11. Oktober 2025
Die internationale Presseschau

Mit Stimmen zur französischen Regierungskrise und zum Gazakrieg. Zunächst geht es aber um den Friedensnobelpreis, der in diesem Jahr an die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado geht.

Oppositionsführerin María Corina Machado hält ihre Hand aufs Herz, während sie bei einer Anti-Regierungsdemonstration am 9. Januar 2025 in Caracas, Venezuela spricht.
Thema in den Zeitungen im Ausland: Der Friedensnobelpreis 2025 für die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado (Getty Images / Jesus Vargas)
Die spanische Zeitung EL PAÌS schreibt: "Dieser Nobelpreis geht über das Symbolische hinaus. Er ist eine Geste, die die Notwendigkeit der Achtung der Rechtsstaatlichkeit, die Forderung nach Gerechtigkeit und die Macht des Wortes angesichts totalitärer Einschüchterung bekräftigt. María Corina Machado stand an vorderster Front dieser Bemühungen, selbst nachdem sie aufgrund der Verfolgung durch den Chavismus gezwungen war, sich an einem geheimen Ort zu verstecken", notiert EL PAÍS aus Madrid.
Die Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Japan betont: "Zuletzt hatte die US-Regierung von Präsident Trump den Druck auf Venezuelas Machthaber Maduro erhöht. Die USA schickten Kriegschiffe Richtung Venezuela und griffen angebliche Drogenschmuggler an. Das Nobelpreis-Komitee hat seinen Protest gegen die Maduro-Regierung in nicht-militärischer Weise ausgedrückt. Die Auszeichnung für Machado ist eine Mahnung an alle Staaten, die zunehmend autoritär regiert werden. Der Preis ist weltweit Rückenwind und Ermutigung für die Menschen, die trotz schwieriger Umstände für die Demokratie kämpfen", heißt es in ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Die NEW YORK TIMES aus den USA stellt fest: "Laut Alfred Nobels Testament soll der Nobelpreis an Personen verliehen werden, die 'im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben'. Man beachte den Begriff 'vergangenes Jahr': Diejenigen unter uns, die meinen, Donald Trump verdiene den Friedensnobelpreis für seinen Beitrag zur Beendigung oder zumindest zur Unterbrechung des Gaza-Krieges, müssen auf die Bekanntgabe des Preisträgers im kommenden Jahr warten. In der Zwischenzeit hat das norwegische Nobelkomitee eine gute Entscheidung getroffen, als es den Preis an María Corina Machado verlieh, die 58-jährige venezolanische Oppositionsführerin, die sich derzeit vor dem Regime von Nicolás Maduro versteckt hält. Damit klagte das Komitee auch das venezolanische Regime an", folgert die NEW YORK TIMES.
Die britische Zeitung THE GUARDIAN stellt heraus: "Wenn Trump den Friedensnobelpreis wirklich will, muss er in den kommenden Monaten und Jahren genauso engagiert bleiben wie in den letzten zehn Tagen. Jeder einzelne der 20 Punkte seines Plans enthält genügend ungelöste Spannungen, um die Waffenruhe im Gazastreifen zum Scheitern zu bringen. Vor allem muss er sich der Gefahr bewusst sein, dass Israels Premierminister Netanjahu das Vereinbarte jederzeit aufs Spiel setzt", betont THE GUARDIAN aus London.
Die türkische Zeitung GAZETE PENCERE erklärt: "Das Bild von Trump im Smoking, der sich in Oslo in einem anständigen Saal aufplustert wie ein Truthahn, konnte man sich nicht vorstellen. Für ihn ist demokratischer Pluralismus nichts anderes als ein unnötig in die Länge gezogener Gedankenaustausch in einer Betriebsversammlung. Vielleicht hat Trump wirklich einen Nobelpreis verdient – aber nicht den für Frieden, sondern einen für die Marketingstrategie seiner Regierung. Dafür, dass er gezeigt hat, wie leicht herablassende Rhetorik auch im Zeitalter der Demokratie Abnehmer findet", kritisiert die GAZETE PENCERE aus Istanbul.
Die Zeitung TAKUNGPAO aus Hongkong kommentiert: "Trump sieht den Friedensnobelpreis als seine persönliche und politische Würdigung sowie als Machtlegitimierung. Mit der Entscheidung gegen Trump hat das Nobelkomitee seine Unabhängigkeit verteidigt. Die Rechnung vom Herrn des Weißen Hauses bekommt aber die norwegische Regierung. Vielleicht schon bald mit spürbaren Folgen", glaubt TAKUNGPAO aus Hongkong
Die polnische Zeitung GAZETA WYBORCZA erinnert an die Preisverleihung an Lech Wałęsa 1983: "Die Regierung des kommunistischen Polens, die für die Verhängung des Kriegsrechts sanktioniert war und bis zuletzt versuchte, die Ehrung des Solidarność-Führers zu verhindern, blieb standhaft, genau wie der Sowjetkommunismus, dessen Hohepriester erklärten, die Berliner Mauer werde 100 Jahre lang stehen. Die Ehrung Wałęsas vereinte die Opposition, stärkte die polnische Zivilgesellschaft, bewies, dass sie nicht allein war, und rückte sie ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Sie war einer der Funken, die weniger als ein Jahrzehnt später die Freiheit in Polen und ganz Mitteleuropa entfachten. Venezuela verdient es, dem gleichen Weg zu folgen", ist in der GAZETA WYBORCZA aus Warschau zu lesen.
Die iranische Zeitung DONYA-E-EQTESAD blickt auf Trumps politische Bemühungen, gemeinsam mit arabischen Ländern und der Türkei eine Lösung für den Gazakrieg herbeizuführen: "Sollte sich dieses mehrschichtige und regionale Format als erfolgreich erweisen, könnte Trump dieses Modell in der US-Nahostpolitik anwenden, um auch andere Krisen – darunter das iranische Atomprogramm – anzugehen. Dann dürfte es für den Iran künftig deutlich schwieriger werden, den amerikanischen Vorschlägen zu widersprechen. Denn eine Ablehnung würde bedeuten, sich gegen seine eigenen Nachbarn und regionalen Partner zu stellen – eine Situation, in der sich auch die Hamas wiedergefunden hat", heißt es in der Zeitung DONYA-E-EQTESAD aus Teheran.
Die israelische Zeitung HAARETZ bemerkt mit Blick auf das Gaza-Abkommen: "Der Wendepunkt, der zur Unterzeichnung des Abkommens in Scharm al-Scheich führte, kam vor genau einem Monat. Netanjahu und sein rücksichtsloses Sicherheitskabinett ordneten – entgegen den Empfehlungen der zuständigen Vertreter des Verteidigungsministeriums – einen Angriff auf Hamas-Vertreter an, die in Doha ein Treffen abhielten, um über ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln und zur Beendigung des Krieges zu beraten. An diesem Tag änderte sich Trumps Haltung. Er verstand endlich, was die Mehrheit der israelischen Öffentlichkeit seit über einem Jahr wusste – dass Netanjahu der Herr der Zerstörung ist, wenn es um Abkommen geht", analysiert HAARETZ aus Tel Aviv.
Die palästinensische Zeitung AL HAYAT AL-JADEEDA meint: "Die palästinensische Gesellschaft hat mehrere Schritte vor sich. Dazu gehört auch, sich Israel zu öffnen und das Vertrauen in die Möglichkeit eines Zusammenlebens wiederherzustellen. Ein Frieden bietet für beide Seiten Sicherheit und Stabilität. Zu diesem Schritt motiviert das positive internationale Umfeld, das voller Überzeugung die Zwei-Staaten-Lösung aufgreift. Es geht nun darum, auch Israel davon zu überzeugen, dass allein dieser Schritt dauerhaften und umfassenden Frieden bringt. Schwer zu ignorieren ist dabei die Tatsache, dass mittlerweile 151 Länder den palästinensischen Staat anerkennen", betont AL HAYAT AL-JADEEDA aus Ramallah.
Die tschechische Zeitung PRÁVO blickt auf die Regierungskrise in Frankreich: "Kaum etwas verdeutlicht besser die Lähmung der französischen Politik als die Tatsache, dass Emmanuel Macron erneut auf Sébastien Lecornu als Premierminister setzt. Diese absurde, aber verfassungsrechtlich völlig legitime Strategie des französischen Präsidenten, seine politischen Visionen durchzusetzen, zeugt von einem verzweifelten Versuch, die Kontrolle über die Situation zu behalten, die ihm entglitten ist. In dieser Situation ist es nicht verwunderlich, dass die Rufe nach Macrons Rücktritt immer lauter werden. Die internationale Lage ist jedoch zu ernst, und ein politisches Vakuum in Frankreich würde ganz Europa gefährden. Macrons Entscheidung, im Amt zu bleiben, ist daher im internationalen Kontext verständlich", befindet PRÁVO aus Prag.
Die Zeitung LIBERATION aus Frankreich bemerkt: "Lecornu kann die Regierung aus dem dornigen Graben ziehen, in den Präsident Macron sie gebracht hat. Lecornu muss zusammen mit der Linken die Macht übernehmen, die bereit ist, mit ihm zusammenzuarbeiten, und Macron das Einzige tun lassen, was er noch kann: sich um die Außenpolitik kümmern."