
Zum ersten Thema vermerkt die dänische Zeitung POLITIKEN: "Trump behauptete, die USA bräuchten Grönland aus Gründen der nationalen Sicherheit, obwohl es bereits ein Abkommen gibt, das die Errichtung von Militärbasen in Grönland erlaubt. Experten vermuten daher, dass es um etwas ganz anderes geht, nämlich dass Trump mit seinem großen Ego zu den Präsidenten gehören will, die das Territorium der USA vergrößert haben - in diesem Fall um Grönland. Die große Mehrheit der Grönländer ist dagegen, und darum werden die Regierungen in Kopenhagen und Nuuk die Insel niemals an die USA abtreten. Aber das bedeutet auch, dass der Konflikt mit Trump weiterköcheln wird - und das ist vermutlich genau das, was Trump will. Und da es ihm vor allem um sein Ego geht, braucht er auch keinen Sondergesandten, der sich sonderlich mit Grönland auskennt", analysiert POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die spanische Zeitung EL PAIS befürchtet: "Während Europa an seiner Ostflanke gegen den gewaltsamen Expansionsdrang einer Supermacht ankämpft, droht jetzt auch noch eine Krise um ein Territorium im Westen - und der Gegner sind kein Geringerer als die USA, die eigentlich seit dem Zweiten Weltkrieg als Schutzmacht Europas auftraten. So unglaublich das auch klingen mag: Donald Trump hat nicht nur Begehrlichkeiten in Bezug auf Grönland geäußert, sondern diese jetzt erneut unterstrichen, indem er Jeff Landry, den Gouverneur von Louisiana, zum Sondergesandten für Grönland ernannt hat", beobachtet EL PAIS aus Madrid.
Die in Schanghai erscheinende Tageszeitung XINMIN WANBAO meint: "Trump selbst hat mit Grönland hauptsächlich eigene wirtschaftliche Interessen und das Stillen seiner außenpolitischen Profilierungssucht im Sinn. Bereits sein Vorgänger Harry Truman hatte vor 80 Jahren vergeblich versucht, Dänemark die Insel abzukaufen. Dort gibt es viele Bodenschätze, nicht zuletzt die heute so begehrten seltenen Erden und der Abbau wird durch das Abschmelzen der Eisschilde immer einfacher. Mit seinem glühenden Wunsch, sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen, wird der US-Präsident sein Land immer weiter isolieren und internationale Konflikte weiter verschärfen", ist XINMIN WANBAO überzeugt.
Die türkische Zeitung KARAR führt aus: "Offenbar glaubt Dänemark, dass die USA nicht zu weit gehen und keine Gewalt gegen einen Verbündeten anwenden werden, wie Trump angedeutet hat. Doch Dänemark sollte weder Trump noch sonst jemandem vertrauen. Die Dänen sollten bedenken, dass sie es mit einem amerikanischen Präsidenten zu tun haben, der keine Regeln kennt, der die Welt in Einflusssphären eingeteilt hat, der Kompromisse mit Russland anstrebt, mit China konkurrieren will und Europa unter Druck setzen möchte. In einer Zeit, in der Russland de facto, politisch und sogar de jure in der Ukraine expandiert und Europa mit einer historischen Sicherheitskrise konfrontiert ist, ist es unwahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten Zugeständnisse machen werden." Soweit KARAR aus Istanbul.
Die französische Zeitung LE FIGARO blickt auf die anhaltenden Gefechte in der Ukraine: "Keine Weihnachts-Waffenruhe für die Ukraine. Der russische Präsident Putin lehnte einen entsprechenden Vorschlag der Ukraine ab und schickte in der Nacht zum Dienstag 650 Drohnen und Raketen in dreizehn Regionen des Landes. Dieses vierte Kriegsweihnachten ist schlimmer als die anderen. Nicht so sehr, weil die Front unter dem Ansturm der Russen zittert und weil sich die Lebensbedingungen überall verschlechtern. Vielmehr ist es das Schwinden der Hoffnung, den Krieg doch noch zu beenden. Während die russische Kriegswirtschaft auf Hochtouren läuft, ist die US-Hilfe für die Ukraine ausgetrocknet, ohne dass die Europäer sie kompensieren können", warnt LE FIGARO aus Paris.
"Feiert Wladimir Putin Weihnachten?", fragt die polnische RZECZPOSPOLITA in ihrem Titel und schreibt: "Die Ukrainer hoffen Jahr für Jahr auf ein Wunder: dass Wladimir Putin zumindest an Weihnachten, dem wichtigsten Feiertag für Christen in beiden Ländern, den Artilleriebeschuss, die Drohnenangriffe und die Marschflugkörper einstellt. Vergeblich. Es wäre also naiv zu hoffen, dass ein Diktator, der nicht bereit ist, den Krieg für zwei Wochen zu unterbrechen, sich in naher Zukunft an den Verhandlungstisch setzen wird, um einen Kompromiss zu finden und einen dauerhaften Frieden zu schließen", notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die britische Zeitung THE TELEGRAPH beklagt: "Hätte Putin auch nur einen Funken Anstand, würde er einen Waffenstillstand erklären, und sei es nur für 24 Stunden. Das tut er nicht und wird er auch nicht tun. Das lässt uns keine Wahl. Entweder findet Europa seinen moralischen Mut und handelt, oder es versinkt weiter im moralischen Verfall. Zivilisten zu schützen, die Heizung im verschneiten Winter am Laufen zu halten und Russland die Möglichkeit zu nehmen, die Bevölkerung aus der Luft zu terrorisieren – das ist keine Kriegstreiberei, das ist Führungsstärke. Wenn die Ukraine fällt, ist Europa das nächste Opfer." Das war THE TELEGRAPH aus London.
Auch der österreichische STANDARD plädiert für ein eigenständiges und unabhängiges Europa: "Ein entscheidungsfreudiges, schnelles Europa ist exakt das, was weder Trump noch Putin möchten. Umso mehr müssen wir uns bewusst werden, dass Diskurs und Vielschichtigkeit nach innen wichtig, aber Einheit nach außen dringend notwendig ist. In diesem Jahr ist klar geworden: US-Herrscher Trump, dessen Aufmerksamkeit schon wieder vom Machtkampf in der Karibik und seinen eigenen Kriegsschiffen aufgesogen wurde, wird den Frieden in der Ukraine nicht bringen." Sie hörten den Kommentar aus dem STANDARD aus Wien.
"Europa sitzt bei den Verhandlungen am Katzentisch, weil der Staatenbund es nicht schafft, mit einer Stimme zu sprechen", moniert das LUXEMBURGER WORT. "Es mehren sich Anzeichen für weitere militärische Auseinandersetzungen, die sich zu einem Flächenbrand entwickeln könnten. Vor Venezuelas Küste hat die US-Armee einen Flugzeugträger aufgefahren. Die US-Küstenwache beschlagnahmte Öltanker, deren Ware Präsident Trump kurzerhand konfiszierte. Das Recht des Stärkeren soll ihm den Zugang zu üppig sprudelnden venezolanischen Ölquellen verschaffen. Parallel wendet sich Washington von den Verbündeten in Europa ab", fasst das LUXEMBURGER WORT zusammen.
Die japanische Zeitung MAINICHI SHIMBUN aus Tokio geht nochmal konkret auf das Vorgehen der USA gegen Venezuela ein: "Man muss sagen: Was die USA gegen Venezuela tun, ist eine rücksichtslose Tyrannei. Durch die Angriffe auf Schiffe sind bereits über hundert Menschen ums Leben gekommen. Egal aus welchen Gründen: Die Gewalt darf nicht erlaubt werden. Sollten die USA die Souveränität von Venezuela verletzen und sich in innere Angelegenheiten einmischen, wäre es ein Verstoß gegen das internationale Recht. Kritik kommt auch aus dem US-Kongress. Donald Trump und seine Regierung sollten sich in Zurückhaltung üben. Denn es ist zu befürchten, dass die Dummheit aus der Geschichte der USA wie vom Vietnam- oder Irak-Krieg wiederholt wird." Soweit MAINICHI SHIMBUN aus Tokio.
Der britische GUARDIAN fasst die angespannte internationale Lage an Weihnachten wie folgt zusammen: "In ganz Europa ist die Angst vor Konflikten so groß wie nie zuvor seit den Spannungen des Kalten Krieges in den 1980er Jahren. Dennoch gibt es auch heute Gründe, an eine bessere Zukunft für die Menschheit zu glauben. Die Selbstlosigkeit und der bemerkenswerte Mut, die Boris und Sofia Gurman, ein jüdisches Ehepaar, und Ahmed al-Ahmed, ein Muslim, dazu brachten, sich den Angreifern am Bondi Beach in Sydney entgegenzustellen, waren ebenso ermutigend wie die Entschlossenheit und die Durchhaltefähigkeit der Ukrainer, die seit Februar 2022 unter russischen Bombardements leiden." Mit diesem Kommentar aus dem GUARDIAN aus London endet die internationale Presseschau.
