
Der australische SYDNEY MORNING HERALD findet: "US-Präsident Trump verdient Lob dafür, dass er Israel endlich dazu gezwungen hat, das Töten in Gaza zu beenden - und dafür, dass die Hamas der Übergabe der verbleibenden Geiseln zugestimmt hat. Es ist einer der wenigen Lichtblicke in diesem zunehmend sinnlosen Krieg. Ein Moment, der Bewohner des Gazastreifens und Israelis schon in den frühen Morgenstunden zum Jubeln auf die Straße brachte. Das lässt trotz vergangener Misserfolge hoffen, dass der israelische Bombenhagel auf Gaza aufhören und die Qual der Geiselfamilien bald ein Ende haben könnte. Vielleicht, nur vielleicht, stehen wir kurz vor einem historischen Durchbruch: dem Anfang vom Ende des Krieges. Hoffnung kann gefährlich sein, besonders im Nahen Osten. Gleichzeitig ist sie aber auch unverzichtbar", betont der SYDNEY MORNING HERALD.
Aus Sicht der israelischen Zeitung HAARETZ ist ein Ende des Kriegs alles andere als sicher: "Wenn alle Geiseln in den kommenden Tagen tatsächlich freigelassen werden, käme dies einer Kapitulation der Hamas gleich, da die Organisation damit ihr wichtigstes Unterpfand in den Verhandlungen verlieren würde. Was von der Hamas verlangt wird – die Freilassung der Geiseln – ist konkret und unumkehrbar. Die Gegenleistung Israels – die Beendigung des Krieges – ist dagegen lediglich ein Versprechen, das jederzeit wieder zurückgenommen werden könnte. Das ist in der Vergangenheit bereits Dutzende Male geschehen. Wer wird Israel aufhalten, wenn Premier Netanjahu nach der Freilassung der Geiseln einen Vorwand findet, den Krieg wieder aufzunehmen?", fragt HAARETZ aus Tel Aviv.
Die panarabische Zeitung AL QUDS AL-ARABY hält fest: "Wenn die Einigung zwischen der Hamas und Israel tatsächlich zustande kommt, käme dadurch auch die humanitäre Hilfe wieder in Gang. Zudem würden Tausende Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen. Politisch hieße ein solcher Erfolg aber auch, dass Israels Politik zur Annexion des Gazastreifens beendet wäre. Das würde allerdings nichts mehr daran ändern, dass Israel international an Ansehen verloren hat und weiterhin isoliert bliebe", vermerkt AL QUDS AL-ARABY mit Sitz in London.
Die NEW YORK TIMES notiert: "Präsident Trump steht kurz vor dem größten diplomatischen Erfolg seiner zweiten Amtszeit. Er machte deutlich, dass er bereit sei, in den Nahen Osten zu fliegen, um höchstpersönlich über eine Waffenruhe zu wachen und die freigelassenen Geiseln in Empfang zu nehmen. Es ist jedoch keineswegs klar, dass der Konflikt nun wirklich endet. Die Erklärungen von Trump und Netanjahu bezogen sich nur auf den ersten Schritt: den Austausch von Geiseln gegen Gefangene und den Rückzug der israelischen Truppen auf eine Linie, die noch festzulegen ist. Der nächste Schritt, bei dem die Hamas ihre Waffen und ihren Anspruch auf die Herrschaft über den Gazastreifen aufgeben müsste, könnte sich als ungleich schwieriger erweisen", befürchtet die NEW YORK TIMES aus den USA.
"Den größten Druck auf Israels Regierungschef hat bisher der US-Präsident ausgeübt", erinnert ein Gastkommentator in der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN: "Gleichzeitig ist aber auch Israels Einfluss auf die US-Politik groß. Gerade deshalb wäre es wichtig, dass der US-Präsident selbst in die Region reist, um Netanjahu zu zeigen, dass es ihm ernst ist. Sollte ein finaler Frieden gelingen und damit auch das Ende der humanitären Katastrophe im Gazastreifen, hätte Trump den Friedensnobelpreis wohl doch verdient", heißt es in NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Auch die polnische RZECZPOSPOLITA befasst sich mit Trumps Aussichten auf den Friedensnobelpreis. Wer die Auszeichnung erhält, wird morgen bekanntgegeben. "Nie zuvor hatte der Friedensnobelpreis eine solche politische Bedeutung. Die Verleihung an Donald Trump in diesem Jahr ist nicht auszuschließen, nächstes Jahr wäre es aber sicher einfacher. Vor allem, wenn es dank der Unterstützung des US-Präsidenten gelingt, die beiden wichtigsten Kriege – in der Ukraine und im Gazastreifen – zu beenden."
Nun nach Frankreich. Dort soll Präsident Macron heute oder morgen einen neuen Premierminister ernennen. Zuvor hatte der zurückgetretene Premier Lecornu noch einmal Möglichkeiten eines Auswegs aus der politischen Krise des Landes sondiert. "Einen einfachen Ausweg gibt es nicht", meint die IRISH TIMES: "Vielleicht könnte eine von den Sozialisten angeführte Regierung vorübergehend für eine gewisse politische Stabilität sorgen, aber das würde nichts an der prekären wirtschaftlichen Lage des Landes ändern. Die größte Nutznießerin der vielschichtigen Krise ist Marine Le Pen mit ihrer rechtsextremen Partei, dem Rassemblement National (RN). Dessen Wirtschaftsagenda ist überwiegend populistisch und bietet keine Lösungen für die Haushaltsprobleme. Auch wenn der RN nicht mehr den Austritt aus der EU fordert, bleibt er euroskeptisch. Sollte der RN die nächste Regierung stellen, würde dies für die Administration und den Zusammenhalt der EU äußerst problematisch werden", warnt die IRISH TIMES aus Dublin.
Eine wichtige Rolle bei der politischen Blockade durch die Parteien spielt der Streit um das Renteneintrittsalter. Die französische Zeitung LES ÉCHOS führt aus: "Für einen Weg aus der Krise muss Lecornu Unterstützung beim linken Lager suchen. Und zu dessen wichtigsten Forderungen gehört die Infragestellung der Rentenreform von 2023, in deren Zuge das Renteneintrittsalter auf 64 Jahre angehoben wurde. Aus haushaltspolitischer Sicht hätte eine erneute Absenkung des Renteneintrittsalters innerhalb der nächsten zehn Jahre massive Auswirkungen. Dann müssten anderweitig große Geldsummen aufgebracht werden. Aus wirtschaftlicher Sicht wären die Folgen noch gravierender. Denn die Anhebung des Rentenalters zielte auch darauf ab, das Arbeitskräfteangebot in Frankreich zu erhöhen, um die Voraussetzungen für ein dynamischeres Wirtschaftswachstum zu schaffen", gibt LES ÉCHOS aus Paris zu bedenken.
Die chinesische Zeitung WEIHUI BAO aus Schanghai konstatiert: "Ganz gleich, welche Entscheidung getroffen wird, das derzeitige politische Chaos in Frankreich greift nicht nur auf sämtliche Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche über, sondern stellt auch das Fundament des politischen Systems Frankreichs infrage."
Zum Schluss noch zwei Stimmen zur Entscheidung des EU-Parlaments, Begriffe wie Wurst und Burger für Fleischersatzprodukte zu verbieten. Das SANKT GALLER TAGBLATT verweist auf unterschiedliche Meinungen dazu in der Branche: "Während die Landwirte für ein Verbot von VegiBurger und Co. waren, sehen es die Detailhändler anders. In Deutschland, dem mit einem Jahresumsatz von beinahe 800 Millionen Euro grössten Markt für Fleischersatzprodukte in Europa, setzten sich Lidl und Aldi, aber auch Burger King für die Rettung der Vegi-Wurst ein. Der traditionsreiche Streichwursthersteller Rügenwalder Mühle, der neuerdings auch mit Pflanzenwurst ein gutes Geschäft macht, warnte vor Etikettierungskosten in Millionenhöhe", schreibt das SANKT GALLER TAGBLATT.
DER STANDARD aus Österreich hat für die Entscheidung nur Ironie übrig: "Die Konsumenten könnten verwirrt sein und statt ihrer wertvollen Nährstoffe auf Basis von Rinder- oder Schweinefleisch versehentlich etwas auf pflanzlicher Basis essen. Der 'Brätling' der Veggie-Burger enthält meist Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen oder Kichererbsen sowie Nüsse, Pilze oder Soja, Haferflocken oder Leinmehl. Also so grünes Zeug. Das ist natürlich jemandem, dessen bevorzugte Nahrung im Stall gewachsen ist, nicht zuzumuten. Die Europäische Volkspartei traut den Fleischfreunden nicht zu, den Unterschied zu erkennen", heißt es im STANDARD aus Wien, und damit endet die Internationale Presseschau.