Mittwoch, 08. Mai 2024

Kleiderordnung
Die Krawatte im Niedergang

Aus Deutschlands Büros verschwindet ein Stück Kulturgeschichte: Krawatten sind immer seltener zu sehen. Die Ein- und Ausfuhren von Krawatten und Fliegen sind deutlich zurückgegangen.

11.03.2024
    Die Krawatte von Bundesfinanzminister Lindner liegt zu Beginn der Kabinettssitzung auf dem Kabinettstisch im Bundeskanzleramt.
    Selbst Minister verzichten schon mal auf die Krawatte: Die Krawatte von Bundesfinanzminister Lindner auf dem Kabinettstisch im Bundeskanzleramt. (Bernd von Jutrczenka / dpa / Bernd von Jutrczenka)
    Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden 2023 nur noch knapp 4,8 Millionen Krawatten und Binder importiert, 2014 waren es noch 14,4 Millionen. Auch die Ausfuhren sind um knapp 60 Prozent von 5,2 auf 2,1 Millionen Stück geschrumpft.
    Gründe dafür sind der Trend zum Homeoffice - denn nur die allerwenigsten Männer legen daheim den gleichen Wert auf Chic wie vor den Augen der Kolleginnen und Kollegen im Büro - und eine Lockerung der Kleiderordnung in den Unternehmen. Manche Fachleute machen die US-Technologieindustrie verantwortlich, deren Chefs in den 70er Jahren auf Krawatten verzichteten und damit zu modischen Trendsettern in der Geschäftswelt wurden. Manchmal wird auch der italienische Modemacher Giorgio Armani zum Schuldigen erklärt, weil dieser den Anzug mit dem T-Shirt kombinierte.
    Zu den letzten Krawatten-Bastionen zählten Banken und Versicherungen, doch auch in der konservativen Finanzbranche greift die Krawattenlosigkeit um sich. Früher gab es in vielen Banken, Sparkassen und Landesbanken Krawatten-Empfehlungen für Azubis und neue Mitarbeiter. Aber selbst bei den Landesbanken ist "Ohne Schlips" kein Tabu mehr. Bei der Bayerischen Landesbank schaffte der Vorstand 2020 den Kodex ab. Seitdem heißt es dort "Come as you are".
    Diese Nachricht wurde am 11.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.