
Die spanische Zeitung EL MUNDO bilanziert in ihrer Online-Ausgabe, Trump schien bei dieser Begegnung "gegenüber Selenskyj aufgeschlossener zu sein, obwohl sich aus seinen Äußerungen gegenüber der Presse keine tatsächliche Kehrtwende zugunsten der Ukraine herauslesen lässt. Einerseits sagte er nicht zu, die Tomahawk-Raketen zu liefern, worum Selenskyj ihn dringend bittet, um Druck auf Moskau auszuüben. Andererseits zeigte sich Trump überzeugt, dass der russische Autokrat Putin 'den Krieg beenden will' - ein Ziel, das er bei dem Treffen, das beide in zwei Wochen in Budapest abhalten werden, vorantreiben will. Diese geplante Zusammenkunft ist sehr beunruhigend, da es auf europäischem Boden und konkret unter der Regierung von Viktor Orban, einem klaren Verbündeten Putins, stattfinden wird", urteilt EL MUNDO aus Madrid.
Die italienische Zeitung LA REPUBBLICA aus Rom glaubt: "Trump spielt die Rolle des Unparteiischen, nicht die des Verbündeten. Kiew wollte Zugeständnisse vermeiden und strebte wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Beteiligung von US-Unternehmen am Energiesektor und an den Häfen in der Ukraine sowie große Abkommen über die militärische Zusammenarbeit an. Und die Verschärfung der Sanktionen. Träume, die unerfüllt bleiben."
Die britische Zeitung THE TIMES aus London wirft ein: "Die Ankündigung von Präsident Trump, dass er sich mit Präsident Putin in Budapest treffen wird, um über die Beendigung des 'unrühmlichen' Krieges in der Ukraine zu sprechen, gibt dem Dialog über die Zukunft des Landes eine neue Wendung. Vieles ist unklar. Hat Trump irgendwelche Signale erhalten, wonach der russische Präsident möglicherweise entgegenkommender oder aufrichtiger sein wird als beim Gipfeltreffen in Alaska, das hinsichtlich eines Bekenntnisses Russlands zur Beendigung des Krieges weithin als erfolglos betrachtet wurde?", fragt THE TIMES.
Die österreichische Zeitung DER STANDARD aus Wien erwartet mit Blick auf das Treffen in Budapest, dass auch dieser "Vermittlungsversuch für Trump mit Enttäuschung und wahrscheinlich neuerlichem Zorn auf Putin enden wird. Denn der russische Machthaber hat keinen Grund, den Krieg, den er seit dreieinhalb Jahren führt, gerade jetzt zu beenden. Aber ein Ziel hat Putin bereits erreicht: Die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine, die Kiew die Chance geben würde, die russische Infrastruktur noch viel schmerzhafter zu treffen, ist wieder vom Tisch. Das Pendel in Trumps Kopf schlägt wieder in Richtung Moskau aus", schätzt DER STANDARD.
Die niederländische Zeitung DE TELEGRAAF aus Amsterdam beleuchtet die Strategie Ungarns: "Ministerpräsident Viktor Orbán widersetzt sich seit Jahren Sanktionen gegen Russland und EU-Hilfen für die Ukraine. Ungarn ist eines der wenigen europäischen Länder, das weiterhin russisches Öl und Gas importiert, eine wichtige Finanzierungsquelle für die russische Kriegswirtschaft. Von Begeisterung kann in der EU jedenfalls keine Rede sein."
Der Schweizer TAGES-ANZEIGER aus Zürich empfiehlt: "Statt zu klagen, würden die Europäer besser daran tun, dort mitzugestalten, wo ohne ihren Beitrag Fortschritt nicht möglich ist. Dauerhaften Frieden wird es jedenfalls weder in Nahost noch in der Ukraine geben, ohne dass Europa politisch, wirtschaftlich und humanitär mitwirkt. Trump hin oder her."
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT verweist auf eine Aussage des Weißen Hauses, wonach eine weitere Verschärfung der russischen Sanktionen möglicherweise nicht erforderlich sei: "Dies zeigt, dass die Vereinigten Staaten eine Normalisierung der Beziehungen zu Russland bevorzugen. Zudem ist anzumerken, dass die Wahl Ungarns für das Treffen zwischen Trump und Putin kein Zufall ist. Die guten Beziehungen von Ministerpräsident Viktor Orbán sowohl zum Kreml als auch zum Weißen Haus haben Ungarn zur einzigen europäischen Plattform für den Dialog der USA und des Westens mit Russland gemacht. In dieser Hinsicht könnte das Treffen in Budapest der offizielle Ausgangspunkt für Friedensdiplomatie sein", spekuliert MÜSAVAT aus Baku.
Die polnische Zeitung GAZETA WYBORCZA aus Warschau gibt zu bedenken: "Es ist unklar, wie Putin Budapest erreichen will, da Ungarn ein Binnenstaat ist und alle umliegenden Länder einem russischen Regierungsflugzeug wahrscheinlich den Zugang zu ihrem Luftraum verweigern würden. In den sozialen Medien wird spekuliert, dass Putin ein Schiff ins befreundete Serbien besteigen und dann die Grenze nach Ungarn überqueren könnte. Eine solche Reise ist aber mit Blick auf Putins Sorge um seine Sicherheit und seinen Prestigeverlust grundsätzlich unwahrscheinlich. Die USA werden die Europäer wahrscheinlich zwingen, Putin die Durchreise zu den Friedensgesprächen zu gestatten", erwartet die GAZETA WYBORCZA.
"Auf dem Weg nach Budapest hat Trump noch alle Trümpfe in der Hand", betont die US-amerikanische Zeitung THE WASHINGTON POST: "Die Ukraine wird weiterhin Energieinfrastrukturen tief im Inneren Russlands bombardieren. Die Ölpreise befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren, was solche Angriffe für Putins Kriegsmaschinerie doppelt schmerzhaft macht. Es wird außerdem erwartet, dass der US-Kongress nächste Woche ein Sanktionsgesetz verabschiedet, das dem Präsidenten erheblichen Spielraum einräumt, um die russische Wirtschaft unter Druck zu setzen." Wir zitierten THE WASHINGTON POST.
Themenwechsel. Die kolumbianische Zeitung EL ESPECTADOR beschäftigt sich mit der politischen Lage in Peru: "Zuerst schien es, als sei durch die Absetzung von Präsidentin Dina Boluarte wegen fehlender moralischer Eignung eine Krise in unserem Nachbarland abgewendet. Aber nun hat die Ernennung von José Jerí zu ihrem Nachfolger erneut zu heftigen Protesten geführt, und es sind vor allem Angehörige der sogenannten Generation Z, die auf die Straße gehen. Es scheint, als sei die Instabilität in Peru zum Dauerzustand geworden. Jerí verfügt über keine größere politische Erfahrung und ist schon der achte Präsident in zehn Jahren. Epizentrum der Proteste ist die Hauptstadt Lima, und die Menschen fordern einen tiefgreifenden Wandel und ein Ende der Korruption und der Gewalt. Keine der Parteien hat dagegen ein Rezept vorzuweisen, und die Popularität der gesamten politischen Klasse liegt auf einem Rekordtief. Hinzu kommt die Zersplitterung der Parteienlandschaft, die Peru quasi in einen Zustand der Unregierbarkeit befördert hat. Peru bräuchte einen weitreichenden Konsens, um die Institutionen wieder aufzubauen und das Vertrauen der Bürger wiederherzustellen", findet EL ESPECTADOR aus Bogotá.
"Die Ankündigung, für die Metropol-Region Lima den Notstand auszurufen, ist zunächst einmal positiv zu bewerten", schreibt die peruanische Zeitung EL COMERCIO: "Allerdings ist aufgrund früherer Erfahrungen auch Vorsicht geboten, denn es besteht das Risiko, dass dahinter nur ein populistischer Schachzug steht, um ein bisschen Zustimmung zu gewinnen oder den Anschein zu erwecken, man unternehme etwas. Ex-Präsidentin Dina Boluarte sah in solchen Erklärungen den einzigen Weg, um den Eindruck zu vermitteln, die Regierung nehme die Bedrohung durch das organisierte Verbrechen ernst. Aber es gab nie konkrete Ergebnisse, und darum muss auch Präsident José Jerí eine andere Strategie einschlagen. Er muss die Maßnahmen gezielt koordinieren, die Zustände in den Gefängnissen angehen und die Kriminalität bekämpfen. Hoffentlich lässt er sich nicht dazu verleiten, den vermeintlich einfachen Weg zu gehen. Vorschläge wie Verbote von zwei Personen auf Motorrädern oder die Wiedereinführung der Todesstrafe mögen in bestimmten Kreisen auf Zustimmung stoßen, sind aber nicht zielführend oder sogar kontraproduktiv. Es ist an der Zeit, alte wirkungslose Rezepte aufzugeben und auf die Maßnahmen zurückzugreifen, die tatsächlich funktionieren", mahnt EL COMERCIO aus Lima. Und mit diesem Kommentar endet die internationale Presseschau.