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Die Krimikapitale

Deutschlands heimliche Krimihauptstadt heißt Hillesheim. In der kleinen Eifelgemeinde warten viele unglaubliche Geschichten auf krimiaffine Besucher. Und nicht immer ist ganz einfach, Dichtung von Wahrheit zu trennen.

Von Heike Braun |
    Wer an einem Wochenende durch Hillesheim spazieren geht, darf sich über merkwürdige Gestalten nicht wundern. Die einen sind wie Sherlock Holmes verkleidet. Andere wie Miss Marple. Manche Männer in Regelmänteln, sehen Inspektor Columbo zum Verwechseln ähnlich. Alles nichts Besonders in der kleinen Eifelgemeinde. Damit sich hier die Leute umdrehen, muss man sich schon mehr einfallen lassen.

    "Wir sind alle angekettet und haben Sträflingskleidung an und das macht irgendwie Spaß."

    Pater Brown hätte zu diesem Aufzug sicherlich gesagt:

    "Hübsch hässlich, meine Tochter. Hübsch hässlich!"

    In gestreiften Anzügen, und mit schweren Ketten an den Handgelenken, werden sie von einem Mann in Polizeiuniform durch den Ort geführt.

    "Strafe muss sein"
    Touristin: "Was haben Sie denn verbrochen?"
    Sträfling: "Doppelmord"
    Anderer Sträfling:"Nein! Du hast gewildert"
    "Ach ja! Ich habe gewildert!"
    Andreas Schmitz: "Ja das sind alles leichte Fälle"

    Die Möchtegern-Sträflinge haben zuvor im Hotel Amtsrichter übernachtet. Einem ehemaligen Gefängnis. Jetzt sind sie in Sträflingskleidung auf Freigang. Der Mann in Polizeiuniform ist ihr Hotelier, Andreas Schmitz. Denn im Hotel zum Amtsrichter kann der etwas anderen Urlaub gebucht werden: Eine Übernachtung im Gefängnis. In richtigen Zellen. Bei Wasser und Brot. Wahlweise kann auch eine "Henkersmahlzeit" oder ein "armes- Sünder-Süppchen" bestellet werden. Schon die Eltern von Andreas Schmitz hatten die Idee, aus dem alten Gefängnis ein Restaurant zu machen. Später kam der Hotelbetrieb dazu.

    "Hier stehen wir an der Zellentüre, da kann man die Klappe aufmachen. Da wurde den Häftlingen früher das Essen durchgereicht. Die Türen sind überall in dem denkmalgeschützten Gebäude, dass 1860 gebaut wurde als Amtsgericht und in dem Gefängnisanbau von 1892. In dem Haus waren acht Zellen untergebracht. Für die damalige Zeit war das sehr ausbruchssicher. Die Mauer war sechs Meter hoch. Heute ist sie nur noch vier Meter, damit die Leute was von der Landschaft sehen. Diese Zelle ist Original- Größe vier Meter mal zwei Meter. Und die Leute sind immer ganz begeistert, wenn sie die mit Blech beschlagenen Türen sehen und vor allem, dass das mit Dusche und WC ist. Und nicht so karg, wie das früher war."

    Nur eine Straßenecke vom ehemaligen Gefängnis entfernt, geschieht in einem anderen Hillesheimer Hotel, gerade das fast perfekte Verbrechen. Auch hier haben die Gäste eines der Komplettpakete gebucht: das sogenannte Blutspur-Wochenende. Mit Übernachtung im Krimihotel und natürlich mit einem Mord.
    Alle Teilnehmer haben für ein Detektivspiel mit drehbuchreifen Ideen bezahlt. Und jeder weiß: Heute soll ein Mord aufgeklärt werden. Doch die Veranstalter verstehen es gekonnt, ihre Gäste abzulenken. Die meisten bekommen die eigentliche Tat, gar nicht mit. Plötzlich liegt jemand regungslos am Boden. Und das Spiel beginnt:

    "Was ist denn dem Mann passiert?"
    "Vermutlich vergiftet."
    "Sie haben doch alle zugesehen. Sie müssen doch was gesehen haben."
    "Da lag vorhin noch ein Flachmann. Der ist jetzt weg"
    "Und da hat der raus getrunken?"
    "Das ist meiner. Ich habe einen Abszess am Mund. Da muss ich mit gurgeln. Da ist Whisky drin."
    "Na dann wissen wir ja auch warum es Gift ist".

    Ein ganzes Team von Schauspielern und Krimiautoren begleitet die zahlenden Gäste von nun an durch den Tag. Es gilt den Tod eines Gitarrenspielers zu klären, der nach einem Schluck aus einem Flachmann plötzlich leblos am Boden lag. Es werden Beweise gesichert, Spuren und Tatorte untersucht, Verhöre durchgeführt. Ganz wie bei Miss Marple, Pater Brown und Sherlock Holmes geschieht natürlich noch ein weiterer Mord. Ausgerechnet an demjenigen, den alle in Verdacht hatten, der Täter zu sein. Dann wird auch noch die harmlose Reporterin vom Deutschlandfunk beschuldigt. Die eigentlich nur gekommen ist, um für den Sonntagsspaziergang Aufnahmen zu machen.

    "Ja das ist ganz klar. Sie waren es. Es war ja ein Giftmord. Da sind Frauen immer verdächtig. Da kommen Sie auch nicht mehr raus."

    Während die rund 50 Blutspurteilnehmer versuchen falsche von richtigen Spuren zu unterscheiden, werden im Hillesheimer "Krimihotel" ihre Betten gemacht. Schon im Foyer wird deutlich: Diese Herberge ist anders. Die alten Filmplakate an den Wänden sind teilweise absolute Raritäten. Die Speisesäle sehen aus wie Herrenzimmer. Eingerichtet mit alten Chesterfield Möbeln. Auf dem Weg zu den Zimmern, fällt der Blick fällt auf einen Geigenkasten in der Ecke. Wolle und Stricknadeln liegen auf einer Kommode, auf einem Ecktisch steht ein historisches Schachbrett. Fast könnte man glauben, hier sind Miss Marple, Sherlock Holmes oder Hercul Poirot, verfilmt worden.

    Jeder Raum ist anders gestaltet. Viele Gegenstände in den Zimmern sind aus Filmen bekannt. Zum Beispiel aus Klassikern, wie "Mord im Orientexpress", "Arsen und Spitzenhäubchen", "James Bond", "Drei Engel für Charlie". Andere Einrichtungen sind modernen Polizeigeschichten nachempfunden, wie "dem Schwedenkrimi", "Tatort", "Toto und Harry". Eines ist aber überall gleich: ein großer roter Knopf an der Türe. Christoph Böhnke ist der Direktor des Krimihotels. Er weiß: das erste was die meisten seiner Gäste machen, ist: Koffer abstellen und Knopf drücken.

    "Es ist also streng verboten, diesen Knopf zu betätigen. Es steht auch hier drauf. Nicht auf den Knopf drücken. Es droht Gefahr. Aber richtige Krimifans, die hier wohnen, die lassen sich nicht davon abhalten."

    Mit am Beliebtesten ist das Derrick Zimmer. Wer dort auf den Knopf drückt, hört den wohl meist zitierte Satz von Horst Tappert.

    "Harry, wir brauchen den Wagen. Sofort!"

    Der Besucher erfährt aber auch, warum dieser Satz so bekannt wurde.

    "Harry hol schon mal den Wagen, ist so eine Geschichte, die sich aus dieser Freitagsnacht-Sendung entwickelt hat. Wo es so eine Persiflage auf die Serie gab. Harry wir brauchen den Wagen, ist in Wirklichkeit nur ein einziges Mal gefallen. Und man sieht, wie sich da Sachen raus entwickeln und weiter beflügeln."

    Eine andere –nicht so ganz ernst zu nehmende- Geschichte ist die, mit den Tränensäcken von Horst Tappert. Die hängen hier angeblich als Original an der Wand.

    "Zu diesen Tränensäcken gibt es eine ganz tolle Geschichte. Wir werden von vielen Gästen gefragt, wie wir da dran gekommen sind. In der Rolle stand halt, dass der Derrick Tränensäcke haben muss und Horst Tappert hat selber aber gar nicht so ausgeprägte Tränensäcke und hat immer Prothesen getragen. Nachdem die letzte Sendung abgedreht war, hat Derrick uns seine Tränensäcke zur Verfügung gestellt. Ja!"

    Bei all den unglaublichen Geschichten, die in Hillesheim erzählt werden, bleibt es den Besuchern selbst überlassen, Wahrheit von Erfindung zu trennen. Genau dafür sind sie ja schließlich in die Eifel gekommen.

    Vor dem Hotel ist eine Gruppe unterwegs, die an dem Detektivspiel teilnimmt. Sie versuchen immer noch den Mord an dem Gitarrenspieler aufzuklären. Er hatte Gift aus dem Flachmann eines anderen Gastes getrunken.

    Mann: "Wir sind noch etwas orientierungslos. Wir brauchen noch ein bisschen."
    Frau: "Uns fehlen ja immer noch die Ergebnisse aus dem Labor, ob überhaupt Digitalis in dem Flachmann drin war. Das weiß ich nicht.""
    Mann: "Wir haben so ein paar Listen und Indizien mitbekommen und jetzt geht es darum, die Namen, die auf den Listen aufgetaucht sind, zu befragen."
    Frau: "Wir werden jetzt den zweiten Zeugen verhören."

    Es hört sich nicht nur so an: Alle sind mit Feuereifer dabei. Besonders bei den Verhören geht es richtig zur Sache. Hinter den Verdächtigen verbergen sich Schauspieler. Auch der Mann, dem angeblich der Flachmann mit dem Gift gehört, ist einer. Er wird den ganzen Tag von Amateurdetektiven verhört: Wie kam das Gift in Ihren Flachmann? Warum hat der tote Gitarrist daraus getrunken? Einige sind richtig hartnäckig.

    "Ungewöhnlich ist: ein Flachmann, den lässt man nicht aus dem Auge, den stellt man nicht einfach so dahin."
    - "Da waren ja keine Kinder im Raum. Ich hab mir da jetzt wirklich nichts dabei gedacht. Der hat mich gestört in meiner Jackentasche und dann habe ich ihn dahin gestellt." - "Ja wenn der stört, dann nimmt man ihn erst gar nicht mit." - "Also jetzt bitte, entschuldigen Sie: es waren keine Kinder da." - "Rausgerede. Nur Rausgerede"
    - "Was wäre denn meine Motivation? Warum sollte ich in meinen Flachmann Gift rein tun? Wenn ich den Mensch hätte töten wollen, hätte ich ihm das in sein Getränk getan. Ich stell doch da nicht einfach Gift hin in der Hoffnung, dass da ein mir wildfremder Mensch an diese Flasche geht und aus dieser Flasche trinkt."

    Das Verhör findet im Café Sherlock statt. Mitten in Hillesheim. In einer Gasse, die ein bisschen an das England der 20er-Jahre erinnert. Auch die typische, rote Telefonzelle fehlt hier nicht. Im Café selbst, fällt der Blick sofort auf die Garderobe. Dort hängen der sogenannte Sherlock Holmes "Inverness-Mantel" und eine dunkelgrüne Jagdkappe. Auf einem Tisch liegt –wie zufällig- eine Pfeife. So als würde der große Detektiv irgendwo unter den Gästen sitzen. In einer Ecke steht eine Puppe, in der Uniform eines britischen Polizisten. Die Räume sind eine Mischung aus Museum und Filmkulisse in Irish-Pub-Atmosphäre.

    Was viele nicht wissen: Das Café Sherlock hat zwei Räume. Einen davon für Raucher. Hier sitzt mehrmals in der Woche Michael Preute alias Jacques Berndorf. Er ist Journalist und der Erfinder des Eifelkrimis. Sein Roman "Eifelblues" gilt als Auslöser für den Krimiboom, der heute in Hillesheim herrscht. Dass er im Raucherzimmer sitzt, hat einen einfachen Grund: Auch Michael Preute ist Pfeifenfan. Genau wie Sherlock Holmes.

    "Ich habe heute noch eine Pfeife, die hat mein Vater mir geschenkt. Die hat er aus England mitgebracht. Da war ich 20. Ich habe heute 350 Pfeifen. Wobei man wissen muss, dass ich als Journalist auf jeder großen Reise an Tabakgeschäften vorbei komme und mir eine Pfeife kaufe."

    Michael Preute hat als Auslandskorrespondent für Spiegel und Stern geschrieben. Sein spannender, geschliffener Schreibstil, seine Freude an klar strukturierten Geschichten und seine gründliche Recherchearbeit, machten seine Krimis in regionalem Milieu, schnell zu etwas Besonderem. Nicht nur die Bewohner der Eifel haben Gefallen an seinen Geschichten. Gerade das bundesweite Interesse für Jacques-Berndorf-Krimis, bescherte den Erfolg.

    ""Ich habe bloß etwas gemacht, was ich heute definieren würde, als ausgefuchste Reportage, in die ich zur Spannung einen Mord rein gelegt habe. Und offensichtlich kam das an. Nach dem vierten oder fünften von jetzt insgesamt 22, wurde das eigentlich Programm. Alte Eifler knurrige Köpfe, wortkarg zu schildern, in einer Landschaft, die genau zu denen passt."

    Einige halten Michael Preute sogar für den Erfinder einer neuen Krimigattung.

    "Man hat dann immer gesagt: er ist der Vater des Regionalkrimis. Aber das ist zu viel der Ehre, das haben andere auch gemacht."

    Tatsächlich hat es zeitweise einmal knapp 50 Autoren gegeben, die Eifelkrimis schrieben. Und auch wenn sich Michael Preute bescheiden gibt: Seine Jacque Berndorf Krimis sind bis heute mit die Bekanntesten. Auch ganz hoch im Kurs: die Romane von Ralf Kramp.

    Die Kramp und Berndorf Krimis dienen inzwischen sogar als Reiseführer durch Hillesheim. Und zwar bei den so genannten Krimiwanderungen. Der Touristikverband organisiert sie. Fans des Eifelkrimis nehmen daran teil. Sie wollen alle Stellen sehen, die in den Büchern beschrieben sind. Immer wieder schlüpfen die Teilnehmer dabei, in die Rolle der Romanfiguren.

    "Du stinkst wie die Parfümerieabteilung des Kölner Kaufhofs." - "Herbie ignorierte Julius wohlmeinende Kritik und betrachtete die Schuhputzmaschine auf dem Hotelflur" - "Oder besser noch: wie ein orientalisches Freudenhaus" - "Ich habe mich ein wenig abendefein gemacht." - "… murmelte Herbie und entschied sich, angesichts der Farbe seiner Schuhe, für die Schuhcremesorte farblos"."

    Diese Führungen sind so gestaltet, dass alle auf ihre Kosten kommen. Diejenigen, die noch nie einen Eifelkrimi gelesen haben, lernen sie jetzt kennen. Die Eifelkrimifans nutzen den Rundgang, um sich auszutauschen.

    "Ich habe die alle gelesen. Aber das ist mir der Liebste." - :"Wo die da alle an den Bäumen angekettet sind" - "Hach war das schön!" - " Ja, ja. Stimmt."

    Die Krimi-Wanderung ist aber auch eine Zeitreise durch die historische Geschichte von Hillesheim.

    Führerin Hella Blick: "Im Großraum Trier wurden im 16. Jahrhundert über 2000 Menschen als Hexe gefoltert und verbrannt. Und damals war Hillesheim mit über 300 Einwohnern, einer der größten Orte, die wir hier in der Eifel hatten. Es war also jede zweite, jede dritte schon betroffen als Hexe angeklagt zu werden. Da hat man ganz einfach einen Test gemacht. Man hat sie an einen Stuhl gefesselt und in einen Teich geworfen. Konnte sie sich befreien, war es natürlich eine Hexe. Konnte sie sich nicht befreien, hat sie leider Pech gehabt und ist ertrunken. So einfach hat man es sich damals gemacht."

    Es kommt natürlich auch vor, dass sich die Krimiwanderer und die Blutspur Detektive in Hillesheim treffen. Die Krimiwanderer nehmen nur für einige Stunden an der Ortsführung teil. Die Blutspur-Leute bleiben mehrere Tage und übernachten alle im Krimihotel.

    "Wir wohnen im Zimmer Edgar Wallace" - "Ich wohne im Columbo Zimmer" - "Das ist ganz liebevoll gemacht und eingerichtet." - "Ich bin im Name der Rose Zimmer. Da steht auch ein Mönch in Kutte im Zimmer. Rustikale Holzmöbel, kleine Erker zum Beten." - "Wir sind im Zimmer Alfred Hitchcock. Das ist eine super Atmosphäre, muss ich sagen." - "Darf ich denn mal fragen, ob sie den roten Knopf schon ausprobiert haben?" - "Ja ich sofort:" - "Ich habe mich noch nicht getraut" - Aber am letzten Tag, da mach ich das" - "Dann noch viel Spaß."

    Die Blutspurdetektive, haben immer wieder die Möglichkeit, in ihr Hotel zurückzukehren. Dort treffen sie sich mit den anderen Hobby-Ermittlern, tauschen sich aus, oder gehen Listen durch, auf denen alle ihre Ergebnisse eingetragen haben. Auch Gerd Müller aus Bergisch Gladbach ist gerade dabei seine Ideen mit denen der anderen zu vergleichen. Er ist im wahren Leben leitender Versicherungsangestellter. Natürlich ist er überzeugt, dass er und seine Frau viel mehr wissen als die übrigen Mitspieler. Und das, obwohl hier auch richtige Polizeibeamte und Anwälte mitspielen. Bernd Müller glaubt trotzdem: am Ende überführt er den Täter.

    "Ja die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben. Es gibt viele, die ein Motiv haben. Also wir haben verschiedenen Personen. Eine Blumenhändlerin, die das Opfer kannte, die uns auch Hinweise gegeben hat, wer Probleme mit dem Opfer hatte."

    Freund von Müller: "Die Blumenhändlerin steht bei uns als Täterin ganz oben auf der Liste."
    Müller: "Wir haben alle Verdächtigen, die am Mordfall beteiligt waren, befragt. Den letztendlichen Schluss haben wir noch nicht gezogen. Da fehlt uns noch was."

    Freund von Müller: "Sie haben wir ja auch immer noch im Verdacht. Ich hatte mich immer gefragt: da saß doch noch jemand mit einem Mikrofon. Wo ist die denn hin?"

    Die Mordfälle sind hoch komplex, gut durchdacht und halten die Teilnehmer den ganzen Tag auf Trapp. Manche Spuren führen allerdings auch in die Irre. Einer der sich diese Geschichten ausdenkt und auch als Ermittler durch den Tag führt, ist der Krimiautor Ralf Kramp. Sein bekanntester Roman ist "Tief unterm Laub". Ralf Kramp leitet auch das so genannte Kriminal- Haus in Hillesheim. Dort gibt es unter anderem das Krimiarchiv, mit 26.000 Romanen, Nachschlagewerken und Biographien. Zwischen den Bücherregalen versteckt finden sich Spurensicherungskoffer, FBI Utensilien und erste Mikroskope zur Untersuchung von Blutproben.

    "Wir haben auch ein altes Fingerabdruck Kid. Ein Utensil mit einer kleinen Walze, damit wurde dann die Farbe aufgetragen. Da wurde dann der Finger drauf gedrückt und hierauf übertragen. Hier ist ein Spurensicherungsset von der deutschen Kripo von 1960. Das ist verrückt, weil das sieht aus, als wären das Behälter für Erbsensuppe zur Mittagspause. Aber da sind offensichtlich Gipsmaterialien drin transportiert worden, die dann zum Ausgießen von Fußabdrücken verwendet wurden."

    Ralf Krampf war einmal Maler und Lackierer. Bis er über Umwege zum Karikaturisten, Krimiautor und Verleger wurde. Vor einigen Jahren gründete er eine Theatergruppe, die sich auf die Welt des Verbrechens spezialisiert hat. Seine Frau teilt dieses Hobby mit ihm.

    "Wie lesen auch fast nur Kriminalliteratur. Das ist ganz verrückt. Auch im Fernsehen, ist es eigentlich immer wieder der Krimi, den wir uns angucken. Aber dieses Genre reizt uns einfach und das hat uns auch zusammen geführt. Meine Frau ist Buchhändlerin, ich bin Verleger. Ich habe vor 10 Jahren auch den Verlag übernommen, in dem meine Krimis erscheinen. Dann kam diese Sammlung dazu. Und als wir dann aus Raumnot in dieses große Gebäude gezogen sind, da gab es unten noch Räume, die waren eigentlich nur als Lagerräume gedacht. Und auf einer unserer Fahrten nach England haben wir dann gedacht, man könnte in diesen schönen verwinkelten Räumen eine Art Café einrichten. Und wir haben so viele Sammlerstücke, die mit Krimis zu tun haben, das könnte man doch wunderbar dekorieren, und dann haben wir das Café Sherlock da eingerichtet."

    Genau dort sind inzwischen die Krimiwanderer angekommen. Die Tische im Café Sherlock haben in der Mitte alle einen Hohlraum. Darin liegen Sammlerstücke. Geschützt von einer Glasplatte. Und jeder Gast kann ganz schnell erkennen, zu welcher Romanfigur sein Tisch passt.

    "Ach hier ist ein Brief, der ist an Miss Marple adressiert. Von daher muss das ja der Miss Marple Tisch sein." - "Und Handschuhe." - "Das sind bestimmt Indizien, die sie gefunden hat" - "Und hier ist noch ein Schlüssel. Da sieht man, dass Mr. Stringer und Miss Marple immer ein Doppelzimmer hatten. Sonst müssten es ja zwei Schlüssel sein."

    Genau wie Miss Marple sind Krimifans immer bereit, aus wenigen Indizien ihre Schlüsse zu ziehen. Am Abend sind auch die Blutspur Detektive soweit, den Mord an dem Gitarristen aufklären. Ob die Tat nun von der Blumenhändlerin, dem Mann mit dem Flachmann oder der Reporterin vom Deutschlandfunk begangen wurde, bleibt übrigens ein Geheimnis. Wer das erfahren will, muss selbst nach Hillesheim kommen.
    Oder Wie Miss Marpel sagen würde:

    "Auf geht’s Mr. Stringer. Sie und ich müssen die Spur, die wir gefunden haben, ganz alleine verfolgen."