04. November 2025
Die internationale Presseschau

Im Mittelpunkt steht die heutige Bürgermeister-Wahl in New York. Außerdem geht es noch einmal um den Bürgerkrieg im Sudan.

Das Foto zeigt den Demokraten Zohran Mamdani.
In der Auslandspresse - vor allem in den USA - spielt die Bürgermeister-Wahl in New York eine große Rolle. (picture alliance / Sipa USA | Steve Sanchez)
Bei der Wahl in New York treten der linksgerichtete Demokrat Zohran Mamdani, der frühere Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, und der Republikaner Curtis Sliwa gegeneinander an. Die NEW YORK TIMES schaut zunächst auf Zohran Mamdani. "Viele New Yorker ringen immer noch mit einer grundlegenden Frage: Ist ein 34-jähriger Abgeordneter, der bis vor kurzem nur fünf bezahlte Mitarbeiter hatte, wirklich bereit, die größte Stadt des Landes zu führen? Über alle Stadtbezirke hinweg haben uns Interviews gezeigt, dass Wohnviertel und manchmal sogar einzelne Haushalte hier leidenschaftlich gespalten sind. Die Ängste, gepaart mit den polarisierten Ansichten der New Yorker über Mamdanis demokratischen Sozialismus und seine extrem linken Positionen machen dem Kandidaten Andrew Cuomo Hoffnung. Er versucht nach seiner Niederlage bei den Vorwahlen der Demokraten in letzter Minute ein Comeback als unabhängiger Kandidat. Cuomo stellt seine Erfahrung in den Mittelpunkt seiner Schlussbotschaft und behauptet, Mamdani könnte das Ende für New York City bedeuten", erläutert die NEW YORK TIMES.
Die WASHINGTON POST sieht Zohran Mamdani äußerst kritisch. "Wie konnte ein Sozialist ohne nennenswerte Regierungserfahrung zum Spitzenkandidaten werden? Mamdani steht kurz davor, der 111. Bürgermeister von New York zu werden - und vielleicht der radikalste. Einer der bemerkenswertesten Aspekte seines Erfolges besteht darin, dass die Wähler wissen, was sie bekommen. Der junge Politiker wurde in ein Leben voller Reichtum und Privilegien hineingeboren und entwickelte aus dieser Position heraus eine Weltanschauung, deren Kern die Zerstörung des Wirtschaftssystems ist, das seinem gewählten Heimatland zu Wohlstand verholfen hat." Sie hörten einen Auszug aus dem Leitartikel der WASHINGTON POST.
TAKUNGPAO aus Hongkong sieht die Abstimmung in New York als ... "Stimmungsbarometer nach dem zweiten Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus und richtungweisend für die Zwischenwahlen im kommenden Jahr. In den Umfragen führt Zohran Mamdani, der sich selbst als progressiven Muslim bezeichnet. Er ist nicht nur für den US-Präsidenten ein rotes Tuch, sondern wird auch von Teilen seiner eigenen Partei kritisch betrachtet. Die etablierten Schwergewichte der Demokraten fürchten eine Zersplitterung ihrer Wählerschaft und blicken mit Argwohn auf Mamdanis anti-israelische Haltung. Der in Uganda geborene Muslim indischer Herkunft beschreibt sich selbst als Trumps schlimmsten Albtraum", hebt TAKUNGPAO aus Hongkong hervor.
"Republikaner, Demokraten und Unternehmer haben sich zusammengeschlossen, um Mamdani zu verhindern", merkt die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN aus Malmö an. "Stattdessen unterstützen sie den früheren demokratischen Gouverneur Andrew Cuomo. Ihre Anstrengungen werden für ein knapperes Ergebnis sorgen, aber Mamdanis Wahlkampf erinnert daran, dass ein anderes Land möglich ist - ein Land, in dem sich superreiche Milliardäre nicht die Allmacht kaufen können. Ein Land, in dem Trump nicht einfach über Gesetze und Behörden hinwegrollen kann", unterstreicht SYDSVENSKAN.
Die Zeitung USA TODAY aus New York ist überzeugt, dass sich die Republikaner von Mamdani bedroht fühlen. "Sie fürchten sich davor, was aus New York City werden könnte, wenn er gewählt wird. Sollte er gewinnen, braucht er die Unterstützung seiner Parteifreunde - vor allem, wenn Präsident Trump entscheidet, auch gegen New York vorzugehen. Auch langjährige Parteimitglieder sollten sich jetzt hinter ihn stellen und ihn nicht länger den fortwährenden Angriffen des Präsidenten und seiner Gefolgsleute aussetzen." Das war die Meinung von USA TODAY.
Hören Sie nun eine Kolumnistin im britischen GUARDIAN, die selbst in New York lebt. "Ich habe festgestellt, dass Mamdani die Menschen bewegt. Auch wenn einige skeptisch reagieren, so wollen doch viele - von Studenten bis zu Senioren - dem Neuling eine Chance geben. Schließlich ist New York tatsächlich für viele Menschen unerschwinglich, so dass Mamdanis Fokus auf die Ausgaben für Miete und Lebensmittel einen Nerv getroffen hat. Sein Bekenntnis zu seinem muslimischen Glauben, sein Einsatz für Gaza und seine Bereitschaft, sich für Einwanderer zu engagieren, haben seine Anziehungskraft noch gefestigt." Das war ein Auszug aus dem britischen GUARDIAN.
Auch die DESERET NEWS aus Salt Lake City listen einige von Mamdanis politischen Forderungen auf. "Er bekennt sich offen zu den Demokratischen Sozialisten Amerikas und stellt in seinen Wahlversprechen die Frage der Bezahlbarkeit in den Mittelpunkt. Er verspricht, die Mieten einzufrieren, neue Wohnungen für ärmere New Yorker zu schaffen, von der Stadt betriebene Lebensmittelläden zu eröffnen und Busse ebenso wie Kinderbetreuung kostenlos anzubieten. Das alles klingt für viele attraktiv", geben die DESERET NEWS zu bedenken.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN betont ebenfalls: "Die einkommensschwache Schicht kann mittlerweile ohne Unterstützung der Stadt keine Wohnung mehr mieten. Dazu setzt die Inflation die Privathaushalte unter Druck. Genau diese Probleme hat Zohran Mamdani zum Wahlkampfthema gemacht, und das so erfolgreich, dass er nun großer Favorit ist."
Die NEW YORK POST überlegt, wie sich ein Sieg des Demokraten Mamdani noch verhindern lässt. Das Blatt rät allerdings davon ab, den Republikaner Sliwa zu wählen. Dieser könne Mamdani - anders als der frühere Gouverneur Cuomo - einfach nicht mehr stoppen. "In einer der letzten Umfragen liegt Mamdani bei knapp 44 Prozent, Cuomo bei gut 39 Prozent - und Sliwa weit abgeschlagen bei rund 15 Prozent. Die Umfrage zeigte auch: Wenn nur Mamdani und Cuomo gegeneinander anträten, dann läge Mamdani bei knapp 50 Prozent und Cuomo bei mehr als 44 Prozent. Sliwa kann die Wahl nicht gewinnen - und darum gilt genau das, was sogar Präsident Trump gestern Abend meinte, als er sagte, die Wähler müssten für Cuomo stimmen", schreibt die NEW YORK POST.
Auf der Internetseite des Senders FOX NEWS merkt einer der Kommentatoren an: "Die republikanischen Wähler flehen Cuomo geradezu an: Bitte, bitte, gib uns etwas, irgendetwas, damit wir glauben, dass du ein guter Bürgermeister wirst. Wenn Cuomo diesen Rat nicht befolgt und sich nicht um die Wähler im rechten Lager bemüht, dann wird er nicht nur die Abstimmung verlieren - sondern blamiert dastehen. Die Devise lautet 'Jetzt oder nie', Andrew. Gib den konservativen Wählern, was sie brauchen", schreibt der FOX NEWS Kommentator.
Zum Abschluss noch zwei Stimmen zur Lage im Sudan. "In der Region Darfur hat der Völkermord ungeheure Ausmaße angenommen", kommentiert die belgische Zeitung DE STANDAARD. "Das ist aber nicht etwa erst seit letzter Woche bekannt, sondern seit mehr als einem Jahr. Unzählige Zeugenaussagen und Satellitenbilder belegen, dass die Rebellen der 'Rapid Support Forces' eine ethnische Säuberung durchführen. Aber es passierte nichts, um die mörderischen Truppen zu stoppen, auch nicht nach dem Fall von Al-Faschir. Ein Hauptgrund ist die anhaltende Blockade im UNO-Sicherheitsrat, die ein schnelles Eingreifen oder wenigstens eine effiziente humanitäre Hilfe verhindert", bemerkt DE STANDAARD aus Brüssel.
Das LUXEMBURGER WORT ist der Überzeugung, dass der Druck von vier Staaten von entscheidender Bedeutung wäre. "Es sind Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (als Verbündete der RSF), Ägypten (als Verbündeter der sudanesischen Armee) und die USA. Die Amerikaner haben deutlich mehr Gewicht als die Europäer. Gemeinsam könnten USA und EU mit Sanktionen viel ausrichten, denn vor allem der Goldhandel ist eine wichtige Einnahmequelle für die Konfliktparteien. Ob das Weiße Haus unter Trump und die auf die Ukraine sowie den Nahen Osten fokussierte EU viel bewirken werden, darf jedoch bezweifelt werden", befürchtet das LUXEMBURGER WORT.