Viele eurer Gedichte beschäftigen sich mit den Oberflächlichkeiten, die sich im alltäglichen Leben an jeder Ecke finden, mit Statussymbolen und Äußerlichkeiten. Ihr stellt die Frage, ob es wirklich immer das Neueste vom Neuesten sein muss und ob man, wenn man nicht mitzieht, den Anschluss verliert. So schreibt ein Schüler: wir "(...) ertränken uns in Bubble-Tea." Doch ist es wirklich wichtig ob jemand Bubble-Tea oder Cola trinkt? Macht das einen Unterschied? Seine inneren Werte sind deswegen nicht anders.
Das zeigt ihr auch in euren Gedichten und schreibt über Liebe und Freundschaft, die stark genug ist hinter die Fassade zu blicken und die eigentliche Persönlichkeit einer Person zu erahnen, die "für das Auge unsichtbar" ist.
Doch geht es in der Liebe und in der Freundschaft nicht immer harmonisch zu, daher thematisiert ihr auch die Beziehungen, die an den Oberflächlichkeiten scheitern. Denn wenn es zu Empfindungen, Gefühlen und Auseinandersetzungen kommt, kann auch ganz schön scharf geschossen werden. Das zeigt das Gedicht einer Teilnehmerin, sie schreibt: "Erste Blicke fallen, wie Schüsse schießen, Streifschüsse, Urteile treffen, dann Tore sich schließen (...)".
Eine andere Teilnehmerin benennt den Schmerz als Erfahrung und lässt die Wunden heilen: "(...) alles gut verkleben und an der oberfläche nur narben zurückbehalten die unter der oberfläche ihre wurzeln haben (...)".
Ihr setzt euch auch mit euren eigenen Vorurteilen auseinander. Eine Schülerin findet eine sehr pragmatische Lösung - Sie lässt ihren Kopf fallen: "Ich ließ ihn hinter mir liegen und ging fort."
Tiefsinnig und ehrlich sind eure Gedichte.
Hier sind die fünf Monatsgewinner aus dem August! Wir gratulieren!
bröckeln. alltag.
die tage haben risse bekommen zwischen
innen und außen stein und mörtel
adern und haut mir und träumen
in meiner hand blieb nur eine vision zurück
die sich nicht ganz so perfekt abzeichnen lies
vielleicht hat an manchen stellen meine hand
einfach zu sehr gezittert als sie nach deiner greifen wollte
aber alles rückgängig machen geht nicht denn
life is like drawing without a rubber
also werde ich geknüllte taschentücher und
fehltritte wohl erfahrung nennen
mich mit jedem splitter meiner selbst akzeptieren
alles gut verkleben und
an der oberfläche nur narben zurückbehalten die
unter der oberfläche ihre wurzeln haben
die mich im wind des schicksals festhalten und stärker machen
während die zeit zwischen
nicht gemachten hausaufgaben und nach dem
sinn des lebens suchen verging
haben meine tage risse bekommen.
(Lena Kleist, aus Wermelskirchen, Städtisches Gymnasium Wermelskirchen, Klasse 13, Muttersprache Deutsch)
Marmor
Ein Mädchen aus Marmor, Gold und Diamant,
das jeder zur Vollkommenheit berufen fand.
Gesegnet mit allem, so zeigt es der Schein,
die Perfektion vereint in sich selbst zu sein.
Das Mädchen strahlt, lächelt und winkt,
wie ein Vögelchen das zur Sonne singt.
Doch Niemand ahnt was in ihr versteckt,
sich verzweifelt nach Liebe streckt.
Nicht einer sieht wie sie trauert und weint,
ist sie doch sich selbst der größte Feind.
Nur einmal am Tage, wenn die Sonne erwacht,
lässt sie die Melancholie zu, am Ende der Nacht.
Denn das Mädchen zerrissen durch großen Verrat,
begeht eine letzte, verzweifelte Tat.
Verabschiedet sich lächelnd von dieser Welt,
auf der sie jeder für vollkommen hält.
Die Maske fällt, das Vögelchen fliegt,
vorbei an dem Mädchen, das am Boden liegt.
Gebrochener Blick, vergessen, allein
und das Mädchen hört auf perfekt zu sein.
(Isabelle Neumann, aus Ludwigshafen, Heinrich-Böll-Gymnasium, Klasse 8, Muttersprache Deutsch)
Nebel
Er umgibt dich wie ein undurchsichtiger Schleier
Hinter dem du dich verbirgst
Dich verbirgst
Und glaubst
Dich zu schützen
Deine äußere Schale glänzt wie Marmor
Kühl, glatt und perfekt
Dein innerer Kern
Völlig unberührt
Unangetastet
Wie mit einem PIN-Code geschützt
Ich will sie knacken, die Walnussschale
Und dich sehen
Wie du bist
Und nicht
Was du vorgibst zu sein
Doch du lässt mich nicht
(Lena Marie Hinrichs, aus Wentorf, Hansa-Gymnasium Bergedorf, Klasse 7, Muttersprache Deutsch)
hinter den dingen
straßenbahngleise, gehetzte
aktenkoffer, asphalt
münder geschlossen wie türen
fassaden, fenster, ziegel
geruch: menschen, treppen,
gedanken an licht
an diesem tag
war der himmel
blau wie
die sehnsucht hinter den dingen
(Ansgar Riedißer, aus Renningen, Gymnasium Renningen, Klasse 8, Muttersprache Deutsch)
Unter der Oberfläche verloren
Der letzte Lichtschimmer
über mir
längst hinter mir
zurückgelassen
oben gleicht unten
taumle orientierungslos
tiefer hinab
oder wieder hinauf
wollte den Dingen
auf den Grund gehen aber
da ist kein Grund
nur Wasser
ich treibe hinab in
tiefere Gewässer
meine Lunge
schreit nach Luft
mein Auge
nach Licht
mein Verstand
nach Realität
aber ich habe mich
hoffnungslos in der Tiefe meiner
Tiefgründigkeit
verloren.
(Katharina Weidl, aus Langen, Dreieichschule Langen, Klasse 13, Muttersprache Deutsch)
Das zeigt ihr auch in euren Gedichten und schreibt über Liebe und Freundschaft, die stark genug ist hinter die Fassade zu blicken und die eigentliche Persönlichkeit einer Person zu erahnen, die "für das Auge unsichtbar" ist.
Doch geht es in der Liebe und in der Freundschaft nicht immer harmonisch zu, daher thematisiert ihr auch die Beziehungen, die an den Oberflächlichkeiten scheitern. Denn wenn es zu Empfindungen, Gefühlen und Auseinandersetzungen kommt, kann auch ganz schön scharf geschossen werden. Das zeigt das Gedicht einer Teilnehmerin, sie schreibt: "Erste Blicke fallen, wie Schüsse schießen, Streifschüsse, Urteile treffen, dann Tore sich schließen (...)".
Eine andere Teilnehmerin benennt den Schmerz als Erfahrung und lässt die Wunden heilen: "(...) alles gut verkleben und an der oberfläche nur narben zurückbehalten die unter der oberfläche ihre wurzeln haben (...)".
Ihr setzt euch auch mit euren eigenen Vorurteilen auseinander. Eine Schülerin findet eine sehr pragmatische Lösung - Sie lässt ihren Kopf fallen: "Ich ließ ihn hinter mir liegen und ging fort."
Tiefsinnig und ehrlich sind eure Gedichte.
Hier sind die fünf Monatsgewinner aus dem August! Wir gratulieren!
bröckeln. alltag.
die tage haben risse bekommen zwischen
innen und außen stein und mörtel
adern und haut mir und träumen
in meiner hand blieb nur eine vision zurück
die sich nicht ganz so perfekt abzeichnen lies
vielleicht hat an manchen stellen meine hand
einfach zu sehr gezittert als sie nach deiner greifen wollte
aber alles rückgängig machen geht nicht denn
life is like drawing without a rubber
also werde ich geknüllte taschentücher und
fehltritte wohl erfahrung nennen
mich mit jedem splitter meiner selbst akzeptieren
alles gut verkleben und
an der oberfläche nur narben zurückbehalten die
unter der oberfläche ihre wurzeln haben
die mich im wind des schicksals festhalten und stärker machen
während die zeit zwischen
nicht gemachten hausaufgaben und nach dem
sinn des lebens suchen verging
haben meine tage risse bekommen.
(Lena Kleist, aus Wermelskirchen, Städtisches Gymnasium Wermelskirchen, Klasse 13, Muttersprache Deutsch)
Marmor
Ein Mädchen aus Marmor, Gold und Diamant,
das jeder zur Vollkommenheit berufen fand.
Gesegnet mit allem, so zeigt es der Schein,
die Perfektion vereint in sich selbst zu sein.
Das Mädchen strahlt, lächelt und winkt,
wie ein Vögelchen das zur Sonne singt.
Doch Niemand ahnt was in ihr versteckt,
sich verzweifelt nach Liebe streckt.
Nicht einer sieht wie sie trauert und weint,
ist sie doch sich selbst der größte Feind.
Nur einmal am Tage, wenn die Sonne erwacht,
lässt sie die Melancholie zu, am Ende der Nacht.
Denn das Mädchen zerrissen durch großen Verrat,
begeht eine letzte, verzweifelte Tat.
Verabschiedet sich lächelnd von dieser Welt,
auf der sie jeder für vollkommen hält.
Die Maske fällt, das Vögelchen fliegt,
vorbei an dem Mädchen, das am Boden liegt.
Gebrochener Blick, vergessen, allein
und das Mädchen hört auf perfekt zu sein.
(Isabelle Neumann, aus Ludwigshafen, Heinrich-Böll-Gymnasium, Klasse 8, Muttersprache Deutsch)
Nebel
Er umgibt dich wie ein undurchsichtiger Schleier
Hinter dem du dich verbirgst
Dich verbirgst
Und glaubst
Dich zu schützen
Deine äußere Schale glänzt wie Marmor
Kühl, glatt und perfekt
Dein innerer Kern
Völlig unberührt
Unangetastet
Wie mit einem PIN-Code geschützt
Ich will sie knacken, die Walnussschale
Und dich sehen
Wie du bist
Und nicht
Was du vorgibst zu sein
Doch du lässt mich nicht
(Lena Marie Hinrichs, aus Wentorf, Hansa-Gymnasium Bergedorf, Klasse 7, Muttersprache Deutsch)
hinter den dingen
straßenbahngleise, gehetzte
aktenkoffer, asphalt
münder geschlossen wie türen
fassaden, fenster, ziegel
geruch: menschen, treppen,
gedanken an licht
an diesem tag
war der himmel
blau wie
die sehnsucht hinter den dingen
(Ansgar Riedißer, aus Renningen, Gymnasium Renningen, Klasse 8, Muttersprache Deutsch)
Unter der Oberfläche verloren
Der letzte Lichtschimmer
über mir
längst hinter mir
zurückgelassen
oben gleicht unten
taumle orientierungslos
tiefer hinab
oder wieder hinauf
wollte den Dingen
auf den Grund gehen aber
da ist kein Grund
nur Wasser
ich treibe hinab in
tiefere Gewässer
meine Lunge
schreit nach Luft
mein Auge
nach Licht
mein Verstand
nach Realität
aber ich habe mich
hoffnungslos in der Tiefe meiner
Tiefgründigkeit
verloren.
(Katharina Weidl, aus Langen, Dreieichschule Langen, Klasse 13, Muttersprache Deutsch)