Gelingen? Haben wir recht gelesen? Ist das Gelingen des diesseitigen Daseins etwa eine "Kunst der Resignation"? Resignation nur bezogen auf metaphysische Sinnerwartungen, sodass es um eine Kunst der "freiwilligen Sinnbescheidung und Unterwerfung unter das Unverfügbare" ginge, wie der Autor meint? Ja, so ist es. Nicht nur Abschied vom Sinn sollen wir nehmen, sondern auch noch "Abschied vom Abschied", bis wir nichts mehr vermissen. Eine solch positivistische Haltung als Kunst der Resignation zu verkaufen, erschiene freilich reichlich konstruiert, ihre Grundlagen könnten wohl kaum lange vorhalten, ihre Konsequenzen würden nicht allzu erfreulich sein. Aber es ist unklar, ob der Autor nicht in Wahrheit mit einer tragischen Weltsicht sympathisiert, wenn er davon spricht, dass "ein Schleier der Melancholie und Traurigkeit über allem Endlichen ausgebreitet sei"; und ob er nicht selbst ein Romantiker ist, wenn er es als "romantische" Vorstellung bezeichnet, dass "alles Menschliche im dunklen Grab der Erde" verschwindet, sodass eine Existenz allenfalls dann gelingen kann, wenn sie sich in der Vergänglichkeit, im Unvollkommenen und Fragmentarischen einrichtet.
Das sind Überlegungen, die eine abgründige Dimension zum Vorschein bringen. Auf diesen Seiten seines Buches durchbricht der Autor die ansonsten zu zahlreichen Wiederholungsschleifen und gewinnt an Intensität, sodass man den Eindruck hat, ein großartiges Buch zu lesen, das sich nicht in oberflächlichen Betrachtungen des Positiven erschöpft. Die Einsicht in die Abgründigkeit geht einher mit der Schlussfolgerung, selbst etwas für die Bedeutsamkeit des eigenen Lebens tun zu müssen, wenn es denn trotz allem sinnvoll gelebt werden soll. Das wiederum bedürfte einer Lebenskunst, deren althergebrachten philosophischen Begriff der Autor aus unerfindlichen Gründen scheut, gleichwohl aber einige ihrer Künste erörtert. Das Lachen etwa, das ausreichend viel "tröstende Kraft" aufweist, um nicht unterzugehen in der Resignation. Eine eigene Auseinandersetzung gilt dem Wissen, das in der Moderne, anders als in früheren Zeiten, keine Glücksgestalt mehr darstellt und die Resignation eher noch befördert. Insbesondere für das kosmologische Wissen ist die gesamte Geschichte der Menschheit nur "eine vorübergehende Episode und ihr Schauplatz nur eine winzige Insel". Käme es angesichts des modernen Wissens aber nicht eher darauf an, an das alte sokratische "Ich weiss, dass ich nichts weiss" zu erinnern? Weisen wir dem Wissen nicht eine unangemessene Gewissheit zu, die ihm, wie die sich ständig korrigierende und selbst überbietende Wissenschaftsgeschichte zeigen kann, gar nicht zukommt?
Daraus ergäbe sich freilich nicht Resignation, sondern einfach eine Haltung der Skepsis, und zu dieser neigt unser Autor definitiv nicht, aus guten Gründen: Sie würde eine "Kunst der Resignation" überflüssig machen. Allerdings wird von Resignation, halten wir dies zum Schluss fest, in diesem Buch ohnehin nur wenig gesprochen. Der erste Satz, der zum Schluss noch einmal wiederholt wird, hat tatsächlich schon alles verraten.