
Die israelische Zeitung JERUSALEM POST geht auf die heute Früh begonnene Freilassung der israelischen Geiseln ein: "Zum ersten Mal seit zwei Jahren kann Israel aufatmen. Erleichterung, Dankbarkeit und Erschöpfung vermischen sich. Die Nation geht – angeschlagen, aber standhaft – aus einem der dunkelsten und schwierigsten Kapitel ihrer Geschichte hervor. Der Tag, an den man lange geglaubt, aber selten für möglich gehalten hatte, ist endlich gekommen. Nach zwei Jahren der Qual erleben die Israelis die Rückkehr derjenigen, die ihren Familien entrissen wurden – ein Moment, der ein Stück Gerechtigkeit wiederherstellt und das Land an seinen eigenen unerschütterlichen Willen zum Durchhalten erinnert. Für einen kurzen Moment fühlt es sich an, als wäre ein schreckliches Unrecht wiedergutgemacht worden", findet die JERUSALEM POST.
"Heute feiert die Welt die Waffenruhe in Gaza und die Befreiung der Geiseln", ist in der italienischen Zeitung LA STAMPA aus Turin zu lesen. "Morgen beginnen die Herausforderungen. Das Abkommen, das US-Präsident Trump in Scharm el Scheich unterzeichnen wird, beendet den Krieg nicht, sondern leitet eine Phase größerer Unsicherheit ein. Hinter dem diplomatischen Lächeln bleibt die Frage: Wer wird Gaza am Tag danach kontrollieren?"
Die israelische Zeitung HAARETZ befasst sich mit der Kritik am israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu: "Das Buhen des Publikums auf dem sogenannten Geiselplatz, als der Name Netanjahus erwähnt wurde, kam am Ende von zwei Jahren des Kampfes um die Rückkehr der Geiseln. Das Ausbuhen war eine natürliche Reaktion auf jemanden, der wiederholt die Bemühungen zur Befreiung der Geiseln sabotierte, den Kampf um ihre Rückkehr als einen Kampf seiner politischen Gegner darstellte und seine Anhänger gegen die Familien der Demonstranten aufhetzte. Das Echo dieser Buhrufe dürfte Netanjahu nachts verfolgen und ihn wach halten. Diese Buhrufe waren alles, was er verdient hat. Und während wir die Rückkehr der Geiseln feiern, bleibt uns nichts anderes übrig, als dem Ministerpräsidenten unmissverständlich zu sagen: 'Du bist gekommen, du hast zerstört – jetzt geh.'" Das war der Kommentar aus HAARETZ aus Tel Aviv.
Die britische TIMES beleuchtet die Vermittlungsbemühungen von Katar, Saudi-Arabien, Ägypten und der Türkei: "Die Koalition muslimischer Staaten hat entscheidend dazu beigetragen, der Hamas ihre fast vollständige Isolation und die Hoffnungslosigkeit ihrer derzeitigen Lage vor Augen zu führen. Sie wird auch erforderlich sein, um sicherzustellen, dass die Terrororganisation weiter isoliert bleibt, während sie versucht, sich nach den Verwüstungen, die sie vor 24 Monaten mit ihrem Überfall auf den Süden Israels ausgelöst hat, neu zu formieren", hält die TIMES aus London fest.
Die panarabische Zeitung SHARQ AL-AWSAT, die in London erscheint, mahnt: "Die Araber müssen erkennen, dass der nun erreichte Waffenstillstand eine historische Chance darstellt. Sie gilt es durch rationales Handeln zu nutzen und nicht durch populistische Rhetorik zu verspielen. Jetzt besteht die ernsthafte Chance, den Traum eines palästinensischen Staates zu verwirklichen. Das ist für den Frieden der einzig und vielleicht effektivste Weg seit Jahrzehnten", ist sich SHARQ AL-AWSAT, die in London erscheint, sicher.
Die slowakische Tageszeitung PRAVDA aus Bratislava betont: "Der Krieg hat keine wirklichen Sieger, die Menschen sind im Krieg stets Verlierer. Zum Glück aber bringt auch der Frieden nicht nur einer Seite Erleichterung. Er ist gut für Gaza und gut auch für Israel."
Die portugiesische Zeitung CORREIO DA MANHA ist skeptisch: "Die Freilassung der Geiseln dürfte wohl der einfachste Teil des Plans gewesen sein. Was danach kommt, wird zweifellos deutlich komplexer - zumal Trumps Plan nicht gerade reich an Details ist. Jeder der 19 übrigen Punkte muss nun zwischen den Parteien ausgehandelt werden - ein Prozess, der Wochen oder gar Monate dauern könnte", gibt CORREIO DA MANHA aus Lissabon zu Bedenken.
Die französische Zeitung LIBÉRATION wirft ein: "Während Trump sich über einen ewigen Frieden freut, fragt man sich, ob er sich bewusst ist, wie schwierig diese Aufgabe sein wird und wie sehr sie seine Präsidentschaft noch belasten wird. Wird Trump noch da sein, wenn die Kameras weg sind und die schwierigste Arbeit noch bevorsteht? Alles muss wieder aufgebaut werden. Aber man muss dem amerikanischen Präsidenten zugestehen, dass er den Grundstein dafür gelegt hat", würdigt LIBÉRATION aus Paris.
Die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA befürchtet: "Trumps Plan könnte auf vielfältige Weise schiefgehen, denn die Hamas wird offensichtlich weiterhin in Gaza präsent sein. Wenn es mit Blick auf die Stabilisierungstruppe und die Regierungsführung im Gazastreifen zudem keine Fortschritte gibt, besteht die Gefahr, dass das Ganze scheitert. Es ist durchaus möglich, dass es während der Umsetzung des Abkommens zu einem Szenario kommt, in dem Israel keine Abrüstung der Hamas sieht und seine Militärschläge wieder aufnimmt", warnt NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Themenwechsel. Die IRISH TIMES befasst sich mit dem Zollkonflikt zwischen den USA und China: "US-Präsident Trump hat etwas Zeit für Verhandlungen gelassen, denn die neuen US-Zölle auf chinesische Produkte sollen erst am 1. November in Kraft treten. Dennoch reagierten die Finanzmärkte erschrocken auf seine Ankündigung. Nun wird befürchtet, dass es wieder zu einem umfassenden Handelskrieg kommen könnte, was weitere Risiken für die Weltwirtschaft mit sich bringen würde. Die fehlgeleitete Politik des US-Präsidenten hat bereits jetzt negative Auswirkungen auf den Welthandel", unterstreicht die IRISH TIMES aus Dublin.
"Warum sind die Beziehungen beider Staaten plötzlich wieder eskaliert?", fragt die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN und vermutet: "Es ist gut möglich, dass sowohl Washington als auch Peking die Reaktion des Gegenübers jeweils falsch eingeschätzt haben. Trump hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass China sogar eine neue Export-Beschränkung der Seltenen Erden wagen würde. Und die Führung in Peking ihrerseits dürfte auch von den 100-prozentigen Zusatzzöllen der USA überrascht worden sein. Trump und Xi sollten sich in maximaler Zurückhaltung üben und sich direkt treffen, um Lösungen für die Lage zu finden", fordert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO vertritt folgende Auffassung: "Die chinesische Regierung wollte nur die bisherige lückenhafte Gesetzesreglung bei Produktion und Vermarktung der seltenen Erden ausbessern, was schon lange fällig war. Denn dieser Stoff ist oft Bestandteil vieler tödlicher Waffen. Chinas Vorgehen ist transparent und nachvollziehbar. Washington hat keinen Grund darauf zu überreagieren", kritisiert HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Zum Abschluss noch eine Stimme zur Regierungskrise in Frankreich. Die griechische Zeitung KATHIMERINI schreibt: "Die politische Krise, die Frankreich erfasst hat, schwächt sowohl Präsident Macron als auch Frankreich selbst in einer Weise, die auf dem gesamten Kontinent Nachhall finden wird. Die Frage, vor der Europa steht, ist nicht nur, ob Macron überleben wird, sondern auch, was aus seiner Vision einer stärker integrierten Europäischen Union wird. Es gibt keinen offensichtlichen Nachfolger, der bereitsteht, um Macrons Führungsrolle zu übernehmen. Deutschland ist weiterhin von internen Debatten geprägt. Die Italienerin Meloni hat sich als pragmatisch erwiesen, aber ihr Engagement für die Integration bleibt taktischer Natur. Die Gefahr besteht darin, dass Macrons geschwächte Situation die Fragmentierung Europas nur noch beschleunigen wird", befürchtet KATHIMERINI aus Athen. Damit endet die internationale Presseschau