
Dazu schreibt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz: "Die Israeli jubeln und die Palästinenser auch. Nach zwei Jahren unerbittlichen Kriegs zwischen Israel und der Hamas soll nun Frieden einkehren in Gaza, und das ausgerechnet auf Initiative von US-Präsident Trump, der mit seinen Russland-Verhandlungen bisher so kläglich scheiterte. Ist das eine Fata Morgana, eine gigantische PR-Show, die nach dem erfolgreichen Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Terroristen in sich zusammenfällt? Einiges spricht dafür, dass dieser Frieden nachhaltiger ist, als Pessimisten meinen. Grundlage der diplomatischen Offensive ist ein 20-Punkte-Plan. Verschiedene und vor allem auch palästinenserfreundliche Staaten – darunter Katar, die Türkei und Ägypten – sind involviert. Damit ist der Druck auf Israel und die Hamas enorm. Die beiden Kriegsparteien fühlen sich bestimmt nicht der verhassten Gegenseite verpflichtet, aber sie sind im Schwitzkasten der Diplomatie", findet die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Die spanische Zeitung EL MUNDO aus Madrid notiert: "Die Waffenruhe im Gazastreifen verschafft einem verwüsteten Gebiet eine Atempause. Die Herausforderung besteht nun darin, diese fragile Ruhe zu festigen und einen Übergang zu einem dauerhaften Frieden herbeizuführen. Dafür bleibt US-Präsident Trumps Druck derzeit die entscheidende Garantie, um einen politischen Prozess in Gang zu halten, der zur einzig tragfähigen Lösung führt."
Die österreichische Zeitung DER STANDARD blickt auf die Rolle der Europäer: "Zum ersten Mal seit zwei Jahren keimt nun die Hoffnung auf, dass der Krieg auf absehbare Zeit zumindest gestoppt ist. Ob daraus ein 'ewiger Frieden' wird, wie US-Präsident Trump gewohnt vollmundig ankündigte, wird man sehen. Es gibt noch viele Stolpersteine. Das führt direkt zur Frage, welche Rolle die Europäer – die Nationalstaaten und die Europäische Union als Ganzes – bisher gespielt haben oder spielen werden. Nüchtern betrachtet kann konstatiert werden: eine eher blamable Rolle. Israels Vertrauen in die Europäer ist gering wie nie, und das zu Recht. Die EU und ihre kleinen und mittleren Mitgliedsstaaten kommen über Statistenrollen nicht hinaus. Nur Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien werden – neben den Briten – als Nationalstaaten überhaupt gehört", stellt DER STANDARD aus Wien fest.
Die polnische Zeitung GAZETA WYBORCZA führt aus: "Nach dem von US-Präsident Trump vermittelten Waffenstillstand ist der Nahe Osten weit von einem Happy End entfernt. Die Vision einer Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt zwischen Israel und Palästina ist unwahrscheinlicher denn je. Noch vor der Freilassung der letzten von der Hamas festgehaltenen Geiseln verkündete der israelische Ministerpräsident Netanjahu einen historischen Sieg für Israel. Sieg? Israel mag den Gazastreifen in ein Trümmermeer verwandelt haben, aber es hat den Krieg gegen die Hamas an vielen Fronten verloren. Die erste Niederlage kam mit dem Angriff am 7. Oktober 2023, als Tausende Terroristen Orte an der Grenze zum Gazastreifen und ein nahegelegenes Festival stürmten. 1.200 Menschen wurden getötet und über 250 verschleppt. Als ein gedemütigtes Israel begann, Vergeltung zu üben, verlor es moralisch. Und schließlich: Die Hamas existiert, wenn auch geschwächt, noch immer", konstatiert die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio erläutert: "Dass Israel und die Hamas nicht am gestrigen Friedensgipfel in Ägypten teilgenommen haben, bedeutet nicht unbedingt, dass dieser sinnlos war. Dennoch zeigt es, wie schwer es werden wird, die zweite Phase des Friedensprozesses umzusetzen: die nachhaltige Waffenruhe, die Entwaffnung der Hamas, den Aufbau einer internationalen Schutztruppe sowie den kompletten Abzug der israelischen Armee."
In der panarabischen Zeitung SHARQ AL AWSAT aus London heißt es: "Der Gipfel in Scharm el-Scheich war bedeutend. Er hat den aktuellen Krieg beendet. Das ist großartig. Aber er hat keine endgültige Lösung geschaffen, um mögliche neue Kriege zu verhindern. Das ist nur unter einer Voraussetzung möglich: dass sich Palästina und Israel gegenseitig anerkennen."
Die palästinensische Zeitung AL HAYAT AL-JADEEDA aus Ramallah im Westjordanland bemerkt: "Der Gipfel in Ägypten ist das Ergebnis der Willensbildung zahlreicher internationaler Staaten. Er könnte zudem Beginn einer neuen Phase markieren, die von einem gewissen Maß an Solidarität und Koordination zwischen den großen arabischen Staaten sowie wichtiger islamischer Staaten wie der Türkei, Pakistan und Indonesien geprägt ist. Diese Solidarität hat dazu beigetragen, das Kräfteverhältnis in der Region, das sich nach zwei Jahren des anhaltenden regionalen Krieges im Gazastreifen deutlich verschoben hat, wieder ins Gleichgewicht zu bringen", urteilt AL HAYAT AL-JADEEDA.
Die australische Zeitung THE AGE aus Melbourne beobachtet: "Die Aufmerksamkeit war so sehr auf US-Präsident Trump gerichtet, dass sich der harte Ton in der Rede von Netanjahu leicht überhören ließ. Der israelische Premierminister zeichnete ebenfalls eine Vision des Friedens – doch es war ein Frieden an der Spitze eines Speers. Netanjahu nannte es 'Frieden durch Stärke'. Er sprach die Worte nicht aus, doch er ließ das alte Sprichwort anklingen: Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor. Netanjahu sprach, als sei an diesem Frieden noch nichts sicher. Er jubelte über die Vernichtung von Israels Feinden. In seiner Ansprache vor der Knesset pries er die Bombardierung iranischer Nuklearanlagen", merkt THE AGE an.
In der WASHINGTON POST aus den USA ist zu lesen: "Jahrzehntelang war es die allgemein verbreitete Ansicht, dass die einzige Lösung die friedliche Koexistenz zweier Staaten sei. Doch nach zwei Jahren des Blutvergießens scheint die Aussicht auf einen palästinensischen Staat unwahrscheinlicher denn je. Ein realistischeres Ziel ist die Ausweitung des Abraham-Abkommens. US-Präsident Trump, vertreten durch seinen Schwiegersohn Jared Kushner, vermittelte 2020 die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Sudan und Marokko. Trump sagte, der beste Weg, nach der Zerschlagung der Hamas Frieden in den Nahen Osten zu bringen, sei der Beitritt weiterer arabischer Länder zu dem Abkommen." So weit die WASHINGTON POST.
Die chinesische Zeitung TAKUNGPAO wirft ein: "Entscheidende Fragen wie der vollständige Rückzug Israels, die Entwaffnung der Hamas und die Nachkriegsverwaltung in Gaza bleiben bislang ungelöst. Deshalb sind die Aussichten auf einen dauerhaften Waffenstillstand äußerst fragil. Es muss sichergestellt werden, dass nach dem Konflikt im Gazastreifen wieder Palästinenser ans Ruder kommen und der Willen des palästinensischen Volkes gemäß einer Zwei-Staaten-Lösung respektiert wird. Einige vage formulierte Passagen des Gaza-Abkommens deuten indes eher auf ein Mandatsgebiet Palästina unter der Kontrolle westlicher Staaten hin. Das dürften jedoch weder die Palästinenser noch andere arabische Staaten gewiss nicht akzeptieren", unterstreicht TAKUNGPAO aus Hongkong.
Die Zeitung THE IRISH TIMES aus Dublin hält fest: "Die Hamas hat bereits begonnen, in Teilen des Gazastreifens, die von israelischen Truppen geräumt wurden, wieder die Kontrolle zu übernehmen. Die humanitäre Lage ist weiterhin katastrophal. Der Gazastreifen liegt in Trümmern, seine Infrastruktur ist zerstört, seine Bevölkerung traumatisiert und obdachlos. Der Wiederaufbau erfordert Ressourcen und Geduld, die bisher von keiner der beiden Seiten in ausreichendem Maße aufgebracht wurden. Die Frage, wie der Gazastreifen künftig regiert werden soll, steht im Vordergrund. Wer wird das Vakuum füllen, das durch den Rückzug Israels und den teilweisen Zusammenbruch der Hamas entstanden ist? Ägypten und Jordanien zögern, den Vereinten Nationen fehlen ein Mandat und die Ressourcen." Das war zum Ende der internationalen Presseschau THE IRISH TIMES.