
"Eine Nation im Aufwachraum", titelt die KLEINE ZEITUNG KÄRNTEN aus Klagenfurt und erläutert: "Sieben Millionen Menschen in über 2.700 US-Städten und -Ortschaften gingen unter dem Motto 'No Kings' auf die Straßen, um Präsident Trump und seiner Administration friedlich Paroli zu bieten. Im Weißen Haus will man die sich verfestigende, couragierte Gegenwehr kleinreden. Man wolle 'keine Könige' an der Macht wissen: Ein simpler Slogan, der als Klammer für zivilen Widerstand gegen die für viele autokratischen Tendenzen Trumps dient."
Die belgische Zeitung DE TIJD aus Brüssel schreibt: "Trump-Anhänger nannten die Demonstrationen 'Hate America'-Veranstaltungen und bezeichneten die Teilnehmer als radikale linke Aktivisten der Antifa. Diese Vorwürfe sind bezeichnend für die unglaubliche Polarisierung, die die USA erfasst hat. In Wahrheit wird die "No Kings"-Protestbewegung nämlich durch verschiedene Organisationen unterstützt, von Lehrergewerkschaften über Bürgerrechtsgruppen bis hin zu Klimaaktivisten."
Die österreichische Zeitung DER STANDARD analysiert: "Unter den Demonstranten waren viele überzeugte Antifaschisten - Nachkommen von US-Veteranen. Dass US-Präsident Trump einen regelrechten Dreck auf Menschen wie sie gibt, bewies er in seiner jüngsten Grenzüberschreitung. Sein Social-Media-Team produzierte ein KI-Video, das Trump als gekrönten Piloten eines mit 'King Trump' beschrifteten Kampfjets zeigt. Er hebt ab, um massenhaft Fäkalien auf jene Demonstranten abzuwerfen, die den von Republikanern so heilig verehrten ersten Verfassungszusatz praktizierten: das Recht auf Rede- und Pressefreiheit. Auch falls Trump wieder behaupten sollte, dass er über die 'lustigen' Posts nicht informiert gewesen sei – bei einem derart provokanten Video ist das schlicht nicht glaubhaft. Trump will, dass die Proteste eskalieren, damit er den 'Krieg nach innen' ausweiten kann", ist sich DER STANDARD aus Wien sicher.
Die WASHINGTON POST ist folgender Meinung: "2009 hatten die damals regierenden Demokraten die Tea-Party-Bewegung nicht ernst genommen und die Ablehnung der Politik von Präsident Barack Obama durch die Bevölkerung arrogant als unnatürlich und ausschließlich motiviert durch die Finanzierung konservativer Milliardäre wie Charles und David Koch abgetan. Jetzt machen die führenden Republikaner denselben Fehler, indem sie Millionen von Demonstranten im ganzen Land als bloße Marionetten von George Soros abtun, dem milliardenschweren Finanzier und Spender der Demokraten. Milliardäre auf der rechten und linken Seite finanzieren tatsächlich Gruppen, die dabei helfen, die Stimmung an der Basis zu organisieren und zu verstärken. Niemand bestreitet das. Doch ist es politisch gefährlich, in einem so polarisierten Land wie den USA die Schuld für echte Leidenschaft auf Propaganda oder bösartige ausländische Einflüsse zu schieben", mahnt die WASHINGTON POST.
Die türkische Zeitung STAR aus Istanbul notiert: "Die 'No Kings'-Transparente mit denen die Menschenmassen gegen US-Präsident Trumps protestierten, verdeutlichen die innere Zerrissenheit der USA. Trump gebiert sich jedoch unbeeindruckt weiter als König, der Amerika und die Welt retten wird. Millionen von US-Bürgerinnen und - Bürgern sehen darin einen Vorboten einer Shakespeare-Tragödie. Dessen Könige machten oft denselben Fehler: Sie verwechselten die Stimme des Volkes mit ihrer eigenen."
In einem Gastkommentar der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN aus Tokio ist zu lesen: "In seiner zweiten Amtszeit regiert Trump auf Grundlage der so genannten 'Theorie der einheitlichen Exekutive'. Ihr zufolge steht der Präsident über Judikative und Legislative, was eine Ablehnung der Gewalteneinteilung sowie der US-Verfassung bedeutet. Trump sieht sich als König der Vereinigten Staaten, die im kommenden Jahr ihr 250-jähriges Unabhängigkeitsjubiläum feiern. Doch die Stimmen, die dagegen protestieren, werden immer lauter."
Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO aus Schanghai bemerkt: "Obwohl sich die 'No-King'-Bewegung klar gegen Präsident Trump und seine republikanische Regierung richtet, sind die oppositionellen Demokraten auch nicht verschont geblieben. Ihnen wurde 'Mutlosigkeit' und 'Untätigkeit' attestiert. Die US-Behörden sind wegen des Shutdowns seit 20 Tagen außer Betrieb. All diese Missstände können sich die beiden Parteien nur gegenseitig vorwerfen. Wie peinlich."
Nun in den Gazastreifen. Die italienische Zeitung LA STAMPA kommentiert: "Nachdem der Test der Waffenruhe - wenn auch nur mühsam und mit Verstößen dagegen - vorerst bestanden wurde, steht der Friedensplan von US-Präsident nun vor dem Hindernis Hamas. Eine Entwaffnung der Terrororganisation ist unverzichtbar, denn ohne sie wagt niemand, weder westliche noch arabische Akteure oder palästinensische Technokraten, einen Fuß in den Gazastreifen zu setzen, außer für humanitäre Zwecke. Keine Entwaffnung bedeutet keine Stabilisierung. Ein Gazastreifen, der unter der Kontrolle der Hamas steht, bleibt unregierbar", stellt LA STAMPA aus Turin klar.
Die palästinensische Zeitung AL AYYAM aus Ramallah im Westjordanland sieht es so: "Inzwischen kann man sich fragen, ob der Krieg im Gazastreifen tatsächlich beendet ist oder ob er auf einem anderen Weg und mit festen Zielen weitergeht. Denn immer deutlicher zeigt sich, dass der israelische Premier Netanjahu und seine Regierungskoalition dem Druck der US-Regierung nur widerwillig zugestimmt haben. Ganz offenbar ist Israel gewillt, seine Ziele in Gaza doch noch zu erreichen. Vor allem die verzögerte Rückgabe der Leichen der israelischen Geiseln durch die Hamas scheint als Vorwand willkommen, den Krieg wieder aufzunehmen."
In der vergangenen Woche hat US-Präsident Trump mit seinen ukrainischen und russischen Pendants über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gesprochen. In der norwegischen Zeitung VERDENS GANG heißt es dazu: "Der ukrainische Präsident Selenskyj konnte kaum verhehlen, dass er von seinem Besuch im Weißen Haus enttäuscht war. Donald Trump versteht offenbar immer noch nicht, worum es geht: Russland hat ein Nachbarland angegriffen, das selbst über seine Zukunft bestimmen will. Noch vor Kurzem schien es, als habe der US-Präsident allmählich die Geduld mit dem russischen Präsidenten Putin verloren. Er wiederholte mehrfach, dass er enttäuscht sei, nachdem das Treffen in Alaska kein Ergebnis geliefert habe. Tatsächlich hält Putin Trump weiterhin zum Narren, und das Telefonat unmittelbar vor Selenskyjs Besuch in Washington hat alles wieder auf den Kopf gestellt", beobachtet VERDENS GANG aus Oslo.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau wirft ein: "Russlands Präsident Putin errang einen glänzenden Sieg – durch ein einziges Telefonat mit seinem amerikanischen Amtskollegen. Die USA werden der Ukraine keine Tomahawk-Marschflugkörper geben, weil Putin Trump davon überzeugt hat, dass dies eine 'Eskalation' wäre. Der Verlauf der Dinge ist doch offensichtlich. Der Russe will die Ukraine. Die Glaubwürdigkeit Putins ist gleich null. Es stellt sich nur die Frage, wann Trump erneut erkennen wird, dass Gespräche mit dem Kremlchef fruchtlos sind."
Die finnische Zeitung ILTA-SANOMAT führt aus: "Donald Trump mag einfache Lösungen. So erklärte er, es sei am einfachsten, die aktuelle Frontlinie einzufrieren. Aber das ist für die Ukraine keine akzeptable Lösung: Kiew braucht ein Ende der russischen Aggression. Nach dem Erfolg im Nahen Osten wäre es eine persönliche Niederlage für Trump, wenn er jetzt als Friedensvermittler versagt. Aber aus Sicht der Ukrainer und der übrigen Europäer besteht die große Gefahr darin, dass ihn dieser Ehrgeiz zu weitreichenden Zugeständnissen gegenüber Russland treibt." Das war zum Ende der internationalen Presseschau ILTA-SANOMAT aus Helsinki.