29. Dezember 2025
Die internationale Presseschau

Themen sind der erste Teil der von der Militärjunta in Myanmar organisierten Parlamentswahl sowie der Tod der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot. Zunächst aber zu den Gesprächen zwischen US-Präsident Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Selenskyj über die Ausgestaltung eines Friedensplans für die Ukraine.

US-Präsident Donald Trump (r) und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, geben sich zu Beginn einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen in Trumps Mar-a-Lago-Club die Hand.
US-Präsident Trump empfängt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Florida. (Alex Brandon/AP/dpa)
"Trump steht nackt da", kommentiert die polnische GAZETA WYBORCZA: "Das Treffen mit Selenskyj entlarvt die Ohnmacht des US-Präsidenten. Es brachte keinen Durchbruch - weil es keinen bringen konnte. Der Unsinn, den Trump nach den Gesprächen von sich gab, übersteigt bei Weitem das akzeptable Maß in der internationalen Diplomatie. Trump wird den russischen Präsidenten Putin nicht dazu bewegen, eine abgeschwächte Version des Friedensplans zu akzeptieren, und Selenskyj weigert sich – zu Recht –, die von Moskau geforderte Kapitulation der Ukraine anzunehmen", findet die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz bemerkt: "Beide Staatschefs schienen darauf bedacht, bei der gemeinsamen Pressekonferenz positive Signale auszusenden. Selenskyj bedankte sich für das 'großartige Treffen zu Hause' bei Trump. Dieser erging sich in scherzhaften Bemerkungen über den Appetit, den die ukrainische Delegation mitgebracht habe. Weniger mitteilungsfreudig zeigten sich die Politiker bei den Fragen nach konkreten Ergebnissen."
In dem Gastkommentar eines Politikwissenschaftlers in der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN heißt es: "Es ist ein Muster zu erkennen: Zuerst übt Washington mit einem russlandfreundlichen Plan Druck auf Kiew aus. Dann schlagen die Ukraine und ihre europäischen Partner einen Kompromiss vor. Daraufhin einigen sie sich auf diesen mit den USA. Und dann lehnt Russland den Kompromiss ab. Auch im aktuellen Plan gibt es offenbar kein bahnbrechendes Angebot, das Russland nicht ablehnen könnte. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diese Endlos-Schleife weiterläuft."
Die slowakische Zeitung SME sieht es so: "Einen 'Friedensplan' durchzusetzen mit der Ambition, dass ihn beide Seiten akzeptieren, ist nicht möglich. Es sei denn, Trump nutzt das, was die USA vom Rest der Welt unterscheiden: die Fähigkeit, echte Gewalt anzuwenden. Sei es die 'weiche' im Sinne von Autorität und einer hohen Zahl an Verbündeten, sei es die ökonomische in Form von Sanktionen, Zöllen, Boykotten, Embargos - oder aber auch die 'harte', also die der Abschreckung durch Gewaltandrohung. Das Jahr 2025 hat gezeigt, dass ohne Drohung mit Gewalt kein Weg zum Frieden möglich ist. Denn im Kreml sitzt nicht einfach nur eine Sicherheitsbedrohung, sondern das Böse in seiner essenziellen Gestalt", betont SME aus Bratislava.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT befürchtet, dass Russland den Krieg ausweiten könnte: "Polen hat die EU-Staaten bereits vor einem einen langwierigen Krieg mit Russland gewarnt. Auch laut NATO-Generalsekretär Rutte ist Russland die größte Bedrohung für das euro-atlantische Sicherheitssystem. Obwohl der russische Außenminister Lawrow betont, Russland habe keine Angriffsabsicht, erklärt der Kreml offen, er werde jede militärische Aggression mit einer 'vernichtenden Antwort' begegnen. Es bleibt ungewiss, ob 2025 das letzte Friedensjahr in Europa gewesen sein wird. Sicher ist aber, dass sich das europäische Sicherheitssystem tiefgreifend verändert," fasst MÜSAVAT aus Baku zusammen.
Nun ein Blick nach Myanmar, wo der erste Teil einer von der Militärjunta abgehaltenen Parlamentswahl stattgefunden hat. Die philippinische Zeitung THE MANILA TIMES notiert: "Die Wahlen sollten der erste Schritt zur Wiederherstellung eines demokratischen Systems und zur Legitimierung des Regimes von Junta-Chef Hlaing sein, das wegen seiner Gewalt und Unterdrückung international kritisiert wird. In den Bürgerkriegen wurden etwa 90.000 Menschen getötet. Mehr als 17 Millionen Menschen sind zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. Die Wirtschaft des Landes wäre längst komplett zusammengebrochen, wenn sie nicht von China gestützt worden wäre. Die Zukunft sieht für Myanmar nicht gerade rosig aus - und General Hlaing muss davon überzeugt gewesen sein, dass die Einhaltung seines Versprechens, Wahlen abzuhalten, eine Trendwende werden könnte. Kritiker halten die Wahlen jedoch für nichts anderes als eine ausgeklügelte Inszenierung. Klar ist: Die Wahlen werden der Junta die von ihr ersehnte Legitimität nicht bringen", prognostiziert die MANILA TIMES.
Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO erklärt: "Nach der ersten Wahlrunde gestern werden weitere zwei im Januar folgen. Die Welt hofft, dass das leidende Land diese Gelegenheit für einen Aufbruch in die Normalisierung nutzt. Dass ein der Junta nahestehender Kandidat die Wahlen gewinnen wird, ist so gut wie sicher. Man könnte sich das Ganze auch sparen, scheut sich jedoch offensichtlich, gegen die Verfassung zu verstoßen. Unklar bleibt, wie die neue Staatsführung das Land versöhnen will. Mit der über 25 Prozent hohen Inflation ist die Wirtschaft ziemlich am Boden. Auch außenpolitisch steht Myanmar unter Druck. Die westlichen Sanktionen kann das Land nur schwer loswerden. Die Instabilität schreckt internationale Investoren und Touristen ab", vermerkt JIEFANG RIBAO aus Shanghai.
In der staatlichen Zeitung GLOBAL NEW LIGHT OF MYNAMAR heißt es: "Die Wahl zielt darauf ab, ethnischen Minderheiten die Möglichkeit zu geben, in das Parlament einzutreten. Dadurch wird sich ihre sozio-ökonomische Lage verbessern und das Entwicklungsgefälle zwischen städtischen und ländlichen Gebieten kann verringert werden. Der Aufbau einer disziplinierten, stabilen und starken demokratischen Nation ist eine Frage der nationalen Verantwortung. Alle Bürger müssen gemeinsam die Interessen des Staates in den Vordergrund stellen. Die Wahl dient als Brücke für die Bevölkerung Myanmars zu einer prosperierenden Zukunft", verspricht die staatliche Zeitung GLOBAL NEW LIGHT OF MYNAMAR aus Yangon.
Die britische TIMES nennt die Abstimmung hingegen klar eine "Scheinwahl": "Die Militärjunta hat sich wohl einreden lassen, dass der Zeitpunkt für eine Wahl günstig sei, da sich der Bürgerkrieg in Myanmar zu ihren Gunsten zu entwickeln scheint. Diejenigen, die sich nach dem Sturz von Aung San Suu Kyi erhoben hatten, verfügen kaum noch über Waffen, Lebensmittel und sichere Gebiete. Derweil wurden die Generäle massiv mit Waffen aus China ausgerüstet. Ein freundlich gesinntes und abhängiges Regime in Myanmar ist China sehr wichtig, da es ihm einen einfachen Zugang zum Indischen Ozean garantiert, eine von ethnischen Konflikten geprägte Grenzregion stabilisiert und Peking eine Beteiligung an Industrieprojekten verschafft, was von der demokratischen Regierung unter Aung San Suu Kyi unterbunden worden war. Die Vereinten Nationen haben erklärt, dass die Wahl weder frei noch fair gewesen sei. Und obwohl die Mitglieder der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean wahrscheinlich zu dem gleichen Urteil gelangt sind, zögern sie, China herauszufordern, das zunehmend Einfluss auf die Angelegenheiten von Ländern in der Region nimmt, die einst enger mit dem Westen verbunden waren", beobachtet die TIMES aus London.
Zum Tod der französischen Schauspielerin und Tierschutz-Aktivistin Brigitte Bardot fragt die französische Zeitung LE FIGARO: "Wer würde behaupten, dass es im 20. Jahrhundert eine schönere Frau als sie gab? Eine sinnlichere, strahlendere Frau, eine Frau mit der Haltung einer Königin, eine Frau, die instinktiv sowohl Männer als auch Frauen erregte – denn Frauen liebten Brigitte Bardot und Generationen ahmten sie nach. Eine Traumfrau, die viele Männer um den Verstand brachte. Bis sie 1992 mit Bernard d'Ormale, den sie heiratete, die Ruhe eines Lebens fernab von Blitzlichtgewitter und Kameras fand. Glücklich, zwar mit Momenten des Zweifels, bis hin zu Krisen und Verzweiflung. Aber tapfer, kämpferisch, streitbar und hochaktiv für die Sache der Tiere. Sie war von unerschütterlichem Mut", meint LE FIGARO aus Paris - und damit endet die internationale Presseschau.