewonnen, Regierungen aus Öl produzierenden Ländern wie Saudi-Arabien, Russland, Iran oder auch den USA interessieren sich weniger für das Wohlbefinden vieler Menschen als für die Geschäfte ihrer petrochemischen Industrie. Sonst würden sie wenigstens zustimmen, dass die gefährlichsten Inhaltsstoffe verboten werden. Doch angesichts eines Problems, das größer und größer wird, ist Aufgeben keine Option. Für ein Abkommen, das so viele Interessen tangiert, braucht es Ausdauer. Deshalb ist es richtig, dass nun viele Länder weiterverhandeln wollen. So lange gesprochen wird, gibt es Hoffnung auf einen günstigen Moment für einen wirkungsvollen Vertrag", findet der TAGES-ANZEIGER aus Zürich.
Die britische Zeitung THE GUARDIAN appelliert: "Wir dürfen nicht verzweifeln. Aktivisten weisen darauf hin, dass es acht Jahre lang dauerte, bis eine Änderung des Montrealer Protokolls über ozonschädigende Stoffe in Bezug auf Fluorkohlenwasserstoffe vereinbart wurde. Einige hoffen, dass China nun eine entscheidende Rolle spielt: Es ist einer der weltweit größten Produzenten von Kunststoffen, aber weniger abhängig von ihnen. Peking könnte davon profitieren, als Vorreiter in dieser globalen Umweltfrage angesehen zu werden. In der Zwischenzeit müssen die Länder einseitig Maßnahmen ergreifen, um den Kunststoffverbrauch zu reduzieren", verlangt THE GUARDIAN aus London.
Die kolumbianische Zeitung EL PAIS gibt zu bedenken: "Jedes Jahr werden auf der Welt mehrere hundert Millionen Tonnen Kunststoff produziert, darunter vor allem Einwegverpackungen. Die Menge dürfte weiter ansteigen, und nur rund 10 Prozent davon werden aktuell recycelt. Darum ist es so ernst, dass sich die Vertreter aus 185 Staaten in Genf nicht auf ein globales Abkommen gegen die Plastikflut einigen konnten. Die Kunststoffe schädigen Ökosysteme, belasten die Ozeane und beeinträchtigen die menschliche Gesundheit. Das Scheitern der UNO in Genf führt der Welt außerdem wieder einmal vor Augen, wie sehr der Multilateralismus geschwächt ist - selbst wenn es um die Bewahrung der globalen Biodiversität und damit des gemeinsamen Hauses geht. Das ist ein bedauerlicher Rückschlag für die Vision, gemeinsam nach dem Wohl für Flora und Fauna auf der Welt zu streben", urteilt EL PAIS aus Cali zum Ende der internationalen Presseschau.