
Dazu schreibt die Zeitung ZHONGGUO SHIBAO aus Taipeh: "China hat mit seiner Marineübung der taiwanesischen Führung ihre strategischen Schwächen aufgezeigt. Chinas Staats- und Parteichef Xi nimmt sich ein Beispiel an Trumps aggressivem Gebaren gegenüber Venezuela und schickt den USA zudem eine Quittung für die jüngsten Waffenlieferungen Washingtons an Taiwan. Je häufiger der US-Präsident staatliche Piraterie betreibt und damit das Völkerrecht missachtet, desto mehr fühlt sich die chinesische Führung in Peking in ihrem Vorgehen gegen Taiwan bestärkt. Nach der Beschlagnahme eines venezolanischen Öltankers durch die US-Marine stellt sich die bange Frage, ob demnächst Schiffe mit US-Militärgütern von den chinesischen Seestreitkräften daran gehindert werden, Kurs auf Häfen in Taiwan zu nehmen", überlegt die taiwanesische Zeitung ZHONGGUO SHIBAO.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO vertritt einen anderen Standpunkt: "Mit ihrem Seemanöver und der Abriegelung Taiwans hat die chinesische Volksbefreiungsarmee deutliche Signale dorthin ausgesandt. Zum einen ist es eine unmissverständliche Warnung an die separatistischen Kräfte, die die Unabhängigkeit der Insel anstreben. Bei dem Manöver handelt es sich um eine legitime und notwendige Maßnahme zum Schutz der Souveränität unseres Landes und zur Wahrung der nationalen Einheit. Gleichzeitig hat die Volksbefreiungsarmee ausländischen Mächten vor Augen geführt, dass jegliche interventionistischen Anwandlungen gegen die schlagkräftigen Verteidigungskapazitäten Chinas, zu denen Flugzeugträger und Überschallraketen gehören, zum Scheitern verurteilt sind. Die Welt muss begreifen, dass die Wiedervereinigung Taiwans mit China nicht aufgehalten werden kann", unterstreicht HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Ein Gastkommentator der japanischen Zeitung YOMIURI SHIMBUN sieht in dem chinesischen Manöver nicht nur eine Warnung an Taiwan, sondern auch an die USA und Japan: "Mit der Androhung militärischer Gewalt zeigt China unmissverständlich, dass es die Spannungen in der Region erhöhen will. Die Führung in Peking sollte endlich erkennen: Chinas egoistische Handlungen verstärken nicht nur das Misstrauen anderer Länder, sondern verdeutlichen auch, wie unnormal sich Peking gegenüber der internationalen Gemeinschaft verhält", konstatiert YOMIURI SHIMBUN aus Tokio.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG vergleicht das Manöver mit einer Belagerung: "Die chinesischen Streitkräfte üben seit Jahren das Abschnüren der Insel von der Außenwelt. Taiwan ist stark vom Außenhandel abhängig. Alles Öl und Gas, das die Insel braucht, wird importiert. Was die Chinesen noch üben, setzen die Amerikaner mit Venezuela bereits um. Die US Navy hat mit Kriegsschiffen eine beeindruckende Drohkulisse aufgezogen. Präsident Trumps Absicht ist ziemlich unverhohlen der Regimewechsel in Caracas. In den Augen von Xi Jinping ist Taiwans demokratisch gewählter Präsident Lai Ching-te nichts anderes als ein Separatist. Natürlich lassen sich Venezuela und Taiwan nicht eins zu eins vergleichen. Doch mit der rechtlich fragwürdigen Blockade des südamerikanischen Landes gibt Trump China argumentative Munition, wenn es eines Tages das, was es lange geübt hat, umsetzen will", warnt die NZZ aus der Schweiz
Das Treffen von US-Präsident Trump und dem ukrainischen Staatschef Selenskyj ist Thema in der RZECZPOSPOLITA. Die polnische Zeitung kritisiert Trump für seine in Szene gesetzten Erwartungen an ein rasches Friedensabkommen: "Diesmal weckte Trump Hoffnungen auf einen Durchbruch durch ein Telefonat mit dem russischen Präsidenten Putin, das er kurz vor dem Treffen mit Selenskyj führte und in dem er ein weiteres Treffen mit dem Kreml ankündigte. Alles deutete darauf hin, dass Trump mit einem Ende des Krieges noch in diesem Jahr rechnete. Dass er gerade eine diplomatische Offensive gestartet hatte und ein Kompromiss nur noch eine Frage von Tagen sei. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Wir können nur weiterhin das Schauspiel des amerikanischen Illusionisten beobachten und die Hoffnung auf ein Wunder nicht aufgeben", notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Auch die slowakische Zeitung PRAVDA aus Bratislava äußert sich skeptisch: "Ein Friede ist noch weit. Irgendeine Kleinigkeit kann zu einem für Monate unüberwindbaren Hindernis werden. Sind wir Zeugen einer Theaterfarce oder aufrechten Bemühens um Frieden?"
Der britische TELEGRAPH aus London bemerkt zu dem Treffen zwischen Trump und Selenskyj in Florida: "Das Problem bei diesen Gesprächen ist, dass die entscheidende Kriegspartei nicht anwesend ist und mit ziemlicher Sicherheit jede Vereinbarung ablehnen wird, die einem Beitritt der Ukraine zur NATO gleichkommt. Viel hängt nun von der Reaktion Wladimir Putins ab, und die Erfahrung lehrt uns, dass er in der Lage ist, die Amerikaner und Ukrainer gegeneinander auszuspielen."
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT geht auf die von den USA in Aussicht gestellten Sicherheitsgarantien für die Ukraine ein: "Selenskyj strebt einen Zeitraum von 30 bis 50 Jahren an. Die von den USA vorgeschlagene 15-jährige Garantie mit Verlängerungsoption scheint Kiew nicht auszureichen. Mit Trumps Aussage, er werde den ukrainischen Vorschlag 'in Erwägung ziehen', deutet einiges darauf hin, dass Washington die Sicherheitsgarantien als 'geopolitisches Instrument' einsetzen will. Langfristige Zusagen würden die Ukraine faktisch in die strategische Einflusszone der USA bringen", analysiert MÜSAVAT aus Baku.
Der britische INDEPENDENT aus London hält die USA mit iSicherheitsgarantien für nicht vertrauenswürdig; "Es ist unwahrscheinlich, dass die US-Regierung unter Präsident Trump amerikanische Truppen und Raketen irgendwo auf ukrainischem Boden stationieren wird. Ohne physische Präsenz der USA in der Ukraine dürfte sich aber Russlands Präsident Putin kaum abschrecken lassen, wenn er eine Chance für einen schnellen Sieg über eine halb-demilitarisierte Ukraine sieht."
Die US-Zeitung WASHINGTON POST empfiehlt: "Am besten wäre es, fragile Sicherheitsgarantien durch umfassende Vorkehrungen zu untermauern: die Ukraine bis an die Zähne zu bewaffnen, ihr beim Aufbau sogenannter 'Drohnenwälle' zu helfen und ihre Armee mit ausreichender Artillerie sowie Mittelstreckenraketen auszustatten, um künftigen russischen Revanchismus abzuschrecken."
Die US-Zeitung THE HILL schreibt: "Die Ukraine bleibt auch im kommenden Jahr für Putin von zentraler Bedeutung. Angesichts Trumps Neigung, Moskau gegenüber Kiew zu bevorzugen, könnte Russland tatsächlich seinen Willen durchsetzen. Im Gegensatz zum chinesischen Staats- und Parteichef Xi, der seine Pläne für Taiwan vorerst zurückgestellt hat, treibt der russische Präsident seine Invasion in der Ukraine weiter voran. Und genau das könnte im kommenden Jahr für die Ukraine ein Problem werden. Präsident Selenskyj gehen möglicherweise die Soldaten und die Munition aus. Die Ukraine ist nach wie vor mit Kernreaktoren übersät. Könnte in einer solchen Extremsituation eine ukrainische Atomwaffe oder eine schmutzige Bombe zum letzten Mittel werden, um Russland abzuwehren?", fragt THE HILL aus Washington.
Die US-Zeitung THE PALM BEACH POST aus Florida resümiert: "Trump erklärte abermals, dass seiner Meinung nach die Feindseligkeit zwischen Selenskyj und dem russischen Präsidenten Putin ein Hindernis für den Frieden darstellt. Trump äußerte sich frustriert darüber, dass der Konflikt nach fast vier Jahren des Blutvergießens noch immer nicht beendet sei."
Und die australische Zeitung SYDNEY MORNING HERALD fragt sich, " ... ob der Friedensprozess nicht zuletzt wegen Trumps Blindheit gegenüber Putins Absichten scheitern könnte. Die Ukraine würde gezwungen, Bedingungen zu akzeptieren, die weder ihr Volk noch ihr Parlament akzeptieren kann."
